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Rubrik:Haus & Garten    Datum: 31.05.2012
Manche mögen's wild, andere romantisch
Der Radrundweg "GartenTraum-Tour" zeigt die ganze Palette gärtnerischer Kunst im Osnabrücker Land
So unterschiedlich wie die Menschen, die sie bestellen, sind auch ihre Gärten. Deswegen gleicht keines der 38 grünen Paradiese entlang der GartenTraum-Tour im Osnabrücker Land dem anderen. Einige der Anlagen entlang des 169 Kilometer langen Rad-Rundwegs sind öffentlich, drei gehören zu Museen - die allermeisten aber sind ganz private Gärten, deren stolze Eigentümer Gästen gerne ihre Gartentüren öffnen. Am GartenTraum-Sonntag am 24. Juni erwarten die Besucher hinter vielen offenen Gartenpforten zudem noch einige besondere Überraschungen.

Um Stolz allein geht es jedoch nicht. Auch die Gründe dafür, dass hier so viele Gärtner gerne Gäste empfangen, sind ganz unterschiedlich. Als junge Häuslebauer in den 1970er-Jahren, erzählen etwa Doris und Jürgen Schneider, "haben wir so ziemlich alle Garten-Sünden begangen, die damals üblich waren. Als Sichtschutz haben wir zum Beispiel Tannen gepflanzt, die uns dann bald über den Kopf gewachsen sind." Große Teile des Gartens lagen in tiefstem Schatten, blieben kahl und unansehnlich. Behaupten die gastfreundlichen Pensionäre jedenfalls - zu sehen ist davon nichts mehr. Die Tannen sind längst gefällt und von der Terrasse fällt der Blick unverstellt auf den Teich, der rund ums Jahr von stetig wechselnden Blüten eingerahmt ist. "Es wäre schön gewesen, wenn es damals schon so etwas wie die GartenTraum-Tour gegeben hätte", sagt sie. "Ja", stimmt er zu, "dann hätten wir uns auch anschauen können, was man anstelle der Tannen pflanzen kann. Deshalb haben wir auch sofort mitgemacht, als hier die Idee aufkam, die Gartenpforten für Gäste zu öffnen." Mit guten Tipps und ein paar Stauden-Stecklingen im Gepäck fährt der Radler weiter zu den nächsten vier, höchstens fünf Gärten, die sich pro Tag bequem besuchen lassen.

Mehr sollte sich niemand vornehmen, denn allzu leicht kommt man ins Plaudern. So auch bei Hans-Jürgen Ehlert, der sein immenses Wissen über Fuchsien gerne teilt. Der Rentner sammelt seit 40 Jahren, hat auf nur 450 Quadratmetern Reihenhaus-Grün inzwischen 330 Sorten beisammen. Das ist noch enger, als es klingt: Da die Fuchsie nicht winterhart ist, braucht er auch noch ein Glashaus für die kalte Jahreszeit - und das im kleinsten der 38 Gärten dieser Tour.
Im äußersten Südosten des Rundkurses in Bad Essen gelegen, ist er fast direkter Nachbar des größten Gartens der Traum-Tour: der Park rund um Schloss Ippenburg, der allerdings nur zu einzelnen Veranstaltungen öffentlich zugänglich ist.

In der anderen Richtung führt der vorbildlich ausgeschilderte Radweg schließlich zum Generationengarten am "Meyerhof zu Stirpe", den heute Ulrike Mithoff hegt und pflegt. Viele kommen her, um die uralten Robinien zu bestaunen, die ansonsten zu kleinen Hausbäumchen mit kugeliger Krone gestutzt, hier auf stolze 20 Meter heranwachsen durften. Der Duft der blühenden Bäume im Juni ist überwältigend und passt so recht zur romantischen Anlage voller Rosen und herrlicher Staudenrabatten. Den Hintergrund bildet der grüne Höhenzug des Wiehengebirges und auch Ulrike Mithoff hat es bei der Anlage der Beete schon mit einigen Höhenunterschieden zu tun. Terrassiert wurde hier sehr reizvoll mit Natursteinen, kleine Gehölzgruppen und Kletterpflanzen bilden lauschige, verborgene Ecken.

Davon gibt es auch im 7000 Quadratmeter großen Garten von Klaus Mees einige, hier darf man sogar getrost von "Liebesnestern" sprechen. Der Hausherr des reetgedeckten Fachwerkbaus hat hier eine Streuobstwiese gepflanzt, wie sie noch in den 1970er-Jahren typisch für das Osnabrücker Land war. Einige seltene Nutzgehölze wie Mispeln, Quitten und verschiedene Nussbäume gedeihen auf der blütenreichen Wiese, die auch einige Leckerbissen für Menschen reifen lässt. Vor allem aber geht es dem passionierten Ornithologen um Vögel. Rund 100 Meisenkästen und andere Nisthilfen hat er in seinem Garten verteilt, und "nahezu alle sind belegt", sagt der ehemalige Zahnarzt stolz. Den Garten für die Vögel wissen auch die Menschen wohl zu schätzen: Klaus Mees erhielt den Naturschutzpreis des Landkreises Osnabrück.

Will man private Gärten wie diesen besuchen, so muss man sich vorher telefonisch anmelden - ansonsten kann es leicht passieren, dass man vor verschlossenen Gartenpforten steht. Ausnahme dieser Regel ist der "GartenTraum-Sonntag" am 24. Juni, denn dann sind garantiert fast alle Gartenpforten offen, lediglich zwei können diesmal nicht teilnehmen. Dahinter: Kunstaktionen, kleine Workshops, Tauschbörsen und vieles mehr. Ein eigenes Faltblatt verschafft einen Überblick über die Angebote. Einige der Gärten lassen sich jedoch auch ohne Anmeldung jederzeit besuchen, zum Beispiel jene an den Museen. Am Eisenzeithaus in Venne, einem Nachbau einer prähistorischen Wohnstätte, gedeihen Getreide und Gemüse, das die Menschen schon vor Jahrtausenden gegessen haben. Am Tuchmacher Museum in Bramsche, sehr hübsch am Flüsschen Hase gelegen, werden alte Färberpflanzen wie Wau und Waid angebaut. Und schließlich gehört auch zum Varusschlacht-Museum in Kalkriese ein "Botanicum", das die Gartenkunst der alten Römer wieder lebendig werden lässt.

Aber auch in den privaten Gärten lässt sich manch spannende Geschichtsstunde erleben. Zum Beispiel bei Familie Kuhn in Venne, gar nicht weit vom Eisenzeithaus entfernt. Gudrun und Erwin Kuhn haben hier schier Unglaubliches geleistet. "Bis 1840 war dies hier das Armenhaus von Venne", erfährt man. "Im letzten Winkel der Gemeinde und schon fast im Sumpf gelegen." Ärmlich wirkt das schmuck renovierte Haus heute keineswegs mehr. Der Garten, eine frühere Kuhweide von 4000 Quadratmetern Größe, ist in verschiedene Räume aufgeteilt, die eine Reihe von spannenden Kontrasten bieten: Akkurat in Form geschnittene Buchsbäume neben einem Sumpf, der sich selbst überlassen scheint. Das Haus spiegelt sich im ordentlich eingefassten Gartenteich, nebenan murmelt wild ein Bach unter Weidenbäumen.
Dem Kenner bietet der Garten einige Highlights: einen hierzulande seltenen Taschentuchbaum zum Beispiel, eine spät blühende Art des Tulpenbaums sowie einige sehr starkwüchsige Rhododendren und noch weitere Exoten.

Ein Sammlergarten völlig anderer Art ist der von Heiner Niemann. "Anfangs hatten wir hier auch mal Rasen und Gemüsebeete", erzählt er zu Beginn des Rundgangs durch seinen "asiatischen Bauerngarten", der sehr dicht und üppig zugewuchert ist. Verschiedene Arten Bambus hat Niemann hier zusammengetragen, auch diverse Rosen. Vor allem aber sammelt der Hausherr Gegenstände, die sich irgendwie zur Dekoration eignen: Zink-Gießkannen, Werkzeuge aus einer ehemaligen Schmiede, Ton-Büsten und eine weiß lackierte Zimmertür aus Eiche, die etwas überraschend am Ende eines Weges steht. Öffnet man sie, so sieht man dahinter: den asiatischen Bauerngarten. Niemann hilft dann aber, den richtigen Ausgang zu finden.

Wenn Renate und Gerd Zikoll einen Rhododendron-Busch pflanzen wollen, müssen sie nicht eigens Torf dafür kaufen: Ihr Garten liegt mitten im Schwegermoor nördlich von Bohmte-Hunteburg. Allerdings bietet der Naturtorf den meisten anderen Pflanzen keine optimalen Bedingungen. Bäume finden in dem allzu lockeren Boden keinen festen Halt, für Rosen ist er zu sauer und enthält zu wenige Nährstoffe. Dennoch bringt Renate Zikoll mit Dünger und guter Pflege Dutzende von Rosen hier zu schönster Blüte. Daneben schätzt sie Stauden, die sie zwischen reizvoll geschwungenen Trockenmauern zu farbenprächtigen Beeten kombiniert hat. Bei den Zikolls herrscht übrigens eine strenge Arbeits-Teilung: Sie kümmert sich um die Pflanzen, er als ehemaliger Tischler ums Handwerkliche. Und dies mit augenscheinlichem Eifer: Hinterm Haus steht die noch ganz neue "Torfstecher-Hütte", im Vorgarten ein ebenfalls nagelneuer Pavillon und überall dazwischen ungewöhnliche Blumenkübel, die scheinbar aus großen Feldsteinen gemauert wurden. Auch selbst hergestellt - wie? Nach dem Besuch bei Zikolls weiß man's.



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