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Presse-Stelle:  Naturland e.V. Carsten Veller, D-82166 Gräfelfing
Rubrik:Politik & Gesellschaft    Datum: 19.01.2012
Aigner blockiert Systemwechsel
Agrarministergipfel in Berlin schon im Vorfeld gescheitert?
Gräfelfing - "Vom heute beginnenden Agrarministergipfel mit dem Schwerpunkt Ernährungssicherung muss ein dringendes Signal für einen Systemwechsel in der Landwirtschaft ausgehen", forderte Hans Hohenester, Öko-Bauer und Präsidiumsvorsitzender von Naturland, die internationalen Agrarminister in Berlin auf. "Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner als Gastgeberin des internationalen Agrarministergipfels verschenkt allerdings die Chance, sich für eine zukunftsfähige Landwirtschaft einzusetzen", so Hohenester weiter. Das sechsseitige Hintergrundpapier des Landwirtschaftsministeriums (BMELV) zum Gipfel verwendet wachsweiche Formulierungen ohne konkrete Lösungsansätze, die den Herausforderungen für die Ernährungssicherung in keiner Weise gerecht werden. Im UN-Jahr für Ernährung ignoriert damit Aigner die Empfehlungen des Weltagrarrates und des Rates für nachhaltige Entwicklung, die dem nachhaltigen und ökologisch orientierten Landbau eine Schlüsselrolle in der Ernährungsfrage zuweisen. "Die Strategie Aussitzen im Zusammenhang mit Artensterben, Bodenverlusten, Wasserraubbau, Treibhausgasen und sozialen Brennpunkten wie Hunger, fehlendem Landbesitz, Vernachlässigung der ländlichen Entwicklung und Landflucht ist fahrlässig und zu verurteilen. Wir brauchen jetzt den Systemwechsel zum Öko-Landbau, sonst verlieren wir auch 2012 wieder weltweit wertvollen Boden von fast 17 Millionen Hektar", fordert Hohenester zum Beginn des Agrarministergipfels die Politik auf.

FAO fordert Ende der industriellen Landwirtschaft
Der neue Generaldirektor der UN-Welternährungsorganisation (FAO) Graziano da Silva forderte diese Woche in einem Spiegel-Interview die Abkehr von der industriellen Landwirtschaft. "Wir haben Dünger, Pestizide und Maschinen eingesetzt, ohne Rücksicht auf die Nebenwirkungen. Heute wissen wir, dass vieles unnötig ist und nicht die gewünschten Ergebnisse bringt", so da Silva. "Wir brauchen eine nachhaltige, regional angepasste Landwirtschaft", forderte da Silva in dem Interview mit dem Wochenmagazin. Da Silva ist erst seit Januar im Amt und im eigenen Land Brasilien nicht unumstritten, da er bisher nicht als Förderer der kleinbäuerlichen, ökologischen Landwirtschaft aufgetreten ist. Die FAO-Tochter UNCTAD, die UN-Organisation für Handel und Entwicklung, plädiert schon seit Jahren für einen dringend benötigten Wechsel. "Jedes Jahr verschwindet weltweit in etwa das Äquivalent der landwirtschaftlich genutzten Fläche von Deutschland allein durch Boden- und Wassererosion und steht damit nicht mehr für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung", warnte Dr. Ulrich Hoffmann von der UNCTAD bereits 2010 auf der gemeinsamen Tagung vom Weltladen-Dachverband und Naturland zum Thema Welternährung. Nur die kleinbäuerliche, input-unabhängige, auf lokale Arten und lokales Wissen basierende ökologische Landwirtschaft hat das Potenzial für die Ernährungssicherung. Diese Lösungsansätze scheinen langsam auf die FAO-Ebene durchzusickern, nur bei Aigner sind sie noch nicht angekommen, so der internationale Öko-Verband Naturland, dem mittlerweile über 53.000 Öko-Bauern weltweit angeschlossen sind.

Forderungen an den Agrarministergipfel
Naturland fordert die internationalen Agrarminister auf, folgende Lösungsansätze in ihre Politik umzusetzen:
- 70 Prozent der weltweiten Ernte wird von Kleinbauern eingefahren: Kleinbauern und -bäuerinnen und ihre Selbstorganisation müssen durch politische Sofortmaßnahmen und finanzielle Mittel zur Wissensvermittlung und Weiterbildung gefördert werden
- Ausstieg aus der Agro-Gentechnik weltweit und Einstieg in den Öko-Landbau: Die Forschungsgelder für die Agro-Gentechnik müssen umgewidmet werden für den Ökologischen Landbau
- Sofortiger Ausstieg aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln
- Umsetzung und Fortschreibung des Weltagrarberichtes (IAASTD)

Kampagne Öko+Fair ernährt mehr
Die Kampagne "Öko + Fair ernährt mehr!" für eine zukunftsfähige Welternährung führen der Weltladen-Dachverband und Naturland bereits seit 2010 durch. In den kommenden zwei Jahren bilden Kleinbauerngenossenschaften und deren Potentiale für Ernährungssouveränität und Umwelt den Schwerpunkt.
Weitere Informationen unter: www.oekoplusfair.de

Naturland fördert den Ökologischen Landbau weltweit und ist mit 53.000 Bauern und über 500 Herstellern als Naturland Partner einer der größten Öko-Verbände. Als zukunftsorientierter Verband gehören für Naturland Öko-Kompetenz und soziale Verantwortung zusammen.



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