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Rubrik:Energie & Technik    Datum: 13.07.2011
Lufthansa heizt mit Biokerosin Landkonflikte an
Die Entwicklungsorganisation INKOTA-netzwerk kritisiert die Ankündigung von Lufthansa, ab dem 15. Juli auf der Strecke Hamburg-Frankfurt mit Biokerosin zu fliegen. Das eingesetzte Biokerosin wird unter anderem aus der ölhaltigen Jatropha-Pflanze aus mosambikanischem Anbau gewonnen. Mosambikanische Partnerorganisationen des INKOTA-netzwerks berichten, dass der Anbau von Jatropha-Plantagen in den vergangen Jahren stark ausgeweitet wurde und es dadurch zunehmend zu Landkonflikten kommt. Die Bundesregierung beteiligt sich an dem Lufthansa-Projekt mit 2,5 Millionen Euro.

"Lufthansa heizt mit dem Einsatz von Biokerosin die Landkonflikte in Mosambik weiter an. In einigen Regionen mussten die Menschen bereits umgesiedelt werden, um den Jatropha-Plantagen Platz zu machen. Es ist fatal, in einem Land in dem 38 Prozent der Menschen unterernährt sind, Energiepflanzen für den Export anzubauen", kritisiert Evelyn Bahn, Agrarexpertin des INKOTA-netzwerks. Allein 2007 haben Investoren in Mosambik Lizenzen zur Erschließung von fünf Millionen Hektar Land beantragt, was fast einem Siebtel der offiziell als "landwirtschaftlich nutzbar" definierten Fläche entspricht. Mosambik ist in den vergangenen Jahren immer stärker in den Fokus von ausländischen Investoren geraten, die Land für den Anbau von Energiepflanzen erwerben möchten. Von den rund 21 Millionen Einwohnern Mosambiks leben Dreiviertel auf dem Land von kleinbäuerlicher Landwirtschaft. Die Existenz der Kleinbauern wird durch die Großprojekte von ausländischen Investoren zunehmen bedroht.

Studien zeigen, dass die Jatropha-Pflanzen zu Gewinnung von Agrartreibstoffen in der Regel auf fruchtbarem Land angebaut werden, weil dies höhere Erträge bringt. Jatropha kann zudem nur mit massiven Einsatz von Pestiziden, Kunstdünger und Wasser gewinnbringend angebaut werden. "Von "Bio"-Kerosin kann also keine Rede sein. Nicht nur die Flugpassagiere von Lufthansa werden getäuscht, sondern auch die Steuerzahler. 2,5 Millionen Euro Steuergelder werden verheizt, obwohl die Klimaeffizienz von Agrartreibstoffen bereits 2008 vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung widerlegt wurde", erklärt Evelyn Bahn.

Während für Agrarkraftstoffe zur Beimischung von Benzin und Diesel seit Anfang 2011 gesetzliche Nachhaltigkeitskriterien gelten, ist unklar, ob das Lufthansa-Biokerosin zertifiziert wird. Die von der Bundesregierung anerkannte Zertifizierungsstelle "International Sustainability & Carbon Certification" hat bislang keine Plantagen in Mosambik zertifiziert. Das INKOTA-netzwerk fordert die Bundesregierung dazu auf, die Förderung des Biokerosin-Projektes zu stoppen und ein Moratorium für die Nutzung von Jatropha-Pflanzen zur Gewinnung von Agrarkraftstoffen zu verhängen. "Solange nicht sichergestellt werden kann, dass bei der Produktion von Biokerosin soziale und ökologische Standards eingehalten werden, muss es einen Import-Stopp geben", fordert Evelyn Bahn.

Weitere Informationen:

INKOTA-netzwerk, Chrysanthemenstraße 1-3, 10407 Berlin, Telefon: 030-420 820 20, Mobil: 0177-32 43408 www.inkota.de Evelyn Bahn, bahn@inkota.de

INKOTA ist ein entwicklungspolitisches Netzwerk aus Basisgruppen, Weltläden, Kirchengemeinden und Einzelengagierter. Seit 40 Jahren setzt sich INKOTA gemeinsam mit Menschen im Norden und Süden für eine gerechtere Welt ein. INKOTA unterstützt seit vielen Jahren Projekte der ländlichen Entwicklung, Agrarkooperativen und Bauernorganisationen in Zentralamerika und Mosambik. Neben der Projektunterstützung sieht INKOTA die Bildungs- und Kampagnenarbeit in Deutschland als zentralen Aspekt seiner Arbeit an.


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