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Presse-Stelle:  Vegane Gesellschaft Deutschland e.V., D-10052 Berlin
Rubrik:Politik & Gesellschaft    Datum: 04.07.2011
freispruch für die bio-sprossen? oder: über die notwendigkeit, kritische fragen zu stellen und möglicherweise zu unrecht verurteilte in schutz zu nehmen
von christian vagedes (vegane gesellschaft deutschland e.v.)
in einem online-aufruf bittet die vegane gesellschaft deutschland journalistin_innen und redaktionen um aufklärung des sprossen-rätsels und hilfe für den betroffenen biohof. die vegane gesellschaft deutschland hatte seit beginn der ehec-erkrankungswelle zweifel an der offiziellen version angemeldet, die vom robert-koch-institut, vom bundesinstitut für risikobewertung und landesbehörden vertreten wurden.

wir vermuteten, dass ein neuer, vielleicht der bisher heftigste fleischskandal vertuscht werden könnte.

hierzu gab und gibt es tatsächlich mehrere berechtigte anhaltspunkte.

zur erinnerung: zunächst wurde eine wochenlange angstkampagne gegen gurken, tomaten und salate gestartet, die viele gemüsebauern an den rand ihrer existenz führte.

man habe eine gurke in einer biotonne gefunden, auf der man den 0104-erreger gefunden habe, hieß es.

plötzlich wurde der gurkenbefund zurückgezogen, aber erst, nachdem sich der spanische staat massiv gegen die gurken-hypothese aufgelehnt hatte.

so zog man die gurkengeschichte kurzerhand einfach zurück. bis dahin keine spur von investigativem journalismus, der hierzu die passenden kritischen fragen hätte stellen müssen.

stattdessen waren es plötzlich sprossen von einem »biohof in niedersachsen«. wir vermuteten sofort, dass man hier möglicherweise ein bauernopfer gefunden habe.

wieder legte man keine beweise vor. bis zur stunde sind alle annähernd 1000 (!) gezogenen proben des biohofes negativ - keine spur des 0104-erregers konnte nachgewiesen werden.

hierzu muss man wissen, dass die behörden bis ende juni immer wieder neue proben auf dem hof gezogen hatten und dabei nichts - rein gar nichts - gefunden hatten.

angeblich hatte man nur in einer einzigen sprossenprobe einer »allerdings bereits geöffneten packung« von sprossen den erreger nachweisen können. diese einzige angebliche probe wurde nicht im handel oder in einem restaurant gefunden, sondern in einer mülltonne!

aufgrund dieser nicht beweiskräftigen und möglicherweise falschen nachricht wurde der biohof jetzt massenmedial torpediert. die vorgehensweise der anklagenden und verurteilenden war dabei so geschickt, dass auch die betroffenen des hofes selbst nicht so recht wussten, wie sie sich verhalten sollten.

in der vorverurteilung des biohofes hat man sich auf perfide weise der angst bedient. denn aufgrund solch gefährlicher bakterien wie 0104 geht fast jeder mensch automatisch »auf nummer sicher«. das ist nicht verwunderlich, sondern nachvollziehbar.

wenn angst auch nachvollziehbar ist, ist es dennoch nicht tolerierbar, dass sich so gut wie niemand schützend vor die hofbetreiber gestellt hat.

wenn bis zur stunde ein beweis ausbleibt, wenn bis heute alle proben, die auf dem hof genommen wurden, negativ sind, wenn selbst das saatgut, alte im handel gefundene packungen, das verwendete wasser, die haustiere auf dem hof negativ waren - dann ist der biohof unschuldig.

wenn der biohof unschuldig ist, muss die quelle der 0104-bakterien eine andere sein. und suchen muss man sie weiterhin dort, wo der erreger seinen ursprung hat: in der ausnutzung von tieren - besonders in der schlachtung dieser. der bisher von den massenmedien nicht aufgegriffene fund von 0104-erregern in paderborn könnte ein hinweis auf die tatsächliche quelle sein. der fund steht mit einer fleischerei in verbindung.

die ehec-erkrankungswelle ist nicht nur erschütternd hinsichtlich der opfer der erkrankungswelle selbst, sie ist auch erschütternd dahingehend, dass sie einen eklatanten mangel an kritischem denken zutage fördert, der dann nicht tolerierbar bist, wenn er existenzen von menschen vernichtet!

genau an dieser stelle entscheidet sich, ob zivilcouragiertes engagement lobbyinteressen der industrie geopfert wird und dabei kritik und wahrheit auf der strecke bleiben.

wenn etwas unbewiesen ist, darf man niemanden verurteilen. doch genau das ist auf eine subtile art und weise geschehen. man könnte, ja man muss es noch drastischer formulieren: es wurde möglicherweise sogar gezielt die unwahrheit gesagt. denn bis heute fehlt der beweis dafür, dass sprossen vom biohof die ursache der erkrankungswelle sind.

deshalb fordere ich die journalist_innen herzlich dazu auf, sich der thematik gründlich anzunehmen und endlich damit anzufangen, kritischere fragen zu stellen.




dazu gehören auch folgende fragen, die wir an viele redaktionen senden:
-> wie groß ist möglicherweise der einfluss der fleisch- und milchwirtschaft auf ministerien, das robert-koch-institut und das bundesinstiut für risikobewertung?

-> wie (un-)wissenschaftlich sind die befragungsmethoden des rki gegenüber den patienten_innen?

-> hält die behauptung, die sprossen seien die quelle, einer wissenschaftlichen überprüfung stand - oder ist die behauptung - unter berücksichtigung auch der interessen des biohofes - vielleicht sogar eine existenzzerstörende lüge?

-> wie fahrlässig wäre dann das verhalten der verantwortlichen, wenn also die eigentliche quelle gar nicht gefunden oder unterschlagen wurde, man aber entwarnung gibt und weiterhin so tut, als seien die sprossen die ursache?

-> warum wurden warnungen und hinweise renommierter forscher_innen aus der ganzen welt (z. b. die des leiters des medizinischen forschungscenters der yale universität und von gesundheitspolitiker_innen wie der demokratischen new yorker senatorin gillibrand) zu den 0104-erregern totgeschwiegen, die eindeutig darauf drängten, sich das fleisch anzuschauen und nicht pflanzliche produkte?

-> wer ist innerhalb des rki und des bfr für pressemitteilungen zuständig? wie genau kamen die halben und möglicherweise sogar falschnachrichten auf die uns bekannte weise in die medien? wurden hier eventuell pr-agenturen eingeschaltet?

-> sind kostendruck und personelle unterbesetzungen in redaktionsbüros mitverantwortlich für das ausbleiben kritischerer recherchen?

-> haben möglicherweise journalist_inn_en, die möglicherweise nicht ganz korrekten nachrichten innerhalb der sogenannten leitmedien verbeiteten diese nur abgeschrieben? oder finden sich sogar hinweise auf gute kontakte von journalist_inn_en zu »informierten kreisen«?

-> aus welchem grund heraus hat bis zur stunde (mit ausnahme der veganen gesellschaft deutschland) sich keine einzige institution, keine redaktion, keine persönlichkeit schützend vor den betroffenen biohof gestellt? wieso gilt nicht auch für diesen die unschuldsvermutung?


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tipps für die eigene recherche:

>> www.nw-news.de/owl/4675265_EHEC_auf_der_Spur.html

>> www.vegane-gesellschaft.org/online-aufruf-an-journalist_inn_en-und-redaktionen-bitte-klaren-sie-das-sprossen-ratsel-auf/

>> www.vegane-gesellschaft.org/2011/05/24/ehechus-wird-ein-neuer-fleischskandal-heruntergespielt-gezielte-irrefuhrung-oder-schlechte-kommunikationspolitik/

>> www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,766187,00.html

>> www.tagesschau.de/inland/eheckeime102.html

>> www.aerztezeitung.de/medizin/med_specials/ehec-2011/article/656320/ehec-gurken-spanien-wehrt.html

>> www.vegane-gesellschaft.org/2011/06/10/ehec-politkrimi-epidemie-der-unglaubwurdigkeit-medizinexperte-der-yale-universitat-»wenn-wir-zum-thema-fleisch-kommen-erkennen-wir-dass-mutierte-bakterien-nie-etwas-mit-unschuldigen-fruchten/

>> www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,767922,00.html

>> www.youtube.com/watch?v=KGznmESKfGQ





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