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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Familie, Reise, Erholung    Datum: 12.07.2000
Der Urlauber und das liebe Vieh
Tourismustrend: Urlaub auf dem Bio-Bauernhof
von Norbert Suchanek

Es soll noch Mitmenschen geben, die machen am liebsten auf "Balkonien" Urlaub. Andere zieht es in die Ferne, immer weiter, immer schneller - mit der Folge, daß die Natur immer schneller und in immer entfernteren Regionen den Bach hinunter geht. Dritte mögen beides nicht und ziehen in der Urlaubszeit mit Kind und Kegel raus auf's Land. Reiseführer wie "Ferien auf dem Bio-Hof (Blattlaus Verlag" oder die Bücher von ECEAT (European Centre for Eco-Agro Tourism) liefern inzwischen ausreichend Tips und Adressen von Hunderten von Bio-Bauernhöfen zwischen Schottland und Sizilien, zwischen Portugal und Lettland.

Urlaub auf dem Biohof kann vor allem für Familien aus der Stadt ein herrliches, entspannendes Erlebnis sein. Und für manche Kinder, die Kuh oder Schaf nur aus dem Fernsehen oder Internet kennen, sind Bauernhofferien ein Erlebnis, das das quadratische Bildschirm-Kinder-Weltbild wieder eine wenig zurechtrückt. Umgekehrt dient ein Urlaub auf dem Bauernhof auch den Besuchten. Oft stellen die Gäste nämlich eine wichtige, zusätzliche Einnahmequelle für Bio-Bauern, ohne die der landwirtschaftliche Betrieb nicht mehr funktionieren würde. Dies gilt besonders für die neu entstandenden Bio-Höfe oder traditionell bewirtschafteten Kleinbauernhöfe in den Ländern des ehemaligen Ostblocks. "Ein Urlaub auf dem Bio-Bauernhof bedeutet einen aktiven Beitrag zur Unterstützung der ökologischen Landwirtschaft und des sanften Tourismus", schreibt dazu beispielsweise Manfred Weiss vom Blattlaus Verlag. Dies ist schließlich auch der Hintergrund, weshalb 1992 das Europäische Zentrum zur Förderung des Eco-Agro-Tourismus (ECEAT) gegründet wurde.

Wo die Kuh der Star ist

Von Schaf bis Pferd: Die bäuerlichen Haustiere sind in der Regel die Stars während eines Bauernhofurlaubs. Teilweise dürfen die kleinen und großen Feriengäste auch bei der Stall- und Hofarbeit mitmachen. Doch je nach Region, je nach Landwirtschaftsbetrieb können auch andere Attraktionen den Urlaubsaufenthalt bereichern. Ein Hof-Urlaub auf der dänischen Öko-Insel Samsö beispielsweise - Samsös Gemeinden setzen zu 100 Prozent auf Strom aus regenerativer Energie - ist gleichzeitig auch ein Ostsee-Urlaub am Strand und ein Wanderurlaub. Denn auf Samsö ist das Meer überall in greifbarer Nähe, und der hügelige Norden der Insel ist für all diejenigen, die keine Angst vor freilaufenden Stieren haben, ideales Wandergebiet.
In Frankreichs Normandie wiederum kann das Verkosten von in alten Eichenfässern gelagertem Cidre ein Ferienhöhepunkt sein. Und wer im schafreichen Nordengland auf den Spuren des berühmten Tierarztes James Herriot - Buchtip: Der Doktor und das liebe Vieh - in Bauernhöfen absteigt, wird auch gleichzeitig tagsüber die herrlichen Hochmoore und stillen Täler der Yorkshire-Dales erwandern sowie abends in dem einen oder anderen Pub echtes Yorkshire-Dunkelbier ausprobieren wollen.

Öko-Bauernhofurlaub muß nicht teuer sein

Von Hof zu Hof, von Land zu Land gibt es natürlich mehr oder weniger deutliche Preisunterschiede. Doch generell läßt sich sagen: Ein Urlaub auf einem Bio-Hof muß nicht teurer sein als der Besuch eines konventionellen Hofs oder einer Pension. In Oberösterreich beispielsweise gibt es Übernachtung mit Frühstück auf dem Bio-Hof bereits ab 30 Mark. Und eine Ferienwohnung für 5 Personen gibt's schon ab rund 70 Mark pro Tag. Noch weniger muß für den Bio-Hofurlaub in ehemaligen Ostblock-Ländern wie Ungarn berappt werden.
Da die Preise stimmen, ist es folglich kein Wunder, daß Bio-Hofurlaub zunehmend beliebter wird. Schade nur, daß bisher die Mehrheit der Öko-Bauernhofurlauber anscheinend mit dem Auto anreisen. Dies zumindest ergab eine -zugegeben nicht repräsentative - Umfrage von ECEAT im vergangenen Jahr. Dabei ist Bahnfahren - trotz aller gegenteiligen Bemühungen von Seiten des auf den Aktienmarkt schielenden DB-Management und diversen Gelb-Schwarzen oder Grün-Roten Bundesregierungen - noch immer relativ preiswert für kinderreiche Familien. Eine Bahnreise von München zur schönen Ostseeinsel Rügen kostet für die ganze Familie insgesamt 298 Mark mit Bahncard oder 398 ohne Bahncard. Die Familienbahnreise in den fernsten Norden Dänemarks wiederum ist bereits für 448 Mark mit Bahncard oder 548 ohne Bahncard zu haben. Die Familienbahncard kostet übrigens derzeit 65 Mark, vor einem Jahr und unter den gelb-schwarzen Regierungen war die Familienbahncard noch für kinderreiche Familien kostenlos! Für Familien, die in Grenznähe zu Österreich wohnen, kann sich überdies auch die Nutzung von Sparpreisen der österreichischen Bundesbahn (ÖBB) lohnen. Eine Fahrt mit dem Familiensparpreis der ÖBB von jedem Bahnhof Österreichs bis zu jedem Bahnhof Ungarns kostet beispielsweise für eine fünfköpfige Familie nur umgerechnet 250 Mark. Während dasgleiche Angebot mit dem deutschen Sparpreis zu jedem beliebigen Bahnhof Ungarns 478 Mark mit und 578 ohne Bahncard kostet.

Wir werden übrigens demnächst mit Kind und Kegel das österreichische Ungarnticket nutzen und einen Bio-Bauernhof bei Szeged in der südlichen Puszta aufsuchen. Den Bio-Hof hatten wir uns aus einem ECEAT-Reiseführer ausgesucht und vergangenen Herbst schriftlich gebucht. Zu Weihnachten bekamen wir dann eine nette Weihnachtspostkarte aus Ungarn mit der Bestätigung, daß die Wohnung für uns bereit wäre und daß sich alle auf dem Bauernhof auf unseren Besuch freuen würden. Wir freuten uns auch. Leider brach dann Anfang diesen Jahres ein gemeingefährlicher Damm einer umweltschädlichen, nagelneuen Goldmine in Rumänien, die ein australisches Bergbauunternehmen erst April 1999 skrupellos in Betrieb nahm. Tödliches Zyanid und Schwermetalle floß in den Fluß. Die Giftkatastrophe nahm ihren Lauf, zerstörte alles Leben in der Theis, die auch durch Szeged und durch die Auwälder in der östlichen und südlichen Pusztaregion fließt. Viele Menschen in Ungarn wurden von der Katastrophe hart getroffen, so auch die Bauern und Fischer von Szeged. Wir werden aber trotzdem dorthin fahren, denn nun haben die Menschen entlang der Theiß Unterstützung und Einnahmen aus dem Tourismus umso notwendiger.<

Infos:

ECEAT, C/O Grüne Liga, Postfach 110243, D-19002 Schwerin,
Blattlaus Verlag, Försterstr. 22, D-66111 Saarbrücken,
Bundesverband Urlaub auf dem Bauernhof, Gabelsbergerstr.9,
A-5020 Salzburg
Samso, Turistbureau, Langgade 32, Tranjeberg, DK-8305 Samso


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