 |
| ECO-News - die grüne Presseagentur |
Presse-Stelle: | Bündnis 90/ Die Grünen Bundesvorstand, D-10115 Berlin |
Rubrik: | Essen & Trinken Datum: 11.01.2011 |
|
 |
Dioxin: Wir brauchen die Agrarwende 2.0 |
Anlässlich der heutigen Sondersitzung des Agrarausschusses zum Dioxin-Skandal erklärt Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik: |
 |
Der Dioxin-Skandal ist nicht wie von der Agrarlobby behauptet ein Einzelfall, sondern im System der industriellen Landwirtschaft begründet. Es reicht nicht aus, nach einzelnen schwarzen Schafen zu suchen, die Agrarpolitik muss grundlegend neu ausgerichtet werden. Die Eigenkontrolle der Agrarindustrie unter dem QS-Siegel ist gescheitert. Frau Aigner befindet sich auf dem Holzweg, wenn sie in der jetzigen Situation auf ein Weiter-So setzt und die Futtermittelindustrie lediglich nach deren Vorstellungen befragt, anstatt selbst die Richtung vorzugeben.
Wir fordern eine Agrarwende 2.0., die die bäuerliche Landwirtschaft wieder zum Leitbild macht. Vor zehn Jahren hat Rot-Grün als Konsequenz aus der BSE-Krise die Agrarwende eingeleitet und für mehr Transparenz, Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz in der Landwirtschaft gesorgt. Schwarz-Gelb hat die Agrarwende zurückgenommen und setzt gezielt auf Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft. Die Dioxin-Krise ist ein Offenbarungseid dieser Agrarpolitik. Wir fordern Frau Aigner auf, jetzt an die Agrarwende ihrer Vorgängerin Künast anzuknüpfen und Transparenz und Beteiligung wieder zur agrarpolitischen Leitschnur zu machen. Dazu gehört, bei Krisen wie dem Dioxin-Skandal Ross und Reiter zu nennen, statt sich mit der Branche ins Hinterzimmer zurückzuziehen.
Folgende Schritte müssen jetzt erfolgen: - Produktionsströme müssen streng getrennt werden, Futtermittelunternehmen müssen einer Zulassungspflicht unterliegen und in ausreichender Höhe haftpflichtversichert sein.
- Warenein- und -ausgänge müssen wie bei der Biokontrolle scharf kontrolliert werden.
- Wir brauchen endlich eine verbindliche Positivliste für zugelassene Futtermittel und eine genaue strafbewehrte Deklaration der Inhalte von Futtermitteln auf Menge und Herkunft.
- Kapazitäten, Effizienz und Frequenz der amtlichen Futtermittelkontrollen müssen erhöht werden.
- Die Mechanismen zum Rückruf belasteter Produkte müssen effizienter werden.
- Die Kennzeichnung tierischer Produkte muss verbessert werden. Für verarbeitete Eier und Fleischprodukte ist die Herkunftskennzeichnung unzureichend.
- Die Risikobewertung muss endlich sensible Gruppen wie Kinder und chronisch Kranke einbeziehen. Die derzeitige Unbedenklichkeitsbescheinigung des Bundesinstituts für Risikobewertung ist verfrüht.
- Die Förderpolitik muss endlich auf die Förderung der nachhaltigen, transparenten und regionalen Landwirtschaft ausgerichtet werden. Die weitere Förderung agrarindustrieller Strukturen kann nicht länger Ziel der Agrarpolitik sein.
|