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Rubrik:Mobilität & Reisen    Datum: 21.12.2010
Geplante Elektromobilität
Können Berichte & Normen zu 1 Million E-Fahrzeuge in 2020 führen?
Im November 2008 begann mit der Nationalen Strategie-Konferenz Elektromobilität die offiziellen Aktivitäten seitens der Bundesregierung und galt auf Auftakt für ein neues Mobilitätszeitalter. Im schlechten Autojahr 2009 wurden neben den € 5 Mrd. für die Abwrackprämie im Herbst auch € 500 Mio. aus dem Konjunkturpaket II für die E-Mobilität bereitgestellt, um das Thema hierzulande anzuschieben und erste Erfahrungen zu sammeln und am 3. Mai diesen Jahres die Nationale Plattform E-Mobilität (NPE) offiziell am Brandenburger Tor zu starten. Wieder zu starten, denn in den 90er Jahren gab es bereits eine erste Welle der Elektromobilität. Aber die 15.000 französischen Elektrofahrzeuge und die vielen "ersten Stromtankstellen" von damals sind im digitalen nicht mehr präsent, denn aus diesen Zeit findet sich kaum etwas im WorldWideWeb.

Am 30.11. wurde nun der Zwischenbericht dieser 7 NPE-AGs der Bundesregierung überreicht und soll Handlungsempfehlungen für eine schnelle Markteinführung der E-Mobilität in Deutschland geben. Anlass ist der globale Trend zur E-Mobilität und die zunehmende Erkenntnis, dass PeakOil wohl schon hinter uns liegt und die anhaltende Klimaerwärmung weiter fortschreitet.

Im vorliegenden Zwischenbericht werden nun auf 48 Seiten die vielen, noch anstehenden Fragen für eine baldige Umsetzung der E-Mobilität in Deutschland ausführlich dargestellt und daraus ein Finanzierungsbedarf von über € 4 Mrd. für weitere Forschungsvorhaben, speziell in Sachen Batterietechnologie abgeleitet. Damit sollen die Versäumnisse der vergangenen Jahre in diesen Bereichen wieder aufgeholt werden und Deutschland zum Leitmarkt und Leitanbieter in Sachen E-Mobilität werden lassen.

Leider konzentrieren sich die Aktivitäten im Rahmen des NPE fast alleinig auf das Automobil und lässt die anderen Optionen, wie E-Zweiräder als Bikes und Scooter und den Bereich des ÖPNV, sowie neue Mobilitätsformen, wie CarSharing eher außen vor. Gerade im Zweiradbereich liesse sich eine schnelle Einführung umsetzen, hier passen die Anforderungsprofile im Nahverkehr und überschaubare Kosten für Batterie und Fahrzeug schon jetzt gut zusammen. Auch ist hier bereits ein breites Angebot, insbesondere bei den Pedelecs vorhanden und in diesem Jahr allein in Deutschland eine sechsstellige Anzahl verkauft worden. Während Fahrradfahren mit "elektrischen Rückenwind" immer mehr Anhänger findet, fehlen bei den E-Scootern die Rahmenbedingungen für eine schnelle Marktdurchdringung. So werden heute eher die billigen Zweitakt-Scooter aus dem Baumarkt gekauft, obwohl diese von den Emissionen aktuelle PKW weit überschreiten.

Im Zwischenbericht fehlen die Empfehlungen für Rahmenbedingungen und selbst eine eher banale Kennzeichnung von Elektrofahrzeugen und für das Aufladen reservierte Parkplätze sind nicht berücksichtigt worden. Hingegen wird schon sehr ausführlich zu Normierungen und Qualifizierungen ausgeführt und man will über diesen Weg zum Leitmarkt und -anbieter für Elektromobilität werden. Käufliche Produkte fehlen hingegen und sind aus Deutschland erst ab 2012 bzw. 2013 zu erwarten und bis dahin werden lediglich einige Vorserienfahrzeuge für die Modellregionen und andere Testgebiete im (recht teuren) Leasing angeboten.
Aus anderen Ländern kommen aber bereits heute schon käufliche Serienprodukte und eine Reihe von kleinen Herstellen, auch in Deutschland bieten schon seit längerem spezielle E-Fahrzeuge zum Kauf an. Dies findet wenig Berücksichtigung im Zwischenbericht und hinterlässt den Eindruck einer Verzögerungstaktik für die deutschen OEMs, denn diese sind noch "Ohne E-Mobilität" und mögliche Förderungen werden daher von der Politik zurückgestellt, um das Geld im Land zu halten

Der Zwischenbericht der Nationalen Plattform Elektromobilität dokumentiert immerhin, dass die enge Verknüpfung von Erneuerbaren Energien und Elektromobilität wichtig ist. Denn darin ist man sich mittlerweile einig: "Nur wenn Elektrofahrzeuge mit Strom aus Erneuerbaren Energien betrieben werden, wird das Klimaschutzpotenzial dieser Antriebstechnologie vollständig genutzt". Bis dies soweit ist, sind nach Ansicht der Experten der NPE noch umfassende Forschungsarbeiten notwendig. Als Beispiele werden, eben dem Einsatz von IKT auch mehr Energieeffizienz sowie insbesondere der Bereich der Batterieentwicklung genannt. Ob allerdings die Jahrzehnte langen Versäumnisse, also der Vorsprung der asiatischen Hersteller aufzuholen ist, bleibt abzuwarten.
Deutlich wird im Zwischenbericht und den vielen begleitenden Veranstaltungen in der letzten Zeit, dass man einen echten Paradigmenwechsel in der Mobilität sieht und nun auch anerkennt. In diesem globalen Trend ist es nicht ausreichend nur Tank und Motor zu wechseln, sondern es sind an zentralen Stellen der Wertschöpfung massive Änderungen zu erwarten. Künftig werden die Kompetenz der Batterietechnologie und elektrische Energie hier den Ton angeben.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle erklärt dazu: "Mit der Elektromobilität entsteht eine neue Wertschöpfungskette, die weit über die klassische Automobilindustrie hinausgeht. Diese neuen Chancen werden wir nutzen."
Leider kommt dieser Bereich im neuen Energiekonzept der Bundesregierung eher zu kurz. Dort fordert dieses lediglich, dass die Autoindustrie in Deutschland bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen international eine Führungsrolle einnehmen soll, präsentiert aber nur wenige Vorschläge und gibt keine konkrete Zielvorgabe: Bis 2020 sollen eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Kaufprämien für Elektroautos sollen jedoch nicht fließen. Begründung: Da noch keine Fahrzeuge aus deutscher Produktion in nennenswerter Stückzahl auf dem Markt seien, sollte der Staat nicht fördern, was der Kunde wegen zu hoher Preise nicht haben wolle. Mehrere Autohersteller sehen das anders: Sie fordern Kaufprämien . aber für welche Fahrzeuge?

Die Branche der Erneuerbaren Energien lehnt eine pauschale Kaufprämie ab, denn dies führt eher nur zu Mitnahmeeffekten und wenig Lenkungseffekten. Nur Marktanreize in Sachen Effizienz und Nutzung von Erneuerbaren Energien machen in diesen Zusammenhang Sinn und können eine sinnvolle Symbiose von EE und E-Mobilität ermöglichen.
Der weltweite Wandel im Energiesystem wird ein zunehmender Einflussfaktor und die steigende Erzeugung aus Erneuerbaren Energien und die zunehmende Umstellung von fossilen Energieträgern auf Elektrizität verlangen eine Neuordnung des Zusammenspiels zwischen Energieerzeugung, -transport, -speicherung und -verbrauch. Zudem ermöglicht die schrittweise Elektrifizierung der Antriebstechnologie (nicht nur im PKW) eine bevorzugte Nutzung von regenerativ erzeugten Strom im Mobilitätsbereich,
Mit Fortschreiten der Entwicklungen in der Batterietechnologie können die Batterien und intelligente Ladegeräte als Steuerelement zur Netzstabilisierung beitragen. Dadurch kann die Integration erneuerbarer Energien bei gleichzeitiger Verbesserung der Netzstabilität gewährleistet werden. Die Elektromobilität bietet damit das Potenzial für ein effizientes Zusammenspiel von Mobilitäts- und Energiesystemen. Sie ist auch die Grundlage für die Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsmodelle. Hier könnten die besonderen Chancen für die deutsche Industrie liegen und diese werden weltweit gesehen und verfolgt und ein Wettlauf um Innovations- und Technologieführerschaft ist im Gange. Länder wie die USA, Japan, China oder Frankreich schaffen bereits mit Milliardenprogrammen in kurzer Zeit völlig neue Märkte und damit Anbieterstrukturen und bestehende Wettbewerbsnachteile sollen über eine schnelle Gestaltung des mit der Elektromobilität verbundenen Technologiewandels ausgeglichen werden.

Die deutsche Industrie muss im Zusammenspiel mit allen gesellschaftlichen Gruppen schnell handeln, um bestehende Weltmarktpositionen zu halten und weiter ausbauen zu können. Einen Strukturbruch in der Wertschöpfungskette und damit den Verlust von Arbeitsplätzen gilt es in jedem Fall zu vermeiden. Politische Entscheidungen müssen dabei unterstützen. Gezielte Industrie-, Innovations- und Verkehrspolitik sind wichtige ergänzende Maßnahmen um ein "Hineingleiten" der Automobilindustrie in das Zeitalter der Elektromobilität zu ermöglichen.
Ob dies mit dem Nationalen Plan Elektromobilität zu erreichen ist und im Endbericht mit entsprechende Empfehlungen der Leitmarkt in Deutschland in 2020 mit "t" oder mit "d" geschrieben wird, ist weiter zu verfolgen.
Minister Brüderle meint dazu: "Erstens: Deutschland hat das Zeug, Leitanbieter und Leitmarkt für Elektromobilität zu werden. Dazu gilt es freilich auch, Batteriestandort zu werden. Zweitens: Normen und Standards sind Schlüsselfragen. Zum Beispiel bei Steckern, Ladestationen und der Datenübertragung. "Der Verbraucher will ein Auto, dessen Stecker in alle Ladesäulen passt, und er will ein Auto, das sicher ist", so der Bundeswirtschaftsminister.
Ersteres ist sicher eine Herausforderung und mit viel Geld verbunden und Zweiteres scheint zunächst nicht notwendig, gibt es doch bereits international nutzbare Stecker, wie CEE etc.

Aktuell ist hierzu die Lektüre des WirtschaftsWoche der 48.KW mit vielen Hintergrundinformationen zu empfehlen, sowie der Besuch der WiWo-Synergieforum am 6. und 7.12. in Berlin.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.

In der neuen Ausgabe von ECO-World, die im Januar 2011 erscheint, finden Sie eine Marktübersicht von E-Fahrzeugen. Schon jetzt können Sie die Neuauflage in unserem Onlineshop bestellen!




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