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![]() Gegen den Gotthard-Tunnel gab es in der Schweiz weniger Proteste als in Deutschland gegen Stuttgart 21. Die Schweizer Politiker und die Schweizer Bahnchefs haben ihre Bürger und Wähler rechtzeitig aufgeklärt und für ihr Großprojekt demokratisch geworben. Heiner Geißler würde sagen: Keine Basta-Politik! Ganz anders die Situation bei Stuttgart 21 Wer die wirklichen Defizite der Deutschen Bahn erleben will, der kann sie seit 1987 zwischen Karlsruhe und Basel beobachten. Nach bald 25 Jahren geplanter Erweiterung der Oberrheinstrecke von zwei auf vier Schienen ist ein Ende dieses wichtigen Projekts immer noch nicht absehbar. Dabei ist diese Strecke zwischen den Häfen Rotterdam und Genua beim Güterverkehr für ganz Zentraleuropa wirklich wichtig. Wer aber unbedingt Milliarden für das Größenwahn-Projekt Stuttgart 21 verbauen will, dem fehlt natürlich anderswo das Geld. Guido Westerwelle hat in dieser Woche Stuttgart 21 als Schicksalsprojekt für ganz Europa hochgejubelt. Die Strecke Paris - Bratislava müsse attraktiver und einige Minuten schneller werden. Aber wie viele Deutsche oder Franzosen müssen unbedingt nach Bratislava? Die meisten Deutschen wollen nicht wenige Minuten schneller zwischen Stuttgart und Ulm unterwegs sein, sondern überall in Deutschland ein Bahnangebot, das sie häufiger, pünktlicher und schneller vom A nach B bringt. Sicher ist: Die Bahntrasse entlang am Rhein und nach Italien ist für Europas Verkehr entschieden wichtiger. Stuttgart 21 wird nicht deshalb wichtig, weil das Projekt von einigen Politikern und den Bahnchefs mal beschlossen wurde. Im Güterverkehr hat die Bahn ihre größte Attraktivität. Das Rad-Schiene Prinzip ist hier dem Rad-Straßen-Prinzip weit überlegen. Aber beim Ausbau des Güterverkehrs wird geschlampt und gezögert. Stuttgart 21 bringt für den Güterverkehr wegen der Steigungen östlich von Stuttgart kaum Fortschritte, sondern nur ein paar Minuten Zeitgewinn für die relativ wenig Fernreisenden. 95% der Deutschen sind aber nicht im Fernverkehr, sondern überwiegend im Nahverkehr unterwegs. Der Berliner Verkehrsexperte Michael Holzhey hat soeben für das Bundesumweltamt errechnet, dass 11 Milliarden Euro Investitionen in den Güterverkehr die Transportleistung auf der Schiene verdoppeln könnte. Das ist etwa so viel Geld wie Stuttgart 21 kosten wird. Es ist rational nicht nachvollziehbar, dass die Befürworter von Stuttgart 21 diese schlichten ökonomischen Zusammenhänge einfach leugnen. Hat die Bahn Zukunft? Nicht wenn sie wie unter der Ära Mehdorn auch weiterhin 90% ihrer Investitionen in den Fernverkehr steckt, aber den Ausbau des Nah- und Regionalverkehrs, wo sie 90% ihrer Kunden hat, vernachlässigt. Das Hauptziel von Hartmut Mehdorn war der Börsengang. Börsenwahn statt Flächenbahn! Die Deutsche Bahn hat Zukunft, wenn sie sich am Beispiel der besten Bahn der Welt orientiert. Das ist die Schweitzer Bahn. Dort hat seit Jahrzehnten der Regionalverkehr Vorrang vor dem Ausbau des Fernverkehrs, der jedoch keineswegs vernachlässigt wurde. Nirgendwo macht Bahnfahren so viel Spaß wie in der Schweiz - bei weit schwierigeren geografischen Bedingungen als in Deutschland. Quelle: © Franz Alt 2010
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