Ein Service von![]() | |||||||||||||||||||||
Schön sein, gut aussehen ist ein Bedürfnis der Menschen in allen Kulturen. Deren jede hat dafür ihre eigenen Standards. In Europa gehört dazu, dass sich Frauen Augen und Lippen farbig schminken, ihre Gesichtshaut glätten und tönen. Immer mehr Hersteller lassen sich auch hier auf Naturkosmetik ein. Ein grundsätzliches Problem besteht hier allerdings. Denn was natürliche Kosmetik ausmacht, dafür gibt es bisher keine gesetzlich definierten Vorgaben. Jeder Hersteller kann auf seine Cremepackung "Bio" schreiben, ohne dass dies einer bestimmten Norm entspricht. Um hier Abhilfe zu schaffen, haben sich Hersteller zusammengetan und sich selbst Richtlinien unterworfen, nach denen Naturkosmetik produziert werden soll. In Deutschland vergibt der Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel (BDIH) das Siegel kontrollierte Naturkosmetik - die runde Marke zeigt innen eine stilisierte Pflanze und ist auf vielen Naturkosmetikprodukten zu finden. Ein anderes Siegel mit etwas strengeren Richtlinien vergibt NaTrue, ein Verband von Kosmetikherstellern mit Sitz in Brüssel, in Frankreich zertifizieren ecocert und cosmebio, in England die SOIL Associoation. Um auf europäischer, aber auch internationaler Ebene einen einheitlichen Standard für Natur- und Biokosmetik zu etablieren, haben sich der BDIH, cosmebio (Frankreich), ecocert Greenlife (Frankreich), ICEA (Italien) und die SOIL Association (Großbritannien) zusammengetan und im Mai diesen Jahres den gemeinnützige Verband Cosmos-Standard AISBL gegründet. Dieser will die Mindestanforderungen für Naturkosmetik festlegen. Dem europäischen Verband NaTrue, gegründet von den Pionieren der Naturkosmetikbranche, gehen diese Anforderungen allerdings nicht weit genug. Auf seiner Internetseite kritisiert er unter anderem, dass der Cosmos-Standard bis zu fünf Prozent petrochemische Rohstoffe im Endprodukt erlaubt und die Berechnung des biofähigen Anteils irreführend sei. Kein Erdöl in Naturkosmetik Hier wird schon genannt, was Naturkosmetik im Wesentlichen ausmacht - der Verzicht auf Mineralöl-Produkte und die Herkunft der Stoffe aus Bio-Anbau. So bestehen Naturkosmetika aus pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Inhaltsstoffen, möglichst aus kontrolliert biologischem Anbau oder Wildsammlung. Verzichtet wird auf hautreizende, allergisierende Inhaltsstoffe, insbesondere synthetische Farb-, Duft- und naturfremde Konservierungsstoffe. In den kontrollierten Produkten sind - anders als in herkömmlicher Kosmetik - keine oder wenig Stoffe, die aus Mineralöl gewonnen werden, wie Paraffine, Silikone und Vaseline enthalten. Diese sind zwar hautverträglich, verschließen aber die Poren. Paraffine sind sehr lange haltbar, da sie keine Vitamine, Spurenelemente, essentielle Fettsäuren oder Nährstoffe enthalten. In Cremes und Salben werden sie als Ölersatz eingesetzt, um eine geschmeidige Konsistenz zu erzeugen. Paraffine sind aber selbst keine Öle, sondern ein Gemisch aus Kohlenwasserstoffen unterschiedlicher Kettenlänge, es gibt kurzkettige flüssige und langkettige feste Formen. Weil Erdöl in Gewinnung, Verarbeitung und Transport große Schäden in der Umwelt anrichtet, spricht schon dieser Aspekt für die Verwendung von Naturkosmetik. Pflanzenöl statt Paraffin Denn Naturkosmetik enthält statt Paraffin echte Öle aus Pflanzen. Diese sind Triglyceride, Verbindungen von Glycerin mit Fettsäuren, welche die Pflanze in der Photosynthese erzeugt. Sie können in die Haut eindringen, verschließen die Poren nicht. Verwendet werden etwa Öle aus Rizinus, Sonnenblumen, Olive, Macadamia, Nachtkerze, Leindotter, Traubenkern und anderen Pflanzen; wo dies möglich ist, aus biologischem Anbau. Gentechnisch veränderte oder radioaktiv bestrahlte Inhaltsstoffe dürfen in Naturkosmetika nicht verwendet werden, ebensowenig wie Azo-Farbstoffe wie Gelborange E 110, Azorubin E 122, Allurarot AC E 129, Tartrazin E 102, Cochenillerot E124 und Cholingelb E 104 oder der Farbstoffbaustein Anilin, der im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Verpönt sind auch Moschusverbindungen und halogenorganische Verbindungen, die sich im Boden und im Grundwasser anreichern. Anstelle mit künstlich hergestellten Konservierungsstoffen werden Naturkosmetika mit ätherischen Ölen, Alkohol und den Vitaminen E und C haltbar gemacht. Duftstoffe stammen ebenso aus natürlichen ätherischen Ölen. Wer empfindliche Haut hat, kann deshalb auf Naturkosmetik allergisch reagieren und sollte daher bisher nicht angewendete Produkte vorher anhand einer Probe testen. Lidschatten und Lippenstifte mit natürlichen Farbstoffen Wenn keine tierischen oder an Tieren getesteten Stoffen enthalten sind, zeigt dies das Siegel des Deutschen Tierschutzbundes, ein Kaninchen unter schützender Hand, an. So verzichten Produzenten von Bio-Lippenstiften auf den Farbstoff Karmin aus Cochenille-Läusen und verwenden stattdessen mineralische Pigmente oder pflanzliche Farben wie Rote Beete. Für die farbigen Effekte in Lidschatten, Eyeliner und Make-up gibt es eine Reihe von zugelassenen naturidentischen anorganischen Pigmenten und Mineralien wie etwa Eisenoxid, Magnesiumoxid, Aluminumoxid, Zinkoxid aber auch Chlorophyll, Henna-Extrakte und Carotine. Je mehr Pigmente enthalten sind, um so deckender ist das Make-up. Die Farbauswahl ist in der Naturkosmetik nicht so breit, schrille Töne lassen sich hier eher nicht erreichen. Natur-Schminke punktet dafür aber mit zarten Tönen, die gut zu Gesicht stehen. Kussecht sind Natur-Lippenstifte nicht, da dieser Effekt mit Silikonölen und Paraffinen erreicht wird, die in Naturkosmetik nicht verwendet werden. Nagellack aus ausschließlich natürlichen Rohstoffen gibt es bisher nicht. Bei Nagellacken aus dem Naturkosmetik-Sortiment wird aber darauf geachtet, dass sie ohne allergieauslösende Substanzen wie Formaldehyd, Toluol, Kolophonium und Phtalate hergestellt sind. Da die Branche so stark wächst und die Verbraucher ein kritisches Auge auf die Qualität der Inhaltsstoffe haben, kann man zuversichtlich sein, dass die Bemühungen der Naturkosmetik-Hersteller um Transparenz und strenge Standards auch weiterhin anhalten. Andrea Reiche Kennzeichnung nach dem INCI-System Nicht nur für Naturkosmetik gilt: Die Angabe der kosmetischen Inhaltsstoffe nach dem INCI (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) - System ist in der Europäischen Union seit 1997 gesetzlich vorgeschrieben und durch die entsprechenden Ländergesetze (zum Beispiel in Deutschland § 5a, Abs. 4 KosmetikV) umgesetzt. Inhaltsstoffe, die über ein Prozent des Inhalts ausmachen, werden nach ihrer Konzentration in abnehmender Reihenfolge aufgelistet. Die Namen der INCI entsprechen nur selten den Namen der chemischen Verbindungen. Farbstoffe werden am Ende der Auflistung mit der jeweiligen CI-Nummern aufgeführt. Eine besondere Sortierung oder Reihenfolge ist nicht vorgeschrieben. Bei Kosmetika in verschiedenen Farbvarianten werden die in den Varianten verwendeten Farbstoffe in einer eckigen Klammer aufgelistet. Eine Kennzeichnung "+/−" zeigt an, dass eventuell nicht alle der aufgeführten Farbstoffe im Produkt enthalten sind, zum Beispiel: [+/− CI12700, CI14270, CI20470]. Zum Schutz des Rezeptes kann für Inhaltsstoffe besondere Vertraulichkeit beantragt werden. Solche Inhaltsstoffe werden durch einen siebenstelligen Code, zum Beispiel 600277D oder ILN5643, aufgelistet. Die meisten Naturkosmetik-Hersteller "übersetzen" ihren Käufern die INCI-Namen auf der Packung und erleichtern so den Überblick über die Inhaltsstoffe. Andrea Reiche
| |||||||||||||||||||||
Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln. |