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Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Energie & Technik    Datum: 16.08.2010
Russische Krisenregionen sind nukleares Pulverfass
Durch zerstörte Hochspannungsleitungen und durch Rauch und Hitze versagende Notstromgeneratoren, kann es dazu kommen, dass die notwendige Kühlung von Atomreaktoren ausfällt.
Sollte die Stromversorgung russischer Atomkraftwerke ausfallen, könnte es in den Anlagen zu nicht mehr beherrschbaren Notfallsituationen kommen. Deshalb fordert Greenpeace die russische Regierung auf, die bedrohten Atomreaktoren sofort herunterzufahren und die Öffentlichkeit umfassend über die Sicherheitslage der betroffenen Anlagen zu informieren.

"Die russischen Krisenregionen sind ein nukleares Pulverfass, das sofort unter Kontrolle gebracht werden muss", sagt Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. "Die Atomanlagen müssen unter allen Umständen geschützt werden. Die russische Regierung muss auch technische Hilfe aus dem Ausland anfordern. Es ist unglaublich, dass den Menschen in Russland und den Nachbarländern Informationen über die Situation vorenthalten werden und nur scheibchenweise weitergegeben werden."

Die großflächigen Feuer in Russland gefährden Atomanlagen direkt und indirekt. Fällt beispielsweise die externe Stromversorgung durch die Beschädigung einer Hochspannungsleitung aus, muss die Notstromversorgung anspringen, um den Reaktorkern zu kühlen.

Fallen die Dieselgeneratoren der Notstromversorgung wegen Überhitzung oder starkem Rauch aus oder springen erst gar nicht an, kann es zu einer Kernschmelze kommen. Dasselbe gilt wenn die Kühlsysteme von Plutoniumtanks ausfallen, wie sie in der Wiederaufarbeitungsanlage Majak stehen. Dort würde es statt zu einer Kernschmelze zu einer Explosion kommen, die große Teile Russlands verseuchen würde.

"Zwar beendet das Abschalten eines Reaktors die nukleare Kettenreaktion, die Gefahr einer Kernschmelze ist damit aber nicht gebannt. Der Reaktorkern muss dauerhaft gekühlt werden, um die Abwärme durch den radioaktiven Zerfall abzuleiten", so Smital.

Besonders gefährdet sind die zwölf Atomkraftwerke an den Standorten Kalinskaya, Balakovskaya, Rostovskaya und Novovoronezhskaya, sowie die Atomanlagen von Sarow und Majak. Das russische Atomunternehmen Rosatom meldet heute, dass nur 300 Meter entfernt vom militärischen Nuklearkomplex Sarow ein 14 Quadratkilometer großes Waldstück brennt. "Die Lage hat sich sehr stark verkompliziert", schreibt Rosatom in einem Papier, das Greenpeace vorliegt.

In Majak befindet sich ein Plutoniumtank, der dauerhaft gekühlt werden muss. Es gibt Hinweise, dass vor wenigen Tagen im Reaktor 3 in Novovoronezhskaya ein Transformator durch die Hitzewelle beschädigt wurde und der Reaktor abgeschaltet werden musste. Nach Behördenangaben sei durch den Vorfall keine Radioaktivität freigesetzt worden.

Sollte es zu einem schweren nuklearen Unfall in der Krisenregion kommen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es auch bei uns zu radioaktiver Kontamination kommt. "Im Interesse der deutschen Bevölkerung muss Bundeskanzlerin Merkel eine transparente und glaubhafte Informationspolitik von der russischen Regierung einfordern und zugleich umfangreiche und schnelle Hilfe im Kampf gegen die Flammen anbieten", fordert Smital.
Quelle: Greenpeace | Beate Steffens 2010



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