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Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 22.02.2010
Gewilderte Elefanten, leere Meere: Artenschutzkonferenz entscheidet über Schutz von Thunfisch, Haien, Elefanten und Eisbären
Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (13. bis 25. März in Doha/Katar)
München, 22. Februar 2010. Ein regelrechtes Tauziehen um kommerziell genutzte marine Arten erwarten Artenschützer auf der Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens vom 13.-25. März in Katar. Für den Roten Thun ist ein internationales Handelsverbot beantragt. Acht Hai- und 31 Korallenarten dürfen nur noch kontrolliert genutzt werden, wenn die Arten in den so genannten Anhang II gelistet werden. "Nie zuvor gab es so viele Anträge, Meerestiere weltweit unter Schutz zu stellen", sagt Pro Wildlife-Sprecherin Daniela Freyer, die an der Konferenz teilnehmen wird. "Wir erwarten, dass nur der Streit um Elfenbein die Gemüter ähnlich erhitzen wird: Erneut wollen zwei afrikanische Länder in den Handel mit Elfenbein einsteigen." Auch Schutzanträge für Eisbären und Dutzende weitere Arten stehen auf der Tagesordnung. Die Europäische Kommission legt am Montag ihren Vorschlag vor, wie die 27 EU-Staaten auf der Konferenz abstimmen sollen.

Vom 13. bis 25. März 2010 findet in Doha, Katar, das 15. Treffen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (WA, englisch CITES) statt. Künftige Handelsverbote oder -beschränkungen für Dutzende Arten stehen dann zur Abstimmung. Die EU wird auf der Konferenz einheitlich abstimmen und ist mit ihren 27 Staaten der einflussreichste Stimmenblock.


Elfenbein: Der Streit um das weiße Gold

1989 trat ein absolutes Handelsverbot für Elfenbein in Kraft und beendete weitgehend die jahrzehntelangen Massaker an Afrikas Elefanten. Doch seit 1997 wurde dieses Verbot immer wieder gelockert. Zuletzt durften Südafrika, Namibia, Botsuana und Simbabwe mit Zustimmung der EU 2008 ihre staatlichen Elfenbeinlagerbestände nach China und Japan verkaufen. Elfenbeinschmuggel und Wilderei sind seither deutlich angestiegen. Derzeit fallen über 30.000 Afrikanische Elefanten jährlich der Wilderei zum Opfer. Trotzdem wollen nun auch Tansania und Sambia den internationalen Schutz ihrer Elefantenbestände lockern und in das Geschäft mit dem weißen Gold einsteigen. "Gerade in diesen beiden Ländern sind Elefantenwilderei und Elfenbeinschmuggel völlig außer Kontrolle", warnt Freyer. Einige EU-Staaten planen zwar den beantragten Verkauf von 111 Tonnen Elfenbein abzulehnen, gleichzeitig wollen sie aber die Elefantenbestände Tansanias und Sambias von Anhang I in Anhang II des WA herunterstufen. "Diese unverantwortliche Salami-Taktik zielt einzig und allein darauf ab, in Zukunft den Elfenbeinverkauf zu ermöglichen. Die EU muss dem blutigen Elfenbeinhandel endlich eine klare Absage erteilen", so Freyer. "Auf der letzten Artenschutzkonferenz wurde mühsam ein Kompromiss errungen, der den Elfenbeinstreit zumindest für neun Jahre beenden sollte. Nun entfachen Tansania und Sambia erneut die Diskussion." Auch innerhalb Afrikas stößt der Vorstoß zur Lockerung des Elefantenschutzes auf Kritik: Als Antwort auf die Herabstufungsanträge haben sieben afrikanische Länder eine 20jährige Verkaufspause für Elfenbein beantragt. Sie werden unterstützt von der Mehrheit der afrikanischen Staaten, die den Elfenbeinhandel vehement ablehnen, weil sie um ihre Elefantenbestände fürchten.


Handel mit Eisbärfellen verbieten

Die USA haben ein internationales Handelsverbot für Eisbären beantragt. Obwohl Wissenschaftler voraussagen, dass bis 2050 durch das Abschmelzen des Packeises 71 Prozent des derzeitigen Bestands verschwinden wird, ist der internationale Handel mit Fellen und Jagdtrophäen bisher legal. Alleine in Kanada werden jährlich 500-600 Eisbären legal getötet, auch wenn dort mehr als die Hälfte der Eisbärbestände rückläufig sind. Auch Grönland genehmigt den Abschuss von 130 Eisbären pro Jahr, hat den Export aber nach massiver Kritik seit 2008 ausgesetzt. Hauptabnehmer sind Pelzhändler in Japan sowie europäische Großwildjäger, darunter zahlreiche Deutsche, die 40.000 Euro für den Abschuss eines Eisbären bezahlen. "Die Eisbären sind durch den Klimawandel akut gefährdet. Jedes zusätzlich abgeschossene Tier bedeutet einen unverantwortlichen Blutzoll", so Freyer.


Ausverkauf der Meere soll gestoppt werden

Der Schutz mariner Arten wurde bislang vernachlässigt: "Handelsbeschränkungen für kommerziell genutzte Fischarten haben bislang Seltenheitswert. Zu groß waren die wirtschaftlichen Interessen, zu stark die Fischereilobby. Doch angesichts überfischter Bestände haben die 175 WA-Vertragsstaaten jetzt über sechs Anträge zum Schutz von etwa 40 marinen Arten zu entscheiden", so Freyer. Für den Roten Thun, der vor allem in Japans Sushi-Restaurants begehrt ist und auf Fischauktionen Rekordpreise von bis zu 130.000 Euro pro Tier erzielt, hat Monaco ein absolutes Handelsverbot gefordert. Sowohl Japan als Hauptabsatzmarkt als auch einige EU-Mittelmeerländer leisten erbitterten Widerstand. Die neue EU-Kommission hingegen hat nach langem Ringen ihre Zustimmung signalisiert und dem Schutz des "Königs der Meere" damit eine neue Chance gegeben. Zudem sollen acht Haiarten in Anhang II des WA aufgenommen werden. Dies würde bedeuten, dass der Handel mit ihnen weltweit erfasst und auf ein nachhaltiges Maß beschränkt werden muss. Den Schutzantrag für den hierzulande als `Schillerlocke´ begehrten Dornhai sowie für den Heringshai hat Deutschland für die EU vorbereitet. Die USA und Palau werben für den Schutz diverser Hammerhaie und des Weißspitzenhochseehais. Viele der zur Diskussion stehenden Haiarten sind durch die immense Nachfrage für Haifischflossensuppe in Fernost bedroht. Für Handelsbeschränkungen für 31 Korallenarten, darunter die Rote Edelkoralle, setzen sich die USA und die EU gemeinsam ein.


Vom Äquator bis zum Nordpol: Geschacher um bedrohte Arten

Während Elefant, Thunfisch und Eisbär bereits jetzt die Diskussion dominieren, liegen auch für andere, weniger beachtete Arten Schutzanträge vor. Sechs Anträge gelten Arten, die im internationalen Heimtierhandel begehrt sind, darunter Rotaugenlaubfrösche, Zagrosmolch, Schwarzleguane, Bunte Dornschwanzagame und Riesenkäfer. "Wir hoffen, dass die WA-Vertragsstaaten sich im aktuellen Jahr der Biologischen Vielfalt klar zum Artenschutz bekennen und ihn nicht kommerziellen Interessen opfern, wie wir es in der Vergangenheit oft beobachten mussten", so Freyer.



Weitere Informationen zu den wichtigsten Anträgen:
www.prowildlife.de/CITES_CoP15

Über Pro Wildlife:

Pro Wildlife ist eine gemeinnützige Organisation, die sich global für den Schutz von Wildtieren und ihrer Lebensräume einsetzt. Weltweit unterstützt Pro Wildlife Artenschutzprojekte vor Ort und leistet Aufklärungsarbeit, um Wildtierhandel und Wilderei einzudämmen.

Pro Wildlife nimmt an Konferenzen wie der Internationalen Walfangkommission (IWC), dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA, engl. CITES) oder der Konvention zum Erhalt der Biodiversität (CBD) teil, um den Schutzstatus von Wildtieren weltweit zu verbessern.



Pressekontakt:
Daniela Freyer
Annette Sperrfechter

Pro Wildlife e.V.
Kidlerstraße 2
D-81371 München
Tel: 089/81 299 507

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