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Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 04.12.2009
Vogelfüttern greift in Evolution ein
Mönchsgrasmücken: Innerhalb von 50 Jahren Teilung in unterschiedliche Population
Freiburg (pte/04.12.2009/13:45) - Die Bildung neuer Arten ist ein zentraler Prozess der Evolution, der zur biologischen Vielfalt führt. Solche Vorgänge dauern in der Regel ein bis mehrere Mio. Jahre. Nun hat die Forschergruppe um den Evolutionsbiologen Martin Schaefer von der Universität Freiburg www.biologie.uni-freiburg.de bei Mönchsgrasmücken - einem einheimischen Zugvogel - zeigen können, dass die Zeitperiode auch deutlich kürzer sein kann. Ein Mitgrund dafür ist das Vogelfüttern. Eine gute Nahrungsversorgung hat die Tiere dazu bewogen, nicht mehr so weit zu fliegen.

"Wir haben uns die Mönchsgrasmücken-Population in Süddeutschland genauer angesehen. Der Großteil der Vögel verbringt den Winter in Südspanien", so Gregor Rolshausen, aus der Forschungsgruppe von Schaefer im pressetext-Interview. "Seit den 60er-Jahren hat sich eine neue Zugstrategie etabliert und Teile der deutschen Population überwintern jetzt in England. Dabei ging es ihnen offensichtlich ganz gut. Heute sind es bereits zehn bis 15 Prozent der süddeutschen Vögel, die den Winter dort verbringen", so der Forscher.

Evolution zum Zuschauen

"Da die Strecke nach England deutlich kürzer ist, kommen die Tiere früher wieder nach Deutschland zurück und beginnen gleich nach der Rückkehr mit dem Nestbau und der Paarung", so Rolshausen. "Das bedeutet, dass die England-Gruppe unter sich bleibt. Untersuchungen haben ergeben, dass sie sich genetisch von jenen, die in Spanien überwintern, unterscheiden." Damit konnte gezeigt werden, dass sich die Populationen gegenwärtig auseinander entwickeln und sich nicht beliebig miteinander fortpflanzen, obwohl die Tiere in unmittelbarer Nachbarschaft brüten.

Der erste Schritt der Artbildung erfolgt durch die sogenannte reproduktive Isolation - der Einschränkung der Fortpflanzung. "Anhand der Mönchsgrasmücken konnten wir zeigen, dass dieser Schritt innerhalb von nur 50 Jahren passieren kann", erklärt der Wissenschaftler. "Das ist um einiges schneller als bisher angenommen."

Veränderung des Aussehens

Der Schnelligkeit der Evolution von reproduktiver Isolation bei Mönchsgrasmücken ist nicht nur faszinierend, sondern hat auch Folgen. "Jene Tiere, die in Großbritannien überwintern, haben rundere Flügel, die ihnen mehr Wendigkeit verleihen. Diese wären bei einer langen Zugstrecke allerdings hinderlich", so der Forscher. "Auch die Schnabelform und -färbung sowie die Gefiederfarben der Vögel beider Populationen unterscheiden sich."

Die Studie sei ein gutes Beispiel für die vielfältigen evolutionären Konsequenzen, die mit Umweltveränderungen verknüpft sind, schreibt Schaefer. Anpassungsfähige Arten wie die Mönchsgrasmücke können anscheinend schnell Zugstrategien entwickeln und günstige Bedingungen ausnutzen. Die Studie zeige auch, dass evolutionäre Vorgänge zwar meist erst nach vielen Tausenden und Millionen von Jahren sichtbar werden, aber innerhalb von wenigen Jahrzehnten ablaufen und nachweisbar sind. (Ende)


Aussender: pressetext.deutschland
Redakteur: Wolfgang Weitlaner
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