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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Mode u. Naturkosmetik    Datum: 05.05.2000
Was hat Amnesty International mit Lippenstift zu tun?
Kosmetik und der Schutz von Umwelt- und Menschenrechten
von Norbert Suchanek

Rund 16 Milliarden Mark geben die Bundesbürger jährlich für Kosmetikartikel - von Badezusätzen bis zu Zahnpasta - aus. Der Markt für Hautpflege-Mittel allein beträgt knapp vier Milliarden Mark, nicht mitgerechnet die diversen Gurkenscheiben oder Sahne-Masken die am Kosmetikmarkt vorbei zum Einsatz kommen und auf so manchem Gesicht hautverjüngend wirken sollen.


Neben konventionellen Anbietern versuchen zunehmend auch alternative Kosmetikhersteller sich ein möglichst großes Stück vom milliardenschweren Kuchen der Pflege- und Schönheitsmittel abzuschneiden. Viele von ihnen werben mit dem Begriff "Naturkosmetik". Doch was steckt dahinter? Idealerweise sollte in Naturkosmetik nur "Natur" drin, was nicht immer der Fall ist. Die kritische Kundin - Männer tauchen bislang noch als Minderheit in den Kosmetikstatistiken auf - muß in diesem Fall hartnäckig sein und nachfragen. "Natur" heißt überdies noch lange nicht "ökologisch". Erst wenn die Inhaltsstoffe der Naturkosmetik aus kontrolliert ökologischem Anbau oder aus kontrolliert ökologischer Wildsammlung - wie zum Beispiel bei manchem Paranuß-Öl - stammen, sollte eigentlich von Bio- oder Öko-Kosmetik die Rede sein. Doch dieses hochgesteckte Ziel erreichen bis heute nur die allerwenigsten Hersteller.

Viele der wertvollen Rohstoffe kommen überdies aus Ländern der sogenannten Dritten Welt. Deshalb sollte künftig auch über Fair-Trade in der Naturkosmetik-Branche stärker nachgedacht werden. Bei Body-Shop beispielsweise ist Fair Trade schon lange Teil des Geschäftsprinzips. 100 Prozent "Natur" oder "Öko" garantiert die britische Kosmetik-Kette allerdings nicht. Doch dafür unterstützt Body-Shop indigene Völker und Dorfgemeinschaften zum Beispiel auf den Solomonen oder setzt sich werbewirksam für die Menschenrechts- und Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International (AI) ein.

Ein Urwald für die Kosmetik

In Brasilien werden schon seit Jahrzehnten viele traditionelle, indianische Öle und Essenzen, die häufig im Regenwald wild gesammelt werden, auch in der konventionellen Kosmetik verwendet. Da lag es nahe für das relativ junge, brasilianische Kosmetikunternehmen "O Boticario" sich auch im Regenwaldschutz zu engagieren. Seit 1993 schützt die in Curitiba ansässige Firma durch ihre Stiftung "Fundacao o Boticario de Protecao a Natureza" ein 2.340 Hektar großes Urwaldgebiet im Südosten Brasiliens. Vor kurzem nun ernannte die Unesco das Naturreservat der Stiftung zum Weltnaturerbe der Menschheit, weil es eines der letzten intakten Gebiete des Atlantischen Bergregenwaldes - in Brasilien Mata Atlantica genannt - ist.

Das Schutzgebiet ist übrigens nur eines von insgesamt 612 Projekten, das O Boticario seit 1991 initiierte oder förderte. Da Tourismus Schwerpunktthema dieser Spatz-Ausgabe ist, hier zum Schluß noch ein Tipp: Der Urwald von O Boticario kann auch besucht werden.

Weitere Informationen: Fundacao O Boticario de Protecao a Natureza(FBPN), Cristine Gerlach, Telefon 0055-41-381-7310, Email: Cristine@Boticario.com.br, Internet www.fbpn.org.br


Kosmetik ohne Tierversuche - unerlaubte Werbung?

"Nach heutiger Rechtssprechung gelten werbende Aussagen wie Kosmetik ohne Tierversuche als Irreführung des Verbrauchers", sagt das Naturkosmetikunternehmen Logona-Kosmetik. Nach Ansicht der Gerichte sei die Werbung mit der Tierversuchsfreiheit unlauterer Wettbewerb. Grund: "Die Gerichte gehen in ihrer Argumentation davon aus, dass nicht allen Verbrauchern bekannt sei, daß theoretisch alle für Kosmetik zugelassenen Rohstoffe irgendwann einmal an irgendeinem Ort der Welt im Tierversuch getestet wurden", schreibt Logona. Hintergrund: Seit. 1 Juni 1998 sind Tierversuche zur Entwicklung von Körperpflegemitteln verboten. Aber ein neuer, bisher noch nicht bekannter Rohstoff darf dennoch per Gesetz erst nach Tierversuchen oder nach erlaubten alternativen Tests in Kosmetika Verwendung finden. Die allerwenigsten Firmen werden allerdings heutzutage noch neuartige Rohstoffe entwickeln und einsetzen, sondern bei den "alten" bereits in der Vergangenheit in Tierversuchen getesteten Stoffen bleiben.

Nachgefragt:

Alltags-Tipps von der Fachkosmetikerin


Die Kosmetikerin Christina Jensen hat für den Spatz einige Produkte von verschiedenen Firmen auf ihre praktische Qualität überprüft und verglichen.

Lippgloss: Mit dem Lippgloss von Art Deco bin ich sehr zufrieden, weil er sich schön auftragen läßt, schön glänzt und sich pflegend auf der Haut anfühlt. Die Lippen scheinen nicht auszutrocknen. Nachteil des Lippglos von Art Deco: Es ist ein konventionelles Produkt ohne kontrolliert biologische Rohstoffe. Ähnlich gut schnitt auch der Lippglos von Body Shop ab, der aber leider gleichfalls nicht 100ig aus natürlichen Stoffen hergestellt ist.

Holz-Lippenstift: Eine schlechtere Note bekam der Holz-Lippenstift von Body Shop. Er hält zwar sehr lang, aber er fühlt sich auf den Lippen unangenehm an, als würde er die Haut austrocknen. Das vergleichbare Produkt von der Naturkosmetikfirma Logona hält gut auf den Lippen, fühlt sich besser auf den Lippen an und scheint sie auch nicht auszutrocknen.

Lippenstift: Der Logona-Lippenstift läßt sich gut auftragen, hält aber nicht besonders lange. Dafür ist er angenehm, nicht austrocknend auf der Lippe - ein guter Lippenstift für den Alltag. Das konventionelle Gegenstück von Anna Sui läßt sich ebenso sehr gut und gleichmäßig auftragen, hält gut und fühlt sich gut auf den Lippen an, scheint sie nicht auszutrocknen. Nachteile: Er ist zu aufwendig verpackt, kein Naturprodukt und riecht etwas zu aufdringlich.

Ihr Buchtipp: "The Body Shop Book - Die schönsten Seiten der Körperpflege", Mary Hahn Verlag, ISBN 3-87287-427-6. (Ein sehr schönes Buch, das Trotz des Titels keine "Firmenpropaganda" ist, sondern Wissenswertes rund um Körper, Kosmetik, Ernährung, Schönheit und Alter anschaulich vermittelt.)


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