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Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 01.09.2009
Straßen sind schuld an Regenwald-Zerstörung
Fragmentierung der Wälder führt zum Biodiversitätsverlust
Washington DC/Wien (pte/01.09.2009/06:00) - Das beste Mittel, um den Regenwald im Amazonas vor der Zerstörung zu bewahren, wäre die Zerstörung aller Straßen, meint einer der führenden brasilianischen Forscher, Eneas Salati. Auch der US-amerikanische Biologe Thomas Lovejoy kommt zum Schluss, dass Straßen für tropische Wälder weltweit Killer sind. Ohne Straßen würden sowohl die Regenwälder Brasiliens als auch Indonesiens nicht so schnell verschwinden wie jetzt, berichtet William Laurance von der James Cook University in Cairns www.jcu.edu.au in der Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins New Scientist. Weltweit wird pro Minute Regenwald in der Größe von 50 Fußballfeldern vernichtet. Betroffen davon sind Tiere und Pflanzen.

Straßen sind der laufende Störfaktor Nummer Eins, kommt Laurence, der auch am Smithsonian Tropical Research Institute in Panama www.stri.org tätig ist, zum Schluss. Erst vor kurzem ist der Ausbau der BR-163 - einer 1.200 Kilometer langen Straße ins Herz des Amazonas - und der BR-319 - einer 900 Kilometer langen Straßenverbindung durch bisher unerschlossenen Regenwald - beschlossen worden. Zudem teilen drei weitere Straßen die Anden vom Amazonas Richtung Pazifik. Straßennetze in Sumatra öffnen Holzfällern Tür und Tor. Einer Studie im Wissenschaftsmagazin Science zufolge sind zwischen 1976 und 2003 rund 52.000 Kilometer Straßen im Kongobecken errichtet worden. "In einem Artikel, den wir in einer zukünftigen Ausgabe des Fachmagazins Trends in Ecology and Evolution präsentieren, sind das nur einige wenige Beispiele, wie neue Straßenprojekte den Regenwald in Stücke schneiden", schreibt Laurence.

Die Katastrophe an den Straßen ist, dass sie die komplexe Struktur des feuchten Waldes mit Dunkelheit am Boden, wo eine große Zahl endemischer Arten lebt, zerstören. Zahlreiche Lebewesen meiden veränderte Bedingungen in Straßennähe und können auch noch so schmale Straßen nicht überqueren. Dazu kommen noch die Risiken von Fahrzeugen überfahren oder von Jägern erlegt zu werden. Diese Fragmentierung des Habitats führt zu einem Rückgang der Biodiversität und kann auch zum lokalen Aussterben einzelner Arten führen. Neue Straßen öffnen auch anderen Aktivitäten wie illegalem Holzeinschlag, Besiedelung und Landspekulationen Tür und Tor. Aufgrund der großen Entfernungen ist eine lückenlose Überwachung nicht möglich. Im brasilianischen Teil des Amazonas geschehen 95 Prozent der Abholzungen und der Waldbrände in einer maximalen Entfernung von 50 Kilometern zu Straßen. Im südamerikanischen Surinam liegen die meisten illegalen Goldminen in unmittelbarer Nähe zu Straßen.

Umweltkatastrophen beginnen sehr oft als kleine Einschnitte in den Wald. Da Regenwälder zumeist in den Entwicklungsländern sind, ist der wirtschaftliche Druck zur Ausbeutung von Tropenhölzern, Bodenschätzen und zur landwirtschaftlichen Nutzung sehr groß. Wenn der Weg einmal offen ist, folgt der legale und illegale Straßenausbau. Ein Beispiel dafür ist der in den 1970er Jahren gebaute Belem-Brasilia-Highway, der zum weiteren Ausbau von 400 Kilometern Straßen im Ostamazonas geführt hat. Zudem bedrohen Straßen das Leben der indigenen Völker - vor allem jenen, die versuchen in spärlichen Kontakt mit der Außenwelt zu treten. So protestieren etwa indigene Völker im peruanischen Amazonas gegen den weiteren Bau von Straßen und Pipelines in ihrem Gebiet.

Die WWF-Regenwald-Expertin Martina Glanzl www.wwf.at gibt im pressetext-Interview Laurance Recht. "Das ist in der Tat ein großes Problem. Allerdings wissen wir, dass wir das nicht ändern können", so Glanzl. Das bedeute, dass der WWF bemüht sei, die Auswirkungen des Straßenbaus, der einem gesamtkontinentalen Konzept zur Erschließung der Länder dient, einzudämmen. "Dazu gehört etwa die Stärkung der Rechte der indigenen Bevölkerung inklusive der Sicherung ihrer Landrechte", so die Expertin. Es gehe darum, Maßnahmen und Ideen in Absprache mit der lokalen Bevölkerung zu treffen. "In Brasilien gibt es extrem arme Menschen, die sich entlang von neu errichteten Straßen ansiedeln und damit auch zur Zerstörung des Regenwaldes beitragen." Eine Lösung solcher Probleme könne es nur geben, wenn man mit der Regierung gemeinsam Lobbyarbeit leistet, so Glanzel abschließend. (Ende)


Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Wolfgang Weitlaner
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