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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Wirtschaft    Datum: 28.04.2000
Tourismus-Nachrichten April / Mai 2000
zusammengestellt von Norbert Suchanek

TODO!-Preis für Prainha do Canto Verde

Im vergangenen Jahr machte der Spatz auf das brasilianische Öko-Tourismusprojekt, Prainha do Canto Verde, aufmerksam. Nun wurde diesem Projekt auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) der TODO!-Preis für sozial verantwortlichen Tourismus verliehen.

Prainha do Canto Verde ist ein Fischerdorf mit rund 1.100 Einwohnern und liegt etwa 125 Kilometer südöstlich von Fortaleza, im Nordosten Brasiliens. Der sozial verantwortliche Tourismus ist dort lediglich eine von drei Einkommensquellen, neben der Fischerei (Haupterwerb) und der Stickerei (Zusatzeinkommen der Frauen). Das Projekt ist hauptsächlich auf den inländischen Tourismus ausgerichtet.

Ausländische Urlauber sind zwar ebenso herzlich willkommen, aber sie müssen sich anpassen und nicht umgekehrt. "Die Dorfbevölkerung hat einen mit wenigen Eigenmitteln entwickelten Tourismus ganz bewusst gewählt, weil sie Negativ-Beispiele in unmittelbarer Nachbarschaft vor Augen haben", heißt es in der Preis-Begründung. Besonders abschreckend gelte vielen Dorfbewohnern das touristisch weithin bekannte ehemalige Fischerdorf Canoa Quebrada, in dem die einheimischen Fischer kaum noch Landrechte haben, die Dorfmitte zu einer Vergnügungsmeile voller Restaurants und Kneipen geraten ist und Drogen und Sextourismus Einzug hielten.
Der TODO!-Preis wird jährlich vom Studienkreis für Tourismus und Entwicklung in Zusammenarbeit mit - unter anderen - dem Bundesentwicklungsministerium und der Ecumenical Coalition on Third World Tourism vergeben.
Weitere Infos: Amigos de Prainha do Canto Verde, Caixa Postal 52722, Fortaleza, Ceara, 60151-000, Fax 0055-884131426, E-Mail terramar@fortalnet.com.br

700 Millionen Touristen

In diesem Jahr werden 700 Millionen Menschen ins Ausland verreisen und dabei 990 Milliarden Mark ausgeben, sagt die WTO. Im Jahr 2010 werden es eine Milliarde Touristen sein, die dafür 2,6 Billionen Mark ausgeben werden."

Südsee: Tourismusprojekt bedroht Lagune

Die Einheimischen der zu Französisch Polynesien gehörenden Moorea-Insel sind aufgebracht. Zur Erweiterung eines umstrittenen Hotelprojekts - dem Moorea Lagoon Resort - wollen die Betreiber die Pihaena-Lagune ausbaggern und um 10.000 Kubikmeter Sand erleichtern. Zwar hat die auf Tourismus setzende Regierung Französisch Polynesiens dem Vorhaben zugestimmt, doch die lokale Bevölkerung der Maohi ist strikt dagegen. Denn die Ausbaggerung des Sandes würde das Ökosystem der Lagune zerstören. Als Ende Februar dennoch die Bagger anrückten, stiegen die Einheimischen in ihre Kanus und blockierten vorerst die Bauarbeiten. Die Maohi hoffen nun auf Unterstützung von außerhalb.
Weitere Informationen: bei Pacific Concerns Resource Centre (PCRC), 83 Amy Street, Toorak, Private Mail Bag, Suva, Fidschi, Telefon 00679- 304649, Fax (00679) 304755, Email: pcrc@is.com.fj, Internet: www.pcrc.org.fj

Noch keine Steuer für Flugbenzin in Sicht

Die EU hat die Entscheidung über die Besteuerung von Flugbenzin auf die lange Bank geschoben. Grund: Die Finanzminister Spaniens und Irland sind gegen eine solche Steuer. Nun wird auf sogenannter "Botschafterebene" in der EU weiter über die Kerosinsteuer diskutiert - zum Schaden für die Umwelt. Die Besteuerung von Flugbenzin ist längst überfällig und ein "muß", soll die globale Klimaänderung langfristig gestoppt werden.

Fliegen in der EU nimmt zu

Nicht nur Fernreisen nehmen zu. Gerade der innereuropäische Flugverkehr scheint grenzenlos zu sein. Zwischen 1993 und 1997 stieg die Passagierzahlen auf Flügen innerhalb der EU um satte 39,4 Prozent.

Grüne fördern Jagdtourismus und wissen nichts davon

"Seit über zehn Jahren fördert die Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) den Aufbau einer Jagd-Tourismusindustrie im tansanischen Selous-Tierreservat", sagt Trophäenjagdbefürworter Ludwig Ellenberg von der Humboldt Universität. Doch das für die GTZ zuständige Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) will nichts davon wissen. Auf Anfrage, wieviel Steuergelder tatsächlich in die "Entwicklungshilfe mit dem Gewehr fließt", ließ die grüne Staatssekretärin des Ministeriums, Uschi Eid, (fälschlicherweise) mitteilen, "daß das Entwicklungsministerium den Jagdtourismus nicht fördert."

Tiere töten im Urlaub

In Tansania können derzeit Urlaubsjäger unter wenigstens 21 Tierarten auswählen. Während der Abschuß eines Elefanten dort umgerechnet rund 7000 Mark kostet (Stand 1998), dürfen Löwen und Leoparden bereits für etwa 3800 Mark als Trophäe enden. Billiger sind die weniger attraktiven Schakale und gefleckten Hyänen. Die meist deutschen oder nordamerikanischen Weidmänner dürfen bereits für unter 400 Mark pro Abschuß auf sie anlegen.

Deutsche bleiben Deutsche - auch auf Mallorca

Millionen von deutschen Urlaubern suchen alljährlich Mallorca heim. Daneben leben Tausende von Bundesbürgern auf der Baleareninsel oder haben wenigstens ihren Zweit- oder Dritt-Wohnsitz dort - wie Boris Becker. Da als Folge des Reisestroms die Straßen Mallorcas überlastet seien, fordern die deutschen Zeitungen auf Mallorca - na was wohl? - mehr Straßen. Wahrscheinlich sind viele unserer Bundesbürger im Ausland nur wirklich Glücklich, wenn alles um sie herum - so wie zuhause - asphaltiert ist.

Mauritius: Hoteliers im Kampf gegen Plastikmüll

Mauritius ist schon lange nicht mehr eine heile Paradiesinsel. Glasscherben, Küchenabfälle und vor allem Plastikmüll findet sich fast überall. Dieser zunehmenden Vermüllung durch Plastikbeutel und Kunststoffflaschen haben die Hotels und Restaurants der Insel nun den Kampf angesagt. "Eine saubere Umwelt ist essentiell für die Zukunft der Tourismusindustrie von Mauritius", sagt der Vorstand der Umweltkommission der lokalen Association of Hotels and Restaurants. Künftig sollen die Beherbergungs- und Gaststättenbetriebe der Insel auf Plastikverpackungen und Plastiksäcke verzichten und dafür lokal hergestellte, recycelbare Beutel verwenden.

Barbados setzt auf Massentourismus

Barbados meldet einen Besucherrekord mit über einer halben Million Übernachtungsgästen und rund 600.000 Kreuzfahrtbesuchern jährlich. Damit die Besucherzahlen auch in Zukunft anwachsen, will Barbados seinen Kreuzfahrthafen so weit ausbauen, um "in naher Zukunft" eine Million Besucher abfertigen zu können. Außerdem sind die Erweiterung des Flughafens - auf eine Kapazität von drei Millionen Passagieren jährlich -, ein neues Golftourismus-Ressort an der Südküste und ein neues Hilton-Hotel in Planung.

Billigticket ins All

Der Urlaubsflug ins All könnte schon bald billiger sein, als viele glauben. Mit neuen, komplett wiederverwendbaren Fluggeräten wäre der Ferienflug ins All schon für unter 200.000 Mark zu haben, errechneten NASA-Forscher.

Touristen stressen Pinguine

Naturtourismus kann schlimme Folgen für die besuchten Tiere haben. Dies trifft besonders auf die gegen Störungen empfindlichen Pinguin-Kolonien zu. Wie eine jüngste Studie an Magellan-Pinguinen allerdings zeigt, werden die Meeresvögel während des Brutgeschäfts am stärktsten gestreßt, wenn sie nur gelegentlich von Urlaubern besucht werden. Pinguine, die häufig menschlichen Besuch hatten, zeigten hingegen keine Stress-Symptome mehr. Die Forscher schlossen in der Fachzeitschrift Biological Conservation, daß es für die Pinguine besser wäre, wenn die Touristenbesuche auf ein kleines Gebiet konzentriert würden, um diese an den Menschen zu gewöhnen. Die anderen Pinguin-Kolonien hingegen sollten gänzlich in Ruhe gelassen werden.

Badeseen in der EU besser - in Deutschland schlechter

Europas Küsten- und Binnengewässer sind badefreundlicher. Dieses Fazit zog nun die Europäische Kommission in ihrem jüngsten Bericht über den Zustand der Badegewässer. Die Wasserexperten der EU hatten über 19.000 Badeorte geprüft und stellten in den meisten Ländern eine verbesserte Qualität der Binnengewässer fest. In Deutschland, Italien und Portugal allerdings sind die Badegewässer im Schnitt schlechter geworden.

Mexiko: Tourismus und freier Welthandel

Wer in Mexiko verantwortungsbewußt urlauben und mehr über die Situation der Ureinwohner erfahren will, kann sich nun einer "Indigenous Journey to Mexico" anschließen. Auf dem 8tägigen Reiseprogramm stehen an erster Stelle Besuche der Indio- und Dorfgemeinschaften von Cuentepex, Temixco, Cuernavaca, San Andres und Tepotzlan, wo die Teilnehmer die Folgen von Freiem Welthandel und Globalem Tourismus für die Einheimischen aus erster Hand erleben können. Außerdem nehmen die Urlauber an einem Workshop über Traditionelle Medizin teil und lernen kleine, alternative Entwicklungsprojekte zum Schutz der einheimischen Kultur kennen. Die Reise wird vom Rethinking Tourism Projekt (RTP) zusammen mit dem mexikanischen Centro Internacional para la Cultura y Enseanza de la Lengua (CICE) in Morelos angeboten. RTP ist ein Netzwerk nordamerikanischer Ureinwohner, das sich für eine verantwortungsbewusstere Tourismusbranche einsetzt.

Weitere Infos: The Rethinking Tourism Project (RTP), Deborah McLaren (Director), P.O. Box 581938, Minneapolis, MN 55458-1938, USA, tel/fax: 001(651) 644-9984, E-mail: RTProject@aol.com, Internet: www2.planeta.com/mader/ecotravel/resources/rtp/rtp.html

In den USA ist gentech-frei urlauben unmöglich

Umweltbewußte Urlauber haben es schwer in den USA. Dies gilt besonders für Reisende, die auf genmanipulierte Nahrungsmittel verzichten wollen. Denn in den USA sei es praktisch unmöglich, dem Gen-Food zu entkommen, warnt nun die britische Tourismusexpertin Sea Wheat im "Guardian". Ob Pommes frites, Ketchup oder Limonaden: In praktisch allen industriell hergestellten Nahrungsmitteln könnten genetisch manipulierte Rohstoffe enthalten sein.

"Fairer Tourismus darf kein Nischenprodukt sein"

"Fair Trade Tourismus darf kein Nischenprodukt sein." Dies meint Angela Kalisch von Tourism Concern. Sie koordiniert für die britische Nichtregierungsorganisation ein internationales Netzwerk, das die Förderung von fairen Tourismusformen weltweit zum Ziel hat. Der Tourismus, so Angela Kalisch, werde von den multinationalen Konzernen dominiert und es sei schwer mit ihnen zu konkurrieren. Fairer Tourismus sei deshalb nur dann für die Menschen in den besuchten Reiseländern nützlich und erfolgreich, wenn die Regeln des fairen Handels bei allen, auch von kommerziellen Tourismusbetrieben angebotenen Reisen Anwendung finden.

Mehr Infos zu Tourismusentwicklungen weltweit gibt es bei:
Tourism Concern, Stapleton House, 277-281 Holloway Road, London N7 8HN, England, Fax 0044-171 753 3331, E-mail: tourconcern@gn.apc.org
Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung (akte), Missionsstr. 21, CH-4003 Basel, Telefon 0041-61-261 47 42, Fax 0041-61-261 47 21


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