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Rubrik:Energie & Technik    Datum: 24.08.2009
UN-Resolution «Klimawandel durch Radioaktivität»
Urgent Call for Global Action
SolarPeace.ch Pressemitteilung vom 7.8.2009
Die Fakten sind offensichtlich, die Interpretationen zwingend. Der «Klimawandel durch CO2» ist nicht mehr zu leugnen. Er umfasst die Auswirkungen der Klima-Erwärmung durch freigesetzte Treibhausgase. Durch konsequentes Handeln können sie hoffentlich rechtzeitig abgemildert werden. Im Unterschied dazu bezeichnet der «Klimawandel durch Radioaktivität» eine Klima-Veränderung, die durch künstlich erzeugte Radioaktivität verursacht wird. Beide können schreckliche Ausmasse annehmen und der eine darf nicht gegen den anderen ausgespielt werden.

Doch während die ganze Welt über den «Klimawandel durch CO2» diskutiert, propagieren Atomindustrie und unterstützende Organisationen die angeblich klimafreundliche, CO2-freie Atomenergie als Lösung zum Klimawandel. Dabei ist es unwichtig, ob Atomenergie CO2-frei ist oder nicht. Atomkraftwerke produzieren grosse Mengen Radioaktivität und verursachen selbst einen gefährlichen «Klimawandel durch Radioaktivität», denn in einem durch Radioaktivität verseuchten Klima ist kein Leben möglich.

1. Grössenordnung:
Der im Atomkraftwerk erzeugte Atomstrom ist genau genommen ein Nebenprodukt, da im Reaktor nur 0,1% des Brennmaterials in Energie umgesetzt wird, also 99,9% als radioaktiver Atommüll zurückbleibt. Die produzierte Radioaktivität kann durch technisches oder menschliches Versagen, Terroranschläge, Naturkatastrophen oder in sogenannten Lagerstätten ganz allmählich durch geologische Veränderungen bzw. durch den Lauf der Zeit freigesetzt werden. Dazu kommt das Risiko des Missbrauchs: «Der verbrauchte Brennstoff von Atomkraftwerken enthält genug Plutonium, um von einem einzigen Betriebsjahr jedes Atomreaktors ca. 30 Atomwaffen herzustellen.» (Richard L. Garwin, «The Future of Nuclear Energy», 25./26.9.2008). Folglich kann jedes Atomkraftwerk zur Herstellung von Atomwaffen missbraucht werden.

Bereits im April 2001 erklärte der US-Atomphysiker Richard L. Garwin vor dem Nuclear Control Institute in Washington die Menge Radioaktivität im Atomkraftwerk: «Da ein Reaktor an einem Tag ebenso viel Radioaktivität produziert wie eine 50-kt Atomexplosion und der Brennstoff in einem Reaktor üblicherweise für durchschnittlich zwei Jahre dort war, enthält ein üblicher Atomreaktor in seinem Inneren die langlebigen Radioisotope von 30 Megatonnen Atomspaltung.» (Richard L. Garwin, «Can the World Do Without Nuclear Power? Can the World Live With Nuclear Power?», Nuclear Control Institute, 9.4.2001).

Die Hiroshima-Atombombe entsprach einer 12.5 kt Atomexplosion. Somit produziert ein durchschnittliches Atomkraftwerk täglich eine Radioaktiviätsmenge entsprechend derjenigen von vier Hiroshima-Atombomben, was sich jedes Jahr auf Radioaktivität in der Grössenordnung von 1460 Hiroshima-Atombomben summiert. Im Atomreaktor befindet sich sogar Radioaktivität in der Grössenordnung von 2920 Hiroshima-Atombomben (die Produktion von zwei Jahren). Allein die fünf Schweizer Atomkraftwerke beinhalten Radioaktivität in der Grössenordnung von rund 10'000 Hiroshima-Atombomben!

Die weltweit seit Jahrzehnten betriebenen rund 440 Atomkraftwerke beinhalten Radioaktivität in der Grössenordnung von rund einer Million Hiroshima-Atombomben (die Produktion von 2 Jahren). Sie erzeugen aber nur 3.3% des globalen Energiebedarfs. Dennoch bauen einige Länder weitere Atomkraftwerke.

2. Auswirkungen:
Diese künstlich erzeugte Radioaktivität - dieser «Klimawandel durch Radioaktivität» - strahlt aus menschlicher Perspektive für ewige Zeiten und kann nicht vernichtet werden. Schon seit langem entsteht dieser «Klimawandel durch Radioaktivität», der mit der gleichen Priorität wie der «Klimawandel durch CO2» dringend auf die internationale Agenda und weltweit ins öffentliche Bewusstsein muss.

Künstlich erzeugte Radioaktivität ist das wohl lebensfeindlichste Klima überhaupt. Die gesundheitlichen Auswirkungen und der Unterschied von künstlich erzeugter zur natürlich vorkommenden Radioaktivität sind im «Ärztlichen Memorandum zur industriellen Nutzung der Atomenergie» von Dr. med. Max Otto Bruker allgemeinverständlich zusammengefasst. Die Forschungsarbeiten von Dr. Rosalie Bertell (alternativer Nobelpreis 1986) und die Studie «ECRR 2003 - Recommendations of the European Committee on Radiation Risk» (Brüssel 2003) analysieren die Auswirkungen der radioaktiven Niedrigstrahlung bei Normalbetrieb. Und der Journalist und Autor Claus Biegert beschreibt im kürzlich erschienenen Artikel «Mörderisches Uran» das Schicksal von vielen tausend Menschen in den verseuchten Uranabbaugebieten (natur+kosmos, 06/2009).

Bei einer Katastrophe im Rahmen des «Klimawandel durch CO2», z.B. dem Wirbelsturm «Katrina» in New Orleans, kann direkt danach geholfen werden, Menschen können hingehen und retten was zu retten ist und den Wiederaufbau beginnen. Bei einer Katastrophe im Rahmen des «Klimawandel durch Radioaktivität» ist dies nicht möglich, da die Gegend für unbestimmte Zeit nicht mehr bewohnbar ist. Wenn in New Orleans ein Unfall durch technisch-menschliches Versagen oder durch die Folgen des Wirbelsturms «Katrina» die Radioaktivität aus einem Atomkraftwerk freigesetzt hätte, so wäre an einen Wiederaufbau nicht zu denken. US-Atomphysiker Richard L. Garwin resümiert: «Reaktorunfälle... zu schrecklich, um darüber nachzudenken.»

Bis heute existieren noch keine sicheren Lagerstätten und dies wird auch nie der Fall sein, da die Gesetzgeber in verschiedenen Ländern für atomare Endlager eine Sicherheitsgarantie von einer Million Jahre verlangen (vgl. USA und Deutschland). Man muss kein Ingenieur sein, um zu erkennen, dass eine solche Sicherheitsgarantie niemals möglich und mit nicht kalkulierbaren, praktisch unendlichen Kosten verbunden ist.

Wer Atomenergie als nachhaltig (sustainable), sauber (clean & green) oder als Lösung zum Klimawandel propagiert, missbraucht die Eigenschaften der erneuerbaren Energien und unterschlägt die von Atomkraftwerken produzierte Radioaktivität. Auf juristischer Ebene stellen sich neben der Einhaltung von Verfassungsgrundsätzen zur Erhaltung der Lebensqualität und der Lebensgrundlagen auch Fragen des Völkerrechts und der Menschenrechte.

3. Globaler und lokaler Lösungsansatz:
Der «Klimawandel durch Radioaktivität» sollte umgehend in der Vollversammlung der Vereinten Nationen behandelt werden. Grundlage einer wirksamen globalen Lösung wäre eine UN-Resolution, welche die Regierungen verpflichtet: (a) ihre Bevölkerungen über den «Klimawandel durch Radioaktivität» zu informieren; (b) sicherzustellen, dass der Bezug von Naturstrom aus erneuerbaren Energien keine Mehrkosten verursacht; (c) sicherzustellen, dass geeignete Rahmenbedingungen für Investitionen in erneuerbare Energien langfristig garantiert werden; (d) auf die Inbetriebnahme neuer Atomkraftwerke zu verzichten; (e) ein weltweites Verbot von Vermarktung und Bau neuer Atomkraftwerke zu unterstützen; (f) die bestehenden Atomkraftwerke so rasch wie möglich stillzulegen; sowie (g) die bereits bestehenden radioaktiven Abfälle so sicher wie möglich zu lagern und permanent zu überwachen.

Die Bevölkerung kann diese globale Lösung aktiv unterstützen, indem jeder Haushalt bei seinem Elektrizitätsversorger 100% Naturstrom aus erneuerbaren Energien (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse, Erdwärme) bestellt. Eine steigende Nachfrage nach Naturstrom führt zu den notwendigen Investitionen zum Aufbau des benötigten Naturstromangebots. Jede Naturstrombestellung unterstützt den Aufbau einer Energieversorgung mit 100% erneuerbarer Energie und ist zukunftsfähiger Klimaschutz.

Ebenso wie heute allgemein bekannt ist, dass z.B. Autos, Ölheizungen und Kohlekraftwerke den «Klimawandel durch CO2» verursachen, so müssen wir uns bewusst werden, dass alle elektrischen Geräte (z.B. weltweit viele Millionen Lampen und Energiesparlampen, Bügeleisen und energieeffiziente Kühlschränke, Computer und Telefone), die noch nicht mit 100% Naturstrom betrieben werden, durch Atomstrom einen «Klimawandel durch Radioaktivität» verursachen.

Beide, der «Klimawandel durch Radioaktivität» und der «Klimawandel durch CO2», müssen mit ganzer Kraft angegangen und so weit wie möglich beendet werden. Der Hauptunterschied ist, dass Atomenergie und die dadurch künstlich erzeugte Radioaktivität vollständig zu 100% beendet werden können und müssen. Dagegen muss (und kann) der Verbrauch der fossilen Energien nur zu einem Teil, z.B. bis zu 80%, durch erneuerbare Energien ersetzt werden, um das natürliche Gleichgewicht der Treibhausgase wiederherzustellen. Dann kann CO2 wieder in ausreichendem Umfang durch die natürlichen Prozesse der Pflanzen (z.B. Photosynthese) aufgenommen und in Biomasse umgewandelt werden.

Wolfgang Rehfus, SolarPeace.ch
Die vollständigen Quellenangaben sind auf www.SolarPeace.ch zusammen mit weiteren Informationen direkt verknüpft.



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