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Rubrik:Land und Gartenbau    Datum: 09.05.2000
Internationales Symposium "die Welt als Garten"
Eine "Datscha" - mehr als Garten Die Datscha als Überlebensstrategie / Warnung vor Zersiedelung und intensivem Chemie-Einsatz
Grillen am Wochenende, Sonne tanken - dem Deutschen ist der Kleingarten das Paradies am Wochenende. In vielen Ländern dieser Welt ist die "Datscha" jedoch viel mehr: Ernährungsgrundlage für zahllose Familien und Überlebensstrategie in Zeiten ständigen Mangels. War der eigene Landsitz einst den Privilegierten vorbehalten, erwirtschaften zum Beispiel sibirische Familien inzwischen zwei Drittel ihres Bedarfs an Obst und Gemüse auf dem Land ihrer Datscha. Nicht ohne Folgen: "Die Zersiedelung der Landschaft und der Einsatz von Chemie sind aus ökologischer Sicht äußerst problematisch", stellt Dr. Valery Kravtschenko aus Irkutsk fest. Der Geologe referiert am 8. Juni 2000 beim internationalen Symposium "die Welt als Garten" während der EXPO in Hannover.

Im Sowjetreich war der "private" Garten anfangs nur etwas für die Erholung der "Auserwählten". Anders die einfachen Familien - mit dem Obst- und Gemüseanbau auf gepachtetem Land sicherten sie sich während der Lebensmittelkrise Anfang der 70er Jahre ihren Lebensunterhalt. Binnen eines Jahrzehnts bauten weit mehr als die Hälfte aller russischen Familien Obst- und Gemüsekulturen an.

Bis heute hat die Zahl der Datschen allein in Sibirien um mehr als 80 Prozent zugenommen. Geerntet werden Kräuter, Wurzelgemüse, Obst, Beeren und Hülsenfrüchte für den täglichen Bedarf, den wir Mitteleuropäer gewöhnlich aus dem Supermarkt holen. Bei uns ein Hobby, dort Grundlage für die Ernährung von rund zwei Dritteln aller sibirischen Familien.

Chemie gegen Schädlinge

Was dem Kleingärtner sein Verein, ist dem Datschen-Besitzer die Kooperative. Hatten diese anfangs selten mehr als 50 Grundstücke, wuchsen die Genossenschaften auf bis zu 1 500 Grundstücke an - zumeist auf Böden, die nur eine geringe landwirtschaftliche Bedeutung haben. Trotzdem ist der Ertrag aus dem in Eigenregie bewirtschafteten Land zwei bis drei Mal höher als die der staatlichen landwirtschaftlichen Produktion. Etwa 400 Kilogramm Konserven stellt eine russische Familie durchschnittlich für den Winter her.

Kravtschenko warnt jedoch: "Die hohe Konzentration von Datschen an jeweils einem Ort führt zu dauerhaften Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall, für deren Bekämpfung viel Zeit, Kraft - und Chemie aufgebracht wird." Nicht ohne Folgen für Ökologie und Umwelt: Von den hochgiftigen Chemikalien bleiben Rückstände in Boden, Obst und Gemüse. Bislang ohne Alternative, denn die biologische Schädlings- und Krankheitsbekämpfung ist in Sibirien bisher kaum bekannt. Hinzu kommen ästhetische Fragen: Die Privatgärten zersiedeln die Landschaft und reduzieren mit ihrer extensiven Landwirtschaft die natürlichen Grünzonen um die Städte.

Kravtschenko betont: "Der beständige Mangel am Notwendigsten und der damit verbundene niedrige Lebensstandard machen die Datscha zum festen Bestandteil des sibirischen Alltags." Dennoch ist Erholung im eigenen Garten auch für den Sibirier kein Fremdwort: Sichert er doch ein Stück Unabhängigkeit vom Staat, vergrößert den eigenen Lebensraum und bietet eine Naturnähe, die in den Plattenbauten der Städte kaum zu finden ist.

Spätestens hier ist der sibirische Garten nicht mehr ganz so weit vom deutschen Kleingarten entfernt.


Veranstaltung:

Sibirische Gärten - die Datscha als Refugium
Dr. Valery Kravtschenko, Geografisches Institut der Akademie der Wissenschaften, Irkutsk
Donnerstag, 8. Juni 2000, 16.15 Uhr
Hannover Congress Center, Eilenriede Halle


Hinweise für Redakteure und Redaktionen

Unter der ausschließlich für Medien eingerichteten Web-Adresse www.weltalsgarten.de finden Sie weitere Informationen und zahlreiche Themenvorschläge rund um das Symposium. Der Eintrag bleibt bis Ende Juli 2000 geöffnet und wird fast täglich aktualisiert.

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