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Pervers aber wahr: Als Gegenmaßnahme zum Klimawandel propagieren Energiekonzerne tatsächlich den Wiedereinstieg in die längst zum sprichwörtlichen alten Eisen gehörende Atomkraft. Mit etlichen Milliarden Steuergeldern und deutschfranzösischer Technik baut deshalb Brasilien an seinem Dritten Atomkraftwerk und plant eine Verdoppelung und Verdreifachung seines, Mensch und Umwelt radioaktiv verseuchenden Uranbergbaus. Und in Deutschland wollen die Atomkraftwerks-Betreiber E.ON, EnBW, RWE und Vattenfall ihre alten und bald Schrottreifen AKWs noch einige Jahrzehnte länger laufen lassen, als sie selbst beim rotgrünen "Atomausstieg" zugesichert haben. Und mit falschen Klimaschutzargumenten versucht die Nuklear-Lobby derzeit die radioaktive Industrie grün zu waschen. Doch Atomenergie ist nicht nur die für die Volkswirtschaft teuerste Energie, sondern auch die gefährlichste. Und obendrein schützt sie auch keinesfalls unser globales Klima, sondern heizt es kräftig mit an. Klar, ein Atomkraftwerk pustet für sich genommen kein Kohlendioxid (CO2) aus. Doch der Atomtreibstoff, aufbereitetes, angereichertes Uranerz, fällt nicht vom Himmel: Er muss mit erheblichem Primärenergieaufwand der Erdkruste in Afrika, in Australien, in Lateinamerika und demnächst vielleicht auch im benachbarten Portugal (Alentejo!) entrissen werden; muss mit hohem Energieaufwand aufbereitet, dann meist rund um den Globus verfrachtet und in Brennelemente umgewandelt werden. All das verpestet die Atmosphäre nicht nur mit Treibhausgasen, sondern auch mit radioaktiven Emissionen und Abfallstoffen. Für Jahrtausende hinterlässt der Uranbergbau in den betroffenen Regionen radioaktiven Abfall, der immer knapper werdende Wasserressourcen, Böden, Luft und Nahrungskette bedroht. Hauptopfer dieser Uran-Bergbauingenieure sind meist Ureinwohner, von denen wir eigentlich lernen müssten, da sie es sind, die bis heute einen Lebensstil mit minimalsten Energieverbrauch vorleben. Einen auch nur annähernd umweltfreundlichen, die Gesundheit von Uranarbeitern und Anwohnern nicht gefährdenden Uranbergbau gibt es faktisch nicht -vor allem weil die Kosten dafür einfach astronomisch hoch wären! Doch zurück zu den "harten" Klimafakten: Der Berliner Zeitung sagte 2005 der Präsident des Umweltbundesamtes Andreas Troge (Mitglied der CDU): "Sieht man sich die gesamte Prozesskette bei der Kernkraft an, also Herstellung, Aufbereitung, Verwahrung, Betrieb und Transporte, dann hat auch die Atomenergie einen beachtlichen Kohlendioxid-Ausstoß." Berechnungen des Freiburger Öko-Instituts zufolge produzieren Atomkraftwerke in der Gesamtklimabilanz 25-50 Gramm Kohlendioxid je erzeugte Kilowattstunde. Und laut GEMIS (Globales Emissions-Modell Integrierter Systeme, Tabelle 2007) erzeugen Atomkraftwerke etwa 32 bis 65 Gramm CO2 je Kilowattstunde. Ein anderes Klimaproblem der Atomenergie heißt: Krypton 85. Dieses radioaktive Gas entsteht in den Atomkraftwerken und wird während des Betriebs oder spätestens bei Wiederaufarbeitung oder Konditionierung von Atommüll freigesetzt. Die Konzentration von Krypton 85 hat sich in der Erdatmosphäre in den vergangenen 5 Jahrzehnten durch die Atomindustrie stark erhöht und beeinflusst gleichfalls unser Klima! In welchem Masse ist noch nicht gänzlich erforscht. Stopp Stand-by! Wer also den Gefahren des Klimawandels wirkungsvoll begegnen will, sollte die Atomenergie vergessen! Der billigste und effektivste Klimaschutz ist und bleibt das Energiesparen und die effizientere Nutzung von Energie. Allein der Stand-by-Betrieb sämtlicher Elektrogeräte der deutschen Haushalte benötigt den Strom von zwei Atomkraftwerken. Das deutsche Umweltbundesamt hat ermittelt, dass die Leerlaufverluste durch Stand-by-Betrieb mindestens elf Prozent des Stromverbrauchs der Privathaushalte ausmachen! Es ist ein Kreuz, dass aber gerade die Standby-Geräte weltweit schier unaufhaltsam weiter produziert und verkauft werden, vor allem in den Ländern der "Dritten Welt", die man politisch korrekt aber nicht mehr "Dritte Welt" nennen darf. "Stand-By" gilt dort als Fortschritt. In Brasilien beispielsweise raten Elektrogeräteverkäufer den Kunden, die Geräte zur Sicherheit grundsätzlich nicht auszuschalten. Eine weitere Form des Klimaschutzes in der "Ersten Welt" ist die Dezentralisierung der Energieversorgung: Kleine, dezentrale Blockheizkraftwerke (BHKW)beispielsweise nutzen fossile oder auf deutschen Äckern produzierte Pflanzenenergien effektiv, mit geringsten Verlusten und hohem Wirkungsgrad. Sie produzieren Wärme für den Winter, heißes Wasser für den Alltag und Strom für das ganze Jahr. Jeder kann dabei mithelfen, diese dezentrale Energieerzeugung voranzubringen, auch Mieter. Zum Beispiel durch den Umstieg auf einen seriösen Anbieter von alternativ erzeugten Strom - ohne Atomkraft und ohne importierte Palm- oder Soja-Öle. Stichwort: Atomausstieg selber machen! Wer über mehr Finanzmittel oder ein eigenes Heim verfügt, hat freilich noch mehr Möglichkeiten dem Klima zu helfen. Sinnvolle Wärmedämmung und Umstieg auf alternative Energieerzeugung auf dem Dach oder im Keller. Bund und Land helfen dabei mit. So werden beispielsweise die so genannten Mini-KWK-Anlagen (steht für Kraft-Wärme-Kopplung) oder BHKWs im Rahmen des Klimaschutzprogrammes mit bis zu 1550 Euro je Kilowatt elektrischer Leistung unterstützt. Förderfähig sind aber nur Maßnahmen, mit denen vor der Antragstellung noch nicht begonnen worden ist. Das bedeutet, dass der Auftrag für den Kauf oder die Installation der KWK-Anlage erst nach dem Zuschussantrag erteilt werden darf. Seit diesem Januar gilt dazu das veränderte Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, das nun auch erstmals Neuanlagen mit über 2 MW elektrischen Leistung fördert. Die neuen Förderrichtlinien des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) sind am 01.03.2009 in Kraft getreten. Über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sind nun förderfähig: Die Errichtung und Erweiterung von Solarkollektoranlagen bis 40 m² Bruttokollektorfläche; Solarkollektoranlagen mit mehr als 40 m² Bruttokollektorfläche auf Ein- und Zweifamilienhäusern mit hohen Pufferspeichervolumina; automatisch beschickten Anlagen zur Verbrennung von fester Biomasse (wie Holz und Stroh) für die thermische Nutzung bis einschließlich 100 kW Nennwärmeleistung; handbeschickten Anlagen zur Verbrennung von fester Biomasse für die thermische Nutzung von 15 bis 50 kW Nennwärmeleistung (Scheitholzvergaserkessel); effizienten Wärmepumpen; besonders innovativen Technologien zur Wärme- und Kälteerzeugung aus erneuerbaren Energien. Neben der eigentlichen Basisförderung gibt es noch ein Bonussystem, das für deutlich höhere Förderbeträge sorgen kann. Zum Beispiel der so genannte Kesseltauschbonus: Hierbei wird die Errichtung einer Solarkollektoranlage zusätzlich mit einem Bonus gefördert, wenn gleichzeitig der bisher betriebene Heizkessel ohne Brennwerttechnik durch einen neuen Brennwertkessel nach Energieeinsparverordnung ersetzt wird. "Dieser Bonus wird auch bei der Erstinstallation von Solarkollektoranlagen von mehr als 40 m² Bruttokollektorfläche auf Ein- oder Zweifamilienhäusern mit Pufferspeichervolumina von mindestens 100 Litern je m² gewährt", so das EEWärmeG. Mehr Fördergeld durch Stromeinspeisung Das 35-Seiten lange Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz -EEG), geändert durch Artikel 5 des Gesetzes vom 28. März 2009, bietet den Betreibern dezentraler Energieanlagen weitere Unterstützung. Betreiber von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen haben demnach einen Anspruch auf eine Vergütung für den in das Netz der allgemeinen Versorgung eingespeisten KWK-Strom. Für Strom aus nachwachsenden Rohstoffen gibt es einen Zusatzbonus. "Der Anspruch auf den Bonus für Strom aus nachwachsenden Rohstoffen nach § 27 Abs. 4 Nr. 2 besteht, wenn a) der Strom ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen oder, bei anaerober Vergärung der nachwachsenden Rohstoffe oder Gülle (Biogas), in einer Kombination mit rein pflanzlichen Nebenprodukten im Sinne der Positivliste Nummer V gewonnen wird", so der Gesetzestext. Aus ökologischer und menschenrechtlicher Sicht absolut unverständlich ist, dass dabei nicht nur einheimische, regional produzierte Rohstoffe, sondern auch importierte "Energiepflanzen" den Förderbonus genießen. So bekommt auch die Nutzung der ökologisch und sozial katastrophalen Rohstoffe wie Palmöl und Sojaöl diesen Bonus, während er beispielsweise einheimischen Kartoffelschalen oder einheimischem, aussortiertem Gemüse verwehrt wird! Der Gesetzestext macht zwar die Einschränkung, dass bonuswürdiges Palm- und Sojaöl die "Anforderungen der Verordnung nach § 64 Abs. 2 Nr. 1" einhalten müssen, doch diese "Nachhaltigkeitsverordnung" gibt es erstens bislang gar nicht, und zweitens kann es nach Meinung etlicher Wissenschaftler, Menschenrechtler und Umweltschützer nachhaltiges Palm- oder Sojaöl auch gar nicht geben. Ein Schritt vor zwei Schritte zurück Bei allen positiven Ansätzen zur Förderung der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen wie heimischem Holz vor allem in Deutschland und in Österreich: Das verrückte ist, dass parallel dazu in den so genannten Entwicklungs- und Schwellenländern - mit Entwicklungshilfegeldern - genau das Gegenteil passiert. Indigene Völker und traditionelle Bevölkerungsgruppen, die seit Jahrhunderten und Jahrtausenden den nachwachsenden Rohstoff, lokal gesammeltes Holz, zur Energieversorgung nachhaltig nutzen, werden dort zum Stromenergie- und Erdgaskonsumenten umerzogen. Dank Entwicklungs- und Hilfsprojekten wie "Luz para todos (Strom-Licht für alle)" und Kampagnen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die die Nutzung von traditionellen Holzöfen oder Feuerstellen als "krebserregend" verteufeln, werden heute allein in Brasilien Tausende von Indigenen, Kleinbauern, traditionellen Fischern, Quilombolas (Nachkommen ehemaliger Sklavengemeinschaften) zu Abhängigen des von Energiegiganten umweltschädlich erzeugten Stroms oder klimaschädlichen Butangases umerzogen. Norbert Suchanek Weitere Informationen und Antragsformulare: Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Referat 432 - Kraft-Wärme-Kopplung Postfach 51 60, 65726 Eschborn Tel 06196-908 336 www.bafa.de E-Mail: mini-kwk@bafa.bund.de Infos zu Atomstrom und Atomausstieg: www.ausgestrahlt.de/atom/kikk www.ausgestrahlt.de/atom/klima www.atomausstiegselbermachen.de/ Infos zu Palm- und Sojaöl: www.regenwald.org
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