Ein Service von
www.ECO-World.de
 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 20.04.2009
Umwelt- und Nord-Süd-Nachrichten, April 2009
zusammengestellt von Norbert Suchanek
Fehlende Recherche

Der selbst verschuldete Zusammenbruch etlicher Privat-Banken kostete bereits Hunderte von Millionen Euro an Steuergeldern. Ein Ende dieser auf platzenden Spekulationsblasen beruhenden Finanzkrise ist noch nicht abzusehen. Das ganze hätte rechtzeitig verhindert werden können, wenn die grossen Medien nur richtig hingesehen hätten. "Es hätte eines Recherche-intensiven Journalismus bedurft, um die Machenschaften im Kreditgewerbe aufzudecken; aber Recherche kostet Geld und ist deshalb in vielen Medien schon lange nicht mehr erwünscht", Kommentiert der Journalist Wolfgang Köhler in der aktuellen Ausgabe der Medienzeitschrift M. "Eine tiefergehende Recherche bedarf auch sachkundiger Journalisten, die die richtigen Fragen zu stellen wissen; Verleger und Chefredakteure aber, die nur nach der Auflage (oder Quote) schielen, wollen nur noch `Nutzwertiges´ lesen, Aktientipps und `Wie werde ich reich, ohne zu arbeiten´." mmm.verdi.de/archiv/2009/01-02/kommentiert_aufgespiesst

Nigeria: Michelin ließ Regenwald abholzen

Autoreifen bestehen vor allem aus Naturkautschuk aus Plantagen. Und dafür wurden und werden weiterhin Regenwälder abgeholzt und einheimische um ihr Land gebracht. So machte der Reifenhersteller Michelin vor zwei Jahren in Nigeria über 3500 Hektar Wald und Kleinbauernland (Iguobazuwa Forest Reserve) für seine Kautschukplantagen platt. Die Gemeinden des Iguobazuwa-Gebiets leiden seitdem an Nahrungsmittelknappheit und Epidemien, weil sie durch den Waldverlust auch keine Pflanzenmedizin mehr haben, schreibt das World Rainforest Movement. Dennoch geben die Menschen dort nicht auf, sondern fordern ihr Land von Michelin zurück.
www.wrm.org.uy/countries/Support_to_Nigerian_Communities.html

Namibia: Wasserverbrauch steigt durch Uranabbau rapide

In der Erongo-Region hat sich die Diskrepanz zwischen den Wasserreserven und dem Wasserbedarf drastisch verschärft, warnte jüngst die Allgemeine Zeitung von Namibia. Grund: mehrere neue geplante Uranminen. Namibia hat bereits zwei Minen. Eine dritte ist in Vorbereitung. "Die Areva-Trekkopje-Mine wird sich selbst mit Wasser versorgen, doch wenn die Inbetriebnahme der vielen anderen geplanten Uranminen und anderer Bergbauunternehmen im Erongo-Gebiet verwirklicht wird, dann fehlen uns jährlich 54 Mio. Kubikmeter Wasser", so der Projektmanager von NamWater.

Bahiabio: Biodiesel statt Weide

Bahiabio klingt nach "Bio" und "Ökologie", hat aber nichts damit zu tun. Bahiabio heißt das aggressive Biosprit-Regierungsprogramm im nordostbrasilianischen Bahia. Staatliche Subventionen und Steueranreize sollen zur Anlage von 870.000 Hektar Zuckerrohr und zum großflächigen Anbau von Ölpflanzen wie Rizinus, Indische Brechnuss, Ölpalmen und Baumwolle auf 868.000 Hektar führen. Opfer dieses Agrarenergieanreizprogramms: Artenreiche Cerrado- und Caatinga-Wälder, traditionelle Weiden in Gemeindebesitz, Küstenwald und die kleinbäuerliche Landwirtschaft. "Bahiabio ist noch 20 Mal schlimmer als die Umleitung des São Francisco", so der Umweltexperte der Landpastorale Roberto Malvezzi. Allein die im Tal des São Francisco geplanten 510.000 Hektar auf Bewässerung angewiesenen Zuckerrohrplantagen würden dem Fluss im Schnitt über 500.000 Liter knappes Wasser pro Sekunde entziehen. Außerdem führe die Aussicht auf große Gewinne dazu, dass traditionelle Landrechte mit Füßen getreten und Kleinbauern, Schaft- und Ziegenhalter vertrieben werden. So auch in der Gemeinde Casa Nova in der Region des Sobradinho-Staudamms. Biodiesel-Investoren wollen sich dort seit März 2008 das traditionelle Caatinga-Weidegebiet von Areia Grande aneignen. 336 Familien und ihren rund 13.000 Ziegen und Schafen droht der Existenz- und Landverlust. Nun wurde die Symbolfigur des Widerstandes in der Gemeinde Casa Nova, der Landarbeiter José Campos Braga, erschossen.

Landkonflikt wegen Palmölexpansion in Indonesien

Am 16. Februar 2009 übergaben Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten eine Petition mit über 10.000 Unterschriften an die Botschaft der Republik Indonesien. Sie verlangen die Freilassung von Muhammad Rusdi, Gemeindebürgermeister in der Provinz Jambi, Sumatra, und Wiedergutmachung für dessen Gemeinde, die Opfer illegaler Landnahme durch die Palmölindustrie wurde. Laut Umweltgruppe WALHI (Freunde der Erde Indonesien) gibt es in dem Land derzeit mehr als 1.000 Landkonflikte über Palmölplantagen. Gleichzeitig wachse die Zahl der Menschenrechtsverletzungen, die in Zusammenhang mit diesen Konflikten registriert werden. Marianne Klute von der deutschen Menschenrechtsorganisation Watch Indonesia: "Immer mehr Bauern und Indigene sehen ihre Rechte und Lebensunterhalt durch Palmölunternehmen bedroht."

Uranboom auch in Tansania

"Ab 2010 soll in der Vereinigten Republik Tansania Uran abgebaut werden", berichten Martin Kurz und Inge Lindemann von Strahlentex. "Die Explorationsarbeiten laufen auf Hochtouren. Die Bevölkerung ist aufgebracht. Sie soll den Explorationsfirmen weichen. 25 Gesellschaften aus aller Welt sind bisher dem Ruf des ostafrikanischen Landes gefolgt und suchen dort nach Uran." Weitere Infos: www.strahlentelex.de

Uran auf dem Acker

Alle in Deutschland im Handel befindlichen Rohphosphat- und Phosphatdüngemittel enthalten Uran als Spurenstoff. Es gibt Phosphate mit mehr oder weniger Uran, und das ist eine Gefahr für Grundwasser und Nahrungsmittel. Weitere Infos: www.strahlentelex.de/aktuell.htm

Vorgeburtliche Strahlenbelastung

Vorgeburtliche Strahlenbelastung beeinträchtigt die schulischen Leistungen von Kindern. Eine Studie in Schweden zeigt Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung von Kindern nach Tschernobyl-Fallout. Weitere Infos: www.strahlentelex.de/aktuell.htm

Sojafelder machen krank

Gen-Soja und Herbizide: Diese Mischung macht die Menschen in den Soja-Anbaugebieten Argentiniens krank, berichtet jetzt die Nachrichtenagentur IPS. "In Argentinien ist das Leben auf dem Land eine gesundheitsgefährliche Angelegenheit geworden." 200 Millionen Liter Glyphosat werden jährlich auf den Feldern versprüht, die 48 Millionen Tonnen Soja für den Export produzieren. Das Unkrautvernichtungsmittel bewirkt eine gesundheitliche Katastrophe, wie der jüngste Bericht der Nichtregierungsorganisation 'Grupo de Reflexión Rural' (GRR) belegt.
IPS: "Krebs in jungen Jahren, Missbildungen, Autoimmunkrankheiten wie Lupus, Nierenleiden, Atemwegs- und Hautkrankheiten sind in Dutzenden Ortschaften des südamerikanischen Landes auf dem Vormarsch." Das Problem besteht aber nicht nur in Argentinien. Im Nachbarland Paraguay ist die Situation kaum anders. Dort leiden aber vor allem auch die in der Nachbarschaft der Soja-Plantagen lebenden Guarani-Indianer, denn die Gifte werden großflächig nicht nur über die Felder sondern auch über die "Nachbarn" versprüht.
Infos: www.grr.org.ar

Jatropha-Treibstoff lässt Rinder sterben

Mit massiven Subventionen versucht Indien die Biodiesel-Produktion auf Basis von Jatropha, auch indische Brechnuss oder Purgiernuss genannt, im ganzen Land zu verbreiten. Mehrere Millionen Hektar wurden bereits gepflanzt - mit katastrophalen Folgen wie in Rajastan, denn die Brechnuss ist giftig und ließ dort etliche Rinder verenden. "Man hat uns massiv umworben, die Purgiernuss über den grünen Klee gelob und uns für jeden Setzling fünf US-Cent abgenommen", zitiert die Nachrichtenagentur IPS den Bauer Sukh Ram. Leider habe niemand von den Gefahren für die Rinder gesprochen. "Jetzt haben wir nicht nur das Geld für die Setzlinge verloren, sondern auch Vieh und die Einnahmen, die das Land, wäre es anders bestellt gewesen, erbracht hätte."

Neue Rinderkrankheit in Deutschland?

"Seit etwa einem Jahr mehren sich jedoch Berichte, nach denen manche Tiere beim Einziehen der Ohrmarken zu bluten beginnen, so heftig, dass sie schließlich verenden", das berichtete jüngst die Süddeutsche Zeitung. "Es ist, als würden die Kälber Blut schwitzen", sagt ein Bauer über den Todeskampf eines seiner Tiere. In ganz Deutschland fahnden nun Veterinärmediziner nach der Ursache. Ein neuer Virus? Illegal eingesetzte Antibiotika? Oder die Folge von Gen-Mais?

--
Norbert Suchanek ist Fachjournalist für Umwelt- und Nord-Süd-Themen und lebt in Rio de Janeiro.




Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln.