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Rubrik:Haus & Garten    Datum: 08.10.2008
Schweizer Naturgebiete leiden unter Zersiedelung
Praxis des Siedlungsbaus widerspricht nachhaltiger Entwicklung
Zürich (pte/08.10.2008/12:30) - Billige Grundstücke fernab von Stadtzentren sorgen dafür, dass die Schweizer Naturlandschaft zusehends verbaut wird. Ausgehend vom Mittelland, zeigt dieser Trend längst auch Auswirkungen in vielen Alpentälern. Fehlte bisher die Möglichkeit, das Ausmaß der Entwicklung zahlenmäßig zu erfassen, gelang dies nun erstmals dem Institut für terrestrische Ökosysteme der Universität Zürich im Rahmen der heute, Mittwoch, veröffentlichten Studie "Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung". In dieser kommt das Forschungsinstitut zum Schluss, dass die Zersiedelung der Schweiz ohne Gegenmaßnahmen weiter stark zunehmen wird.

"Auslöser der Entwicklung ist vor allem das starke Bevölkerungswachstum in der Schweiz, verbunden mit einem immer größeren Raumbedarf pro Person", erklärt der Studienautor Christian Schwick gegenüber pressetext. Das Wohnen im Grünen wird immer beliebter, und auch die billigen Baugründe im außerstädtischen Bereich kommen den privaten Bauherrn entgegen. Die Wirtschaft mischt in der Zersiedelung kräftig mit, was der Boom an großen Einkaufszentren inmitten freier Landschaft belegt.

Was für den Einzelnen ein Vorteil ist, schadet jedoch der Gesamtbevölkerung. "Durch die kleine bauliche Dichte geht viel Boden verloren. Damit reduzieren sich landwirtschaftlich nutzbare Flächen sowie die Erholungs- und Naturgebiete." Schwick problematisiert den zur Erschließung nötigen höheren Aufwand an Infrastruktur, der eine Erweiterung des Straßennetzes und somit des Autoverkehrs bedeutet. Zukunftsszenarien der Forscher zeigen, dass bei ausbleibenden Gegenmaßnahmen die Zersiedelung weiter stark zunehmen wird, was im Widerspruch zu den Zielen der Nachhaltigkeit steht.

Die Forschergruppe veranschaulichte die Problematik mit Hilfe von drei Indikatoren: die Streuung im Raum, die Siedlungsfläche und die Bevölkerungszahl. Werden diese Größen in Beziehung gesetzt, erhält man die "urbane Durchdringung": Diese stieg zwischen 1935 und 2002 in allen Kantonen, in den Kantonen Wallis, Nidwalden, Baselland, Solothurn, Tessin und Genf besonders stark um bis zu 190 Prozent. Da neue Siedlungen überwiegend nicht kompakt oder verdichtet gebaut werden, stellen sich Städte heute kaum mehr als begrenzbare Flächen dar, sondern ufern weit in die Umgebung aus. Gänzlich unbesiedelte Gebiete sind im Schweizer Mittelland kaum mehr zu finden.

Nachhaltige Siedlungspolitik zu betreiben sei in der Schweiz aufgrund des föderalen Systems schwierig, verdeutlicht Schwick: "Jede Kommune legt ihre eigenen Bauzonen fest und möchte möglichst viel Bauland zur Verfügung stellen." Damit eine Änderung stattfinden könne, müsse in der Raumplanung "etwas passieren". Die Züricher Forschergruppe erarbeitete 14 Maßnahmen für eine nachhaltige Siedlungspolitik. "Vor allem fehlen regionenspezifische Grenzwerte für die Zersiedelung, Maßnahmen zum verdichteten Bauen und ein Baustopp in besonders schützenswerten Landschaften. Stattdessen müssen die Lücken in besiedelten Gebieten gefüllt werden", so der Geograf abschließend. (Ende)


Aussender: pressetext.schweiz
Redakteur: Johannes Pernsteiner
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