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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Einrichten & Wohnen    Datum: 02.10.2008
Wenn das Sofa schwindelig macht
Obwohl viele der so genannten Wohngifte im Lauf der vergangenen Jahrzehnte aus dem Verkehr gezogen wurden, sind zahlreiche Wohnungen noch immer mit gesundheitsschädlichen Substanzen, die Kopfschmerzen, Schwindel und Allergien verursachen können, belastet. Quelle dieser Schadstoffe könnte auch das Kuschelsofa sein.

Immer noch ist Formaldehyd Wohngift Nr. 1, obwohl bei Spanplatten mittlerweile formaldehydarme Qualitäten produziert werden, sind die schwer kontaminierten Billigplatten immer noch in Möbeln zu finden. Grund dafür ist, dass zwar nach der Gefahrstoffverordnung von 1989 für die Verwendung in Innenräumen, also auch für die Herstellung von Möbeln, Spanplatten mit dem geringsten Formaldehydgehalt zugelassen sind, aber diese Vorgaben gelten nicht für im Ausland produzierte Möbel. Da aber dank globaler Wirtschaft und der Suche nach immer billigeren Produktionsstätten viele Möbel im Ausland gefertigt werden, ist diese Verordnung ein zahnloser Tiger.

Einen besonderen Platz nehmen auch die Flammschutzmittel ein. Auf der einen Seite werden diese, in Kunststoffen von Elektrogeräten und in Schaumstoffen für Sitzmöbel und Matratzen und in Textilien vorkommenden Chemikalien als lebenswichtige Retter verkauft, auf der anderen Seite sind sie aber absolute chemische Schwergewichte, die Krankheitsbilder von Lähmung bis zu Krebs hervorrufen können.

Das Umweltbundesamt warnt dahingehend: "Neben der positiven Wirkung des Brandschutzes haben eine Reihe von Flammschutzmitteln jedoch auch problematische Eigenschaften. Besonders einige der halogenierten Flammschutzmittel können die Gesundheit und die Umwelt gefährden. Sie haben eine lange Lebensdauer und können sich in der Umwelt anreichern. Manche Flammschutzmittel bilden ätzende oder hochgiftige Gase beziehungsweise Brandfolgeprodukte, falls es zu einem Brand kommt. Zum Beispiel können sich aus polybromierten Diphenylethern (PBDE) Dioxine und Furane bilden".

Auf Betreiben des Bundesamtes dürfen Elektro- und Elektronikgeräte, die in Europa auf den Markt kommen, ab dem 1. Juli 2008 zumindest nicht mehr das Flammschutzmittel Decabromdiphenylether (DecaBDE) enthalten. Ein Flammschutz, der sich im Gewebe anreichert und bereits in Tieren der Polarregion nachgewiesen wurde. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Andreas Troge, appellierte an die Textilindustrie, beim Flammschutz für Vorhänge, Rollos oder Möbelbezugsstoffe ebenfalls auf DecaBDE zu verzichten. Oft lasse sich die Entflammbarkeit der Textilien und Möbel auch mit einer anderen Webtechnik oder einem dichteren Polsterschaum stark herabsetzen. In diesen Fällen wären überhaupt keine Flammschutzmittel notwendig.

Wohnen ohne Gift - den Kindern und der Gesundheit zuliebe

Was Erwachsenen gesundheitlich zu schaffen macht, ist für Kinder umso gefährlicher. Sie verbringen gerade im Säuglings- und Kleinkindalter die meiste Zeit in Innenräumen. Aufklärungsarbeit leistet da eine internationale Institution, WECF - Women in Europe for a Common Future - die sich heuer im Frühjahr in München auf einer Fachtagung unter dem Motto "Gesundes Umfeld - gesunder Start ins Leben" diesem Problem widmete.

Wolfgang Straff, Mediziner und Vertreter des Umweltbundesamt stellte auf dieser Tagung fest: "Vermehrtes Auftreten von Allergien und Neurodermitis, für die neben der genetischen Disposition auch Umweltfaktoren verantwortlich sind, sind nur ein zu nennendes Symptom, das uns hellhörig machen sollte. Eine möglichst störungsfreie Entwicklung im Kindesalter sollte oberste Priorität haben".

Daher müssen Kinder vor Schadstoffen wie Tabakrauch, Schimmelpilz, Formaldehyd aus Spanplatten, Möbeln, Lacken, Lösungsmittel aus Lacken, Farben und Klebern, Weichmacher (Phthalate) in Produkten wie Bodenbeläge, Kabelummantelungen oder Spielzeug, Flammschutzmittel aus Möbeln, Textilien, Polstern, Matratzen geschützt werden. Das zu erreichen hilft der WECF auf einer neuen Website. Unter www.nestbau.de bekommen Eltern Tipps für ein schadstofffreies Kinderzimmer.

Was den Kleinen recht ist, sollte den Großen billig sein. Obwohl billig ist wohl hier nicht das richtige Wort, denn billige Möbel sind meist die schlimmsten Chemieschleudern. Sie kommen als Massenware aus dem Ausland. Der Käufer kann weder erkennen, ob er mit dem modischen Teil nicht auch eine Menge Chemie einkauft, noch wie das Herstellungsverfahren war. Besser für die Gesundheit ist der Kauf eines langlebigen, nicht der Mode unterworfenen, Möbels aus Naturholz, mit schadstofffreiem Bezug und Innenleben. Auch wenn die Anschaffung teurer ist, lohnt sich die Ausgabe. Schließlich hat man lange Jahre Freude an seinem Möbelstück und man kann richtig gut durchatmen. Schwindelig wird einem auf einem Natursofa höchstens vom roten Wein oder einem schönen Kompliment.

Elisabeth Schütze


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