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 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 02.10.2008
Umwelt- und Nord-Süd-Nachrichten, September 2008
zusammengestellt von Norbert Suchanek, Rio de Janeiro
Betrug mit Bio-Rosinen

Bio-Produkte aus der Ferne sind bereits wegen der langen Transportwege ökologisch abzulehnen. Doch wie Baden-württembergische Lebensmittelprüfer nun feststellten, können Biowaren aus fernen Ländern auch mit unerlaubter Chemie belastet sein. Das Ergebnis des Testprogramms "Ökomonitoring 2007" des baden-württembergischen Ministeriums für Ernährung: 50 Prozent der getesteten Bio-Produkte aus der Türkei enthielten mehr als 0,01 Milligramm Gift pro Kilogramm Ware. Besonders betroffen sind die getrocknete Aprikosen, Rosinen und Orangen. Auch Bio-Kortoffeln aus Ägypten waren das Bio-Siegel nicht wert. In 30 Prozent aller Proben fand sich unerlaubte Chemie.

Lateinamerika im Rausch der Bioenergie

Der Klimawandel, knapper werdende Ressourcen und steigende Rohstoffpreise heizen die Diskussion um Bioenergie in den letzten Jahren an. Nun will eine Ausstellung auf die globalen Zusammenhänge des Agroenergie- bzw. Bioenergie-Booms aufmerksam machen. Denn dieser führe unter anderem in Lateinamerika zu verheerenden sozialen und ökologischen Folgen. Die Ausstellung eignet sich sowohl für Bildungsveranstaltungen in Schulen, Berufsschulen und Universitäten als auch zu Informationszwecken auf Tagungen, an Aktionstagen oder allgemein zur Ausstel€lung im öffentlichen Raum.
Weitere Informationen: Eine Welt Netzwerk Thüringen e.V. und FDCL - Forschungs- und Dokumentationszentrums Chile-Lateinamerika e.V.
fdcl-berlin.de/index.php?id=plantacion


Jatropha-Boom erzeugt Verarmung

Auch in Afrika hat ein neuer Goldrausch eingesetzt: Er heißt Agroenergie und Biodiesel auf Basis von Jatropha, auch bekannt als indische Brechnuss.
Internationale Investoren wie PROKON (Deutschland), Sun Biofuels und D1 Oils (Großbritannien), Diligent Energy Systems und BioShape (Niederlande), Bio Fuel Norway (Norwegen) und Biwako Bio-Laboratory (Japan) wollen seit zwei Jahren immer mehr Gebiete Afrikas in Monokulturen für die Bioenergie verwandeln. Doch wie nun immer klarer wird, erzeugt dies lediglich mehr Armut, mehr Vertreibung und weniger einheimischer Lebensmittelanbau.


Regenwaldschützer wollen den Xingu retten

Das geplante Wasserkraftprojekt Belo Monte in Südostamazonien wird Tausende von Menschen um ihren Lebensraum bringen, Fischressourcen vernichten und mindestens 440 Quadratkilometer Regen- und Uferwaldgebiete unter Wasser setzen. Und das alles nur um Strom insbesondere für die Produktion von Aluminium für den Export in die Industriestaaten zu liefern. Um ihre Lebensader, den Rio Xingu, vor dem Staudammprojekt zu retten, demonstrierten deshalb vergangenen Mai im brasilianischen Altamira Indianer, Flussanwohner und einheimische Umweltschutzgruppen und Bürgerinitiation dagegen. Nun haben auch internationale Umweltschutzorganisationen wie International Rivers und Rettet den Regenwald zu Protestschreiben gegen das von der Regierung Lula da Silva vorangetriebene Energieprojekt aufgerufen. Auf der Website von Rettet den Regenwald (www.regenwald.org) haben bereits über 5000 Menschen an der Aktion zur Rettung des Rio Xingu mitgemacht.
www.regenwald.org


Schweiz erlaubt Stevia

Stevia ist ein gesunder Natursüß-Stoff der Guarani-Indianer Südamerikas und schon seit Jahrtausenden erprobt. In Europa ist er aber bislang noch nicht erlaubt. Nun will die Schweiz den Vorreiter machen. Denn seit ein UN-Expertengremium im Juni dieses Jahres die gesundheitliche Unbedenklichkeit des natürlichen Zuckerersatzstoffes attestiert hat, gilt die EU-weite Zulassung als sehr wahrscheinlich. Coca-Cola und Pepsi haben bereits angekündigt, in Kürze Stevia-gesüßte Getränke auf den Markt bringen zu wollen, so die informationen der Universität Hohenheim, die seit 1998 zu Stevia mit finanzieller Unterstützung der EU forscht. "Stevia hat ein großes Zukunftspotential in der Lebensmittelindustrie" so Prof. Thomas Jungbluth von der Universität Hohenheim. Denn Stevia ist ein natürlicher Zuckersatzstoff ohne Kalorien und mit bester Verträglichkeit für Diabetiker.


Wasser oder Energie

Die Internationalen Wasserkonferenz in Stockholm hat getagt. Und die Wasserexperten warnten eindeutig: Es gibt nicht genug Süßwasser, um so viel Agrosprit zu produzieren wie die Industrie will. "In der Landwirtschaft werden bereits jetzt so enorme Mengen an Wasser verwendet, dass viele Flüsse nicht mehr das Meer erreichen", betonte Jan Lundqvist vom Stockholmer Internationalen Wasserinstitut SIWI. Aber auch die "neuen" Energiepflanzen wie Zuckerrohr, Raps, Jatropha, Ölpalmen oder Eukalyptus verbrauchten Wasser: Lundqvist zufolge zeigen Schätzungen zur weltweiten Entwicklung des Biosprit-Marktes, dass der Anbau dieser Energiepflanzen im Jahr 2045 ebenso viel von dem teuren Nass kosten wird wie die landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion: 11.000 Kubikkilometer, also 11.000 Milliarden Kubikmeter. Weltweit könne man aber nur 14.000 Kubikkilometer Süßwasser nutzen. "Die Rechnung kann also nicht aufgehen!"


Palmfette bedrohen Amazonien

Längst ist bekannt, dass der Anbau von afrikanischen Ölpalmen zur Herstellung von Pflanzenöl und Biodiesel eine der Hauptursachen von Regenwaldabholzung und Umweltverschmutzung in Südostasien ist. Nun schickt sich Brasilien an, sein Amazonasgebiet mit Hilfe von internationalen Investoren zum weltweit größten Palmölproduzenten zu entwickeln. So investiert gerade der malaysische Palmölgigant Felda Palm Industries Dutzende von Millionen Dollar im Herzen Amazoniens. Rund 500 Kilometer von Manaus entfernt, im Distrikt Tefé, will er insgesamt 100.000 Hektar Ölpalmplantagen anlegen. Offiziellen Verlautbarungen der Regierung des Bundesstaates Amazonas zufolge werde für das brasilianisch-malaysische Palmölprojekt kein Regenwald abgeholzt. Das für die Plantagen vorgesehene Gebiet sei nämlich bereits in den 1980er Jahren kahlgeschlagen worden. Denn schon die damalige Militärdiktatur träumte zusammen mit der Weltbank von einem Ölpalmenmeer in Amazonien.


Neue UN-Kritik an Agrotreibstoffen


Die USA und die Europäische Union sollten ihre Politik zur Förderung von Biotreibstoffen überdenken. Dies forderte der neue UNO-Berichterstatter für das Recht auf Nahrung, Olivier de Schutter. "Jegliche größere Investition in die Produktion von Biotreibstoffen darf nur bewilligt werden, wenn der Einfluss auf nationaler und internationaler Ebene positiv bewertet wird", so de Schutter bei der Präsentation seines Berichts vor dem UNO-Menschenrechtsrat in Genf. Die derzeitige Entwicklung der Biotreibstoffe sei nicht erträglich, fügte der UNO-Berichterstatter an. Laut Schätzungen sei die Produktion für Biotreibstoffe für 40 bis 75 Prozent der Preiserhöhungen für Landwirtschaftsgüter verantwortlich. Allerdings wolle er die Biotreibstoffe deshalb nicht gänzlich verbannen.


Druck von Umweltgruppen zeigt Wirkung

Der Druck gegen Biotreibstoffe von hartnäckigen Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen Institutionen wie Rettet den Regenwald, Fian und die Kampagne von Biofuelwatch zeigen Wirkung. Die Europäische Union will künftig wahrscheinlich auf weniger Biotreibstoffe und mehr Elektroautos setzen, um Klimawandel und Ölpreisdruck zu bekämpfen. Dies zumindest die Essenz des EU-Entwurfs ITRE/6/58782, der nun im Industrieausschuss des Europaparlaments eine entscheidende Hürde nahm.
"Wir standen ganz schrecklich unter Druck", sagt der Mitarbeiter eines Abgeordneten, so berichtet der Berliner Tagesspiegel am 11.09.2008. Bauernverbände und Biokraftstofffirmen wehrten sich zwar heftig gegen die Aufweichung des Ziels, dem Sprit bis zum Jahr 2020 zehn Prozent Agrotreibstoff beizumischen. Und sogar die malaysische Regierung habe sich zu Wort gemeldet und gefordert, die Produktionsländer für Biosprit nicht mit neuen Regeln zu benachteiligen.
Dennoch blieben die Abgeordneten des Industrieausschusses bei ihren Änderungen: Statt den Biosprit-Anteil wie von den Staats- und Regierungschefs beschlossen massiv auszubauen, will der Industrieausschuss nur noch sechs statt 10 Prozent Biosprit vorschreiben. Als Alternative sollen in der EU mehr E-Autos, betankt mit Strom aus erneuerbaren Energien, fahren.


Vandana Shiva: Unternehmerische Habgier richtet sich direkt gegen die
Rechte der Armen


Bei der Auftaktveranstaltung der medico-Konferenz "Solidarität - heute!" 2008, sagte die bekannte indische Ökologin Vandana Shiva: "Die Habgier des unternehmerischen Kapitalismus drängt die Menschheit an den Rand und dieser Kapitalismus agiert immer verzweifelter. Mit verzweifelt meine ich, er versucht sich den letzten Topfen Wasser, den letzten Quadratzentimeter Land der Kleinbauern in Indien, den letzten Krümel Saatgut, den wir produziert haben anzueignen. Und sogar das letzte bisschen Luft will er besitzen." In der Welt habe ein Wandlungsprozess stattgefunden, weg von einer Politik aus dem Volk, für das Volk und durch das Volk, hin zu einer Politik aus den Konzernen, für die Konzerne, durch die Konzerne. Shiva: "Die Solidarität in der heutigen Welt bedeutet mit dieser Herrschaft der Konzerne umzugehen. Wenn wir darüber nicht sprechen, werden wir niemals in der Lage sein, den nächsten Schritt auf dem Weg zur Verteidigung unserer Freiheiten und unserer Befreiung zu bestimmen. Weil sie so viele Limousinen, Mercedes und BMW in diesem Land verkauft haben, müssen sie die letzten Reste Stahl und Aluminium abbauen. Dieses letzte Stadium unternehmerischer Habgier richtet sich direkt gegen die
Rechte der Armen auf Überleben."


Elektrosmog bedroht Vogelwelt

Laut einer Elektrosmog-Studie von Ulrich Warnke, Professor an der Universität des Saarlandes, seien die Auswirkungen von Mobilfunkmasten, Wi-Fi-Systemen, Hochspannungsleitungen und ähnliche Quellen elektromagnetischer Strahlung auf die Tierwelt enorm. Elektrosmog habe unter anderem zum Bienensterben wie auch zum Rückgang der Spatzenpopulationen geführt. Er störe außerdem die Zugvögel.
Die nie zuvor da gewesene Dichte des Netzes aus künstlichen magnetischen, elektrischen und elektromagnetischen Feldern überlagere und damit behindere das "natürliche Informationssystem", auf das sich viele Tiere verlassen. Eine österreichische Studie zeigte außerdem, dass zwei Drittel der Imker, deren Kolonien sich nicht mehr als 300 Meter entfernt von Mobilfunkmasten befinden, einen unerklärlichen Rückgang ihrer Bienenkolonien zu verzeichnen haben, so jüngst der Standard aus Wien.


Atomunfälle in Frankreich

Trotz jüngster Atomunfälle in Frankreich, kündigte nun der brasilianische Energieminister den Bau von 50 bis 60 neuen Atomkraftwerken in Brasilien an. In den kommenden 50 Jahren solle jedes Jahr ein neues Atomkraftwerk in Brasilien gebaut werden. Noch in diesem Jahr beispielsweise solle das seit Jahrzehnten umstrittene 3. Atomkraftwerk, Angra 3, in Bau gehen. Bauherr wird höchstwahrscheinlich der Französische Atomkonzern Areva mit deutscher Siemensbeteiligung sein.




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