Ein Service von![]() | |||||||||||||||||||||
Hat es eigentlich jemand gemerkelt? Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Mitte Mai das deutsch-brasilianische Atomabkommen und damit den Bau des dritten Atomkraftwerks im Süden Rio de Janeiros, Angra 3, bestätigt. Leider blieben die Proteste der internationalen Anti-Atombewegung aus - oder haben nur die Medien blockiert? Außerdem beschloss Merkel in einem 2. Energieabkommen die Förderung von umwelt- und sozial schädlichen Agrotreibstoffen. Zumindest einige Umweltorganisationen wie Rettet den Regenwald demonstrierten dagegen. Stoppt das 10-Prozent-Ziel Die EU will bis 2020 die Agrartreibstoff-Beimischungsquote auf 10 Prozent erhöhen. Dies bedrohe vor allem die tropischen Wälder und ihre Bevölkerungen, weil diese Quote nur mit importierten, mittels umweltschädlicher Monokulturen erzeugten Agrartreibstoffen zu erreichen sei, kritisiert Rettet den Regenwald in Hamburg. Bedroht seien besonders die Regionen mit der höchsten Artenvielfalt. Die Europäer können nun auf der Website der Europäischen Kommission Online über das Agrartreibstoffziel der EU abstimmen. Rettet den Regenwald bittet: "Stimmen Sie gegen die geplante Erhöhung des Biokraftstoffanteils auf 10 Prozent. Stimmen sie mit Nein! Agro- oder Biotreibstoffe schützen weder unser Klima noch helfen den Menschen in den so genannten Entwicklungsländern!" www.regenwald.org EU-Abstimmungswebsite: ec.europa.eu/commission_barroso/president/focus/cap/index_de.htm Spekulation mit Nahrung Wie pervers die heutige Finanzindustrie und ihre Betriebswirtschafter (Ökonomisten) sind, zeigt dieser Auszug aus der Publikation der Frankfurter DZ BANK AG - "Rohstoffe - Ausblick 2006/07", die zum Spekulieren mit Nahrungsmitteln (in der Finanzwelt "Soft Commodities" genannt) anreizt: "Einer der wichtigsten Faktoren, die tendenziell zu einer Verknappung des Getreidemarktes führt, ist der Wassermangel weltweit", so der Bericht der Deutschen Zentral-Genossenschaftsbank. Besonders prekär sei das Problem nicht ausreichender Anbauflächen und einer Wasserknappheit in China. Als besonders interessant "in dieser Situation" erachtet die Bank die langfristigen Gewinnchancen bei Sojabohnen und Mais sowie Zucker (Ethanol). "Gute fundamentale Chancen gepaart mit einem immensen Nachholbedarf gegenüber anderen Rohstoffsegmenten lassen den Sektor sehr attraktiv erscheinen. Unsere Favoriten lauten dabei Sojabohnen, Mais und Zucker." WWF-Freibrief für Lulas Ethanolhelden Die von Banken und Großindustrie finanzierte, angebliche Umweltschutzorganisation WWF (World Wide fund for Nature) hat der Regierung Lula da Silva einen Freibrief zum Biospritexport in die EU ausgestellt. Ethanol aus Zuckerrohr sei gar kein Todessprit, wie vom brasilianischen Befreiungstheologen Frei Betto behauptet, sondern umweltfreundlich und rette den Planeten, so der in der Banken-Schweiz gründete WWF. Quasi als Dankeschön für die Greenwash-Studie des WWF kündigte gleichzeitig die Regierung Lulas an, 100.000 Quadratkilometer Amazonaswald unter Naturschutz zu stellen - während real weit größere Flächen und ganze Flußsysteme durch Staudämme, Bauxitminen, Straßenbau und anderen Amazonas-Entwicklungsprojekten bedroht sind. Außerdem sind Naturschutzgebiete in Amazonien von den traditionellen Bewohnern und wahren Besitzern, den indigenen Völkern, gar nicht erwünscht. Sie wollen, dass ihre traditionellen Landrechte anerkannt und nicht durch "Entwicklungs-" oder "Naturschutzprojekte" missachtet werden. Bienendrama im deutschen Südwesten Tausende Bienenvölker am Oberrhein sind an einem Pflanzenschutzmittel eingegangen, berichtete die Stuttgarter Zeitung am 10 Mai. Noch unklar sei, ob auch der von den Bienen produzierte Honig mit dem Pestizid verseucht ist. Nach Auskunft des Landwirtschaftsministeriums seien nicht nur die Bienen sondern Pollen mit dem giftigen Wirkstoff Clothianidin belastet. Vom Bienensterben betroffene Imker wurden aufgefordert, ab kommende Woche alle Wabenstöcke zu entfernen und zu vernichten, die mit Pollen gefüllt seien, so ein Ministeriumssprecher. Das Gift gelangte wahrscheinlich mit der Aussaat von mit dem Pestizid "gebeizten" Mais in die Umwelt. Bereits am 4. Mai hatten Imker vor dem Gift gewarnt. Sie berichteten von roten Schwaden, die hinter den Traktoren der Mais-Bauern aufgestiegen und in angrenzende Felder und Bäume getrieben worden seien. Eine Kröte zuviel Nach rund fünf Jahren im Amt ist Brasiliens Umweltministerin Marina Silva mitte Mai zurückgetreten. Die brasilianischen Massenmedien und großen Umweltschutzorganisationen gaben sich überrascht. Doch tatsächlich war der Rücktritt längst überfällig, hat sich doch Marina Silva in der Regierung Lula da Silva faktisch nicht ein einziges Mal durchsetzen können. Sie funktionierte lediglich als "Galionsfigur", mit der man in Umweltschutzkreisen und außerhalb Brasiliens eine relativ gute Figur machen konnte. Schon zu Beginn ihrer Amtszeit musste die "Umweltheldin" aber eine Kröte nach der anderen Schlucken. Das reicht von der Freigabe von Gen-Soja und Gen-Mais in Brasilien, der Teilumleitung des Rio São Francisco, bis hin zur Neuauflage des Atomprogramms, das den Bau des Atomkraftwerks Angra 3 und vier weiteren Atomkraftwerken sowie die forcierte Ausbeutung von Brasiliens Uranvorkommen vorsieht. Die letzte Kröte, die den Krötenteich hat überlaufen lassen, heißt Roberto Mangabeira Unger. Denn statt der Umweltministerin ernannte Präsident Lula den in Rio de Janeiro geborenen Sohn eines deutschen Rechtsanwalts zum Koordinator des die Zukunft Amazoniens entscheidenden Entwicklungsprogramms "Plano Amazônia Sustentável". Die Meinung des angesehen brasilianischen Geographen Aziz Ab'saber der Universität Sao Paulo über Lulas Sonderminister Unger: "Der hat keine Ahnung von Amazonien!" Wald oder Flughafen Alle Welt will das Klima schützen, auch Deutschlands führende Politiker. Doch wie kann das sein, dass dieselben Politiker den Ausbau des Frankfurter Flughafens, die Abholzung des Kelsterbacher Bannwalds und den erklärten Klimakiller Flugverkehr fördern? Zumindest Robin Wood und einige unerschrockene Umweltaktivisten halten dagegen und Bäume im Kelsterbacher Bannwald besetzt. Forscher warnen vor steigenden Abholzungsraten Brasilianische Forscher des Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais (Inpe) warnen: Von August 2006 bis Juli 2007 wurden 11.200 Quadratkilometer Regenwald Opfer von Kettensägen, gelegten Waldbränden, Straßenbau und Rohstoffausbeutung. Für dieses Jahr prognostizieren auch die Wissenschaftler noch schlimmere Daten. Der Soja-Baron und Regierungschef des Amazonasstaates Mato Grosso Blairo Maggi, allerdings hält die per Satellit ermittelten Abholzungsraten für Hausnummern. Laut Regierung Mato Grossos seien 89,98 Prozent der Daten von Inpe falsch. Genmais statt Imker Ein Imker hatte gegen den Anbau vom Gentech-Mais MON810 von Monsanto geklagt. Das Verwaltungsgericht in Augsburg hat nun festgestellt, dass ein mit MON810-Pollen verunreinigter Honig nicht verkehrsfähig ist und somit auch nicht mehr von den Imkern verkauft werden kann. Es sei auch kein Schwellenwert mit einer Verunreinigung mit dem Gentech-Maispollen zu akzeptieren, sondern es gilt Nulltoleranz. Aber wer zahlt nun den Schaden, wenn Imker ihren Honig aufgrund von Gen-Mais nicht mehr verkaufen können? Kayapó gegen Staudamm Brasilien will am Rio Xingu das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt bauen. Doch die indigenen Völker des Rio Xingo sind dagegen, denn das Staudammprojekt bedroht ihren Lebensraum. Vor allem die Kayapó stemmen sich dagegen. So wie alle bisherigen Staudämme in Amazonien werde auch dieser den Fluss faktisch kaputt machen, die natürlichen Fischressourcen vernichten und einen grossteil seiner Arten reichen Uferwälder unter Wasser setzen. Die aktuelle Frage lautet: Wird sich die internationale Umweltbewegung auf die Seite der standhaften Indianer stellen und das Staudammprojekt wie bereits 1989 verhindern oder an Runden Tischen hocken bleiben und nun reden statt handeln? Der gewandelte Grüne Der 56-jährige Carlos Minc Baumgart (geboren 1951) ist Brasiliens neuer Umweltminister. Minc war er einer der Gründer der Grünen Partei Brasiliens bevor er in die Partei Lulas eintrat. Ende 2006 wurde er zum Landesumweltminister Rio de Janeiros gewählt und zeigte gleich bei Amtsantritt sein wahres Gesicht: Er brachte sein eigenes vor einigen Jahren als Abgeordneter durchgeboxtes Gesetz zum faktischen Verbot der umweltschädlichen Eukalyptusmonokulturen in Rio de Janeiro nun als Landesumweltminister zu Fall. Außerdem nickte der frisch gebackene Umweltminister alle großen umweltschädlichen Wirtschaftswachstumsprojekte der Regierung Lula in Rio de Janeiro problemlos ab. Auch gegen das katastrophale neue deutsch-brasilianische Stahlwerk- und Exporthafenprojekt, ThyssenKrupp CSA Siderúrgica do Atlântico, in der Bucht von Sepetiba hatte er nichts einzuwenden, obwohl die Fischer der Bucht seit 2006 dagegen demonstrierten. Nun, Mai 2008, ist die Bucht von Sepetiba aufgrund der Bauarbeiten der CSA Siderúrgica do Atlântico verseucht und über 8000 Fischerfamilien verloren ihre Existenz, so die Angaben der lokalen Umweltschützer. Und das Dankeschön fürs "Beideaugenzudrücken" wurde der Landsumweltminister Minc nun von Lula zum "Bundesumweltminister" nach Brasilia befördert. Agrosprit macht hungrig "Der hohe Ölpreis und der Trend zum Biosprit treiben die Lebensmittelpreise in die Höhe", schrieb die Süddeutsche Zeitung am 30. Mai. "Die staatliche Förderung von Biokraftstoffen verstärkt den Hunger in der Welt", so das Ergebnis der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der UN-Welternährungsorganisation (FAO). Doch leider ziehen beide industriefreundlichen Institutionen den falschen Schluss und wollen die Gentechnik zur Bekämpfung von hohen Lebensmittelpreisen und Hunger einsetzen. "Gentechnik kann dazu beitragen, Erträge zu steigern und sicherer zu machen gegen Witterungsschwankungen wie Dürre oder starke Regenfälle", sagte OECD-Agrardirektor Stefan Tangermann. Traurig auch, dass der SZ-Bericht keinerlei Kritik an der Pro-Gentechnik-Haltung von OECD und FAO übt. Deutscher Stahlkonzern verseucht Meeresbucht in Brasilien Der Autokonzern General Motors lobte vor kurzem den deutschen Stahlriesen ThyssenKrupp als seinen besten Stahllieferanten 2007 und verlieh ihm die Auszeichnung "Best of the Best". Die letzten Fischer der Bucht von Sepetiba vor den Toren Rio de Janeiros sehen das anders. Für sie ist ThyssenKrupp "the Worst of the Worst". Sie klagen den Stahlkonzern wegen massiver Umweltverschmutzung und Verletzung der Menschenrechte an. Schon beim Bau des neuen Stahlwerkkomplexes südlich von Rio de Janeiro verseuchte die ThyssenKrupp CSA Siderúrgica do Atlântico die Bucht von Sepetiba und vernichtete damit faktisch die Fischgründe von über 8000 Fischerfamilien, so die lokalen Umweltschützer. Laut Rechtsanwalt Victor Mucare, der die Vereinigung der traditionellen Fischer Rio de Janeiros vertritt, sei ThyssenKrupps CSA klar verantwortlich für die durch die Bauarbeiten entstandenen ökologischen und sozialen Schäden in der Region, wobei bestehende Umweltschutzgesetze verletzt oder gar nicht umgesetzt wurden. Deutsche Bank im Ethanol-Rausch Die Deutsche Bank ist massiv in die Ausweitung der umwelt- und sozialschädlichen Produktion von Ethanol aus Zuckerrohr und Agrodiesel aus Soja und Palmöl in Südamerika involviert. Mit Krediten, Aktienanteilen und Aktien- Management finanziert die Bank vor allem die Expansion der größten Agrartreibstoffproduzenten, so eine Mitte Mai veröffentlichte Recherche von Friends of the Earth Europe (FoEE). www.regenwald.org Biopirat BASF bekam Captain Hook Award Das "Aktionsbündnis COP9" hat am Rande der Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention über Biologische Vielfalt acht "Captain Hook-Awards" für Biopiraterie und sechs "Kogge-Preise" für "ausdauernden und erfolgreichen Widerstand gegen Biopiraterie" verliehen. Preisträger sind unter anderen die multinationalen Konzerne BASF, Monsanto, Syngenta and DuPont, denen vorgeworfen wird, so genannte klimawandel-tolerante Gene zu monopolisieren und somit Profit aus den schädlichen Auswirkungen des Klimawandels zu schlagen. "Das Klimachaos eröffnet Biopiraten ungeahnte Möglichkeiten, die Gemeingüter zu plündern", so das Aktionsbündnis. Wissenschaft und Behörden von Gentechnik-Lobby unterwandert Die Nichtregierungsorganisation Corporate Europe Observatory hat aufgedeckt, wer hinter der angeblich wissenschaftlich unabhängigen "Public Research and Regulation Initiative (PRRI)" steckt: Die Gentechnikkonzerne! Offiziell gibt die PRRI an, tausende Forscher unterschiedlichster Einrichtungen zu repräsentieren. Doch tatsächlich ist beispielsweise das führende Mitglied der PRRI Gerard Barry, der früher für den Gentech-Konzern Monsanto arbeitete. Und Willy de Greef, Vorstandsmitglied von PRRI, wurde kürzlich zum Generalsekretär des Lobbyverbandes EuropaBio gewählt, der in Europa die Interessen der Gentechnik-Industrie vertritt. Finanziert wird diese Initiative von Monsanto, CropLife International und der Organisation ISAAA, die in Entwicklungsländern für die Verbreitung von Gensaatgut wirbt. Besonders schlimm: PRRI darf auch bei der 9. Vertragsstaatenkonferenz des UNO-Übereinkommens über die biologische Vielfalt mitreden. Weitere Infos: www.corporateeurope.org/docs/PRRIbriefing.pdf www.lobbycontrol.de/blog/index.php/2008/05/16/
| |||||||||||||||||||||
Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln. |