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Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 19.05.2008
Faire Preise für das Lebensmittel Milch
Milchbauern sehen Lieferstopp als letztes Mittel zur Existenzsicherung
Foto: djd/Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V.
(djd/pt). Seit einiger Zeit geistert er durch die Medien, und die Zeichen verdichten sich, dass ein Streik der deutschen Milchbauern bald Realität werden könnte. Einen Lieferstopp würde der Verbraucher schon nach wenigen Tagen spüren, da Frischmilchprodukte auf den stetigen Zustrom frischer Milch angewiesen sind. Sie kann nicht durch Milchpulver ersetzt werden, und selbst hier reichen die vorhandenen Vorräte für die Industrie nur wenige Tage, wie der stellvertretende Vorsitzende des BDM (Bund der Milchviehhalter e.V.) Stefan Mann berichtet. Er erläutert auch die Gründe für den drohenden Lieferstopp: Der Preis, den die Bauern für ihre Milch bekommen, stagniert seit Jahren, während die Kosten für Futter und Energie stetig gestiegen sind. Erst nach massiven Maßnahmen und Drohungen stieg der Literpreis, den der Milchbauer bekommt, im vergangenen Herbst kurzfristig auf über 40 Cent.

Der Öffentlichkeit gegenüber begründete der Handel die Erhöhung seiner Preise mit dem "Milchdurst" Chinas und anderer Länder. Tatsächlich aber ist die Milchmenge, die international gehandelt wird, gering: Ein Gesamthandelsvolumen von gerade mal rund 28 Millionen Tonnen im Jahr steht einer Produktionsmenge von rund 145 Millionen Tonnen allein in Europa gegenüber. Es stehe daher zu vermuten, dass der Handel sich über eine Anregung der Milchproduktion auf der Basis der seinerzeit kurzfristig erhöhten Nachfrage alle Optionen für eine massive Senkung des Milchpreises offen halten wollte, was sich nach den aktuellen Preisverhandlungen bestätigte. Der Preis bewegt sich aufgrund eines hohen Milchangebots auf dem Markt derzeit in freiem Fall wieder auf die 30-Cent-Marke zu. Entsprechend will der Handel den Literpreis für den Erzeuger bei deutlich unter 40 Cent für das Jahr 2008 festzurren.

Unter 40 Cent ist das Höfesterben unaufhaltsam

"Bei 40 Cent liegt die Schallmauer, um Milch nachhaltig gewinnbringend zu produzieren", berichtet Stefan Mann, selbst Milchviehhalter, und weist darauf hin, dass sowohl Futter- als auch Energiepreise in den vergangenen Jahren massiv angezogen haben. "Darunter beginnt die Selbstausbeutung der Bauern, und die wird massive Folgen für unser Land haben", so Mann. "Denn viele Höfe werden über kurz oder lang aufgeben, wenn nur strikt industriell geführte Großbetriebe überhaupt noch eine Chance haben. In England kann man die Folgen bereits besichtigen: Höfe sterben, die Versorgungssicherheit ist nicht mehr gegeben, das Land ist auf Einfuhren angewiesen."

Dem Verbraucher könne dies keineswegs egal sein, sagt Mann. Ernährungssouveränität im eigenen Land sichert Qualität und Versorgung, auch die Wertschöpfung findet im Land statt und verlagert sich nicht ins Ausland. Und nicht nur im Gebirge hat die Bewirtschaftung und Mahd der Wiesen landschaftspflegerische Aspekte. "Letztlich bezahlt auch hier wieder der Verbraucher die Rechnung", ist Mann überzeugt. "Denn die Gewinne der Handelsketten werden kapitalisiert, während die Folgekosten, zum Beispiel für die Umwelt, sozialisiert werden und der Verbraucher sie über Steuern und Subventionen letztlich doch wieder zahlt." Auf Versammlungen und bei Demonstrationen hat er am eigenen Leib erlebt, dass die Bauern breiten Rückhalt und Unterstützung in der Bevölkerung haben. Einen Lieferstopp sieht er als letztes Mittel der Wahl, wenn der Handel kein dauerhaftes Entgegenkommen zeigt, das den Milcherzeugern ein dauerhaftes und subventionsfreies Überleben ermöglicht.


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