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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 20.03.2008
Mit Palmöl Auto fahren oder Wäsche waschen?
Palmöl ist das traditionelle Brat- und Frittieröl der Völker Westafrikas. Ist es nicht mehr zum Kochen oder Frittieren zu gebrauchen, lässt sich daraus genauso wie aus allen anderen gebrauchten Fetten Waschmittel herstellen. Dies ist ökologisch sinnvoll, hat aber nichts mit den Waschmitteln und Seifen wie Palmolive zu tun, die uns tagtäglich die Industrie vorsetzt. Sie haben ihre Basis in Palmöl, das durch Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen vor allem in Indonesien, Malaysia, Kolumbien, Ecuador und in Brasilien gewonnen wird.

In vielen Waschmitteln von Firmen wie Henkel oder Unilever ist schon seit den 1990er Jahren Palmöl drin. Deutsche "Entwicklungshelfer" der GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) hatten die Ölpalme einst als "Wunderpflanze" in Südostasien verbreitet und den Anbau von Ölpalm-Monokulturen als "Entwicklungs- und Armutsbekämpfungsmodell" gefördert. Offiziell sollte damit den als "arm" deklarierten Einheimischen zu neuen Einkommensmöglichkeiten verholfen und gleichzeitig die Abhängigkeit der europäischen Waschmittelfirmen von Erdölimporten verringert werden. Zweiteres kann die GTZ tatsächlich als Erfolg verbuchen. Ersteres nicht. Denn die tatsächlichen Folgen dieser auch mit Geldern Deutscher Banken angeschobene "Entwicklungshilfe" Made in Germany ist Regenwaldabholzung, Landvertreibung und Verelendung, Vergiftung von Trinkwasser und Flüssen mit Pestiziden und Abwässern der industriellen Palmölproduktion. Menschen, die zwar keinen Dollar pro Tag verdienten, aber sich ihre eigenen Nahrungsmittel auf ihrem eigenen Grund und Boden selbst anbauten oder "kostenlos" aus dem Wald und aus den Flüssen holten wurden bestenfalls zu schlecht bezahlten Lohnempfängern der Ölpalmplantagenunternehmen.

Die drastische Zerstörung vieler tropischer Wälder und Ökosysteme vor allem in Malaysia und Indonesien durch das Exportprodukt Palmöl für die Waschmittelproduktion wurde bereits in den 1990er Jahren von vielen Umwelt- und Regenwaldschutz-Organisationen dokumentiert und angeprangert. "Die Plantagenbesitzer gehen zur Anlage neuer Ölpalmplantagen extrem skrupellos und umweltzerstörerisch vor. Proteste der Bevölkerung werden ignoriert, die uralten Landrechte traditioneller Völker nicht anerkannt. Die für die Plantagen vorgesehenen Landflächen werden mit Hilfe des Militärs und der lokalen Behörden enteignet, die Bewohner mit Gewalt vertrieben. Wer sich dagegen wehrt, wird verhaftet, zusammengeschlagen oder erschossen", berichtete die Hamburger Regenwaldschutz-Organisation Rettet den Regenwald. So verfünffachten sich beispielsweise die Ölpalmplantagen Indonesiens von 600.000 Hektar im Jahr 1985 auf drei Millionen Hektar im Jahr 1999.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts soll nun nach dem selben "Entwicklungsmodell" das tropische Palmöl nicht nur als Waschmittel- und Lebensmittelrohstoff, sondern auch noch der Export orientierten Biodieselherstellung dienen, um a) die Einheimischen weiter aus ihrer "Armut" zu retten; b) die Abhängigkeit der Kraftwerks- und Automobilindustrie vom Erdöl zu verringern und c) den Planeten vor der Globalen Erwärmung zu retten? Für jeden, der seit den 1980er Jahren die Palmöl-Diskussion sowie die ersten Biodiesel-Studien verfolgte und unabhängige wissenschaftliche Meinungen nicht ignorierte, war von Anfang an klar, dass damit höchstens Ziel "b" erreicht wird.

Verbotenes Pestizid im Plantageneinsatz

Dank unermüdlicher Aufklärungsarbeit lokaler Umweltschützer und unabhängiger Regenwaldschutz-Organisationen wurde die Kritik am Biodiesel aus den Tropen besonders im vergangenen Jahr immer lauter. Hauptaspekt: Fortgesetzte Regenwaldzerstörung und dadurch erhöhter Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid also Verstärkung und nicht Linderung der Globalen Erwärmung sind die Folge des Palmölanbaus. August 2007 berichtete nun der WDR in seinem Beitrag "Südfrüchte - Gefährlicher Herbizideinsatz" über das Pestizid Paraquat des Schweizer Chemieriesen Syngenta, das weiterhin auf Ölpalmplantagen zum Einsatz kommt, aber seit Juli 2007 in der EU verboten ist.

Paraquat sei das beste Herbizid der Welt, aber es töte auch Menschen. "In Malaysia und Indonesien", so der WDR, "komme es praktisch auf allen Palmölplantagen zum Einsatz, behauptet die 'Erklärung von Bern'. Auf Nachfrage von plusminus verweisen Konzerne wie Cognis, die das Palmöl für den Waschmittelriesen Henkel (Persil, Pril) und Proctor & Gamble einkaufen auf selbst auferlegte Umweltkriterien für nachhaltiges Palmöl. Der Einsatz von Paraquat wird von diesen Kriterien aber nicht ausgeschlossen."

Grün gewaschenes Palmöl

Dass trotz aller Kritik von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen Palmölplantagen weiter existieren, weiterhin "gute" Geschäfte mit Palmöl gemacht werden und die Plantagen sogar noch um ein vielfaches ausgebaut werden, liegt unter anderem auch daran, dass finanzstarke, internationale Naturschutzorganisationen, namentlich der WWF, den Firmen immer wieder Rückendeckung und Schlupflöcher verschaffen - Stichwort: Greenwashing!

Bereits 2004 kritisierte "der Spatz" diese Greenwash-Aktionen des WWF, der zusammen mit den Konzernen einen "Runden Tisch zur nachhaltigen Palmölbewirtschaftung (RSPO)" gründete. Die Kritik bestätigte jüngst vergangenen September der in Paraguay lebende Schweizer Bauernaktivist und Sozialforscher Reto Sonderegger. In seinem Text "Vorsicht Green-wash!" beschreibt er "wie große Umweltschutzorganisationen das Räderwerk des internationalen Agro- und Forst-Business schmieren. Reto Sonderegger: "Es gibt wohl kaum ein Schweizer Kind, das den herzigen Panda nicht kennt, den Image- und Werbeträger des WWF. Doch kaum jemandem ist bewusst, dass der WWF Runde Tische mit denjenigen organisiert, die neben dem Massenkonsum im Norden die Hauptverantwortung für das gigantische Zerstörungswerk tragen."

Norbert Suchanek




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