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"Wir brauchen wirksame umweltvertraegliche Alternativen, damit TBT und andere giftige Biozide in der Grossschifffahrt nicht laenger verwendet werden. Nur so koennen Meerestiere vor der weiteren Vergiftung durch TBT bewahrt werden", sagte WWF-Geschaeftsfuehrer Dr. Georg Schwede. "Das Gift TBT hat bereits alle Meerestiere bis hinein in die Tiefsee erreicht und kann durch seine hormonelle Wirksamkeit zu Immun- und Fruchtbarkeitsstoerungen fuehren. Auch viele Speisefische sind hoch belastet und koennten die Gesundheit von Menschen gefaehrden." An den Versuchen sind neben Container-, Kreuzfahrt- und Forschungsschiffen verschiedene Faehrreedereien, Boote der Wasserschutzpolizei sowie eine Fregatte und ein Fischkutter beteiligt. Das Einsatzgebiet der Schiffe reicht von der Nord- und Ostsee, dem Mittelmeer, dem gesamten Atlantik bis zu den Polarregionen und deckt damit verschiedenste Regionen der Seeschifffahrt ab. Die Reederei Hamburg Sued stellt beispielsweise ihr 234 m langes und 35.300 BRT grosses Containerschiff "Cap Roca" zur Verfuegung, das regelmaessig von Europa nach Suedamerika faehrt. "Fuer uns gehoeren Umweltschutz und Schifffahrt zusammen", sagte Wolfram Hoernicke, Kapitaen und Nautischer Inspektor bei Hamburg Sued. "Wir stehen mit unserer Flotte fuer fortschrittliche Umweltstandards und sind sehr interessiert an den biozidfreien Anstrichen." Das 3 Millionen Mark teure Projekt wird mit rund 1,2 Millionen Mark von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrueck) gefoerdert. Fuer sie steht fest, so ihr Generalsekretaer Fritz Brickwedde," dass alle erdenklichen Anstrengungen unternommen werden muessen, um potenzielle Gefaehrdungen durch TBT auszuschliessen". Ausserdem profitieren auch die norddeutschen Seehaefen von einer geringeren Belastung des Hafenschlicks, dessen Entsorgung zu regelrechten Notstaenden fuehre. Genauso klar sei allerdings auch, "dass an Antifoulinganstrichen kein Weg vorbei fuehrt, da dieser erheblich zur Einsparung von Schiffsdiesel beitraegt." Um diesen Konflikt zu loesen und zur Verwendung von umweltvertraeglichen Alternativanstrichen als Bewuchsschutz fuer Schiffe zu finden, habe sich die Deutsche Bundesstiftung Umwelt entschlossen, dieses Projekt zu foerdern. Gerade weil es sich um realitaetsgetreue, praxisnahe Tests unter normalen Betriebsbelastungen der Schiffe handele, koennten die unterschiedlichen Beschichtungen gezielt und wirksam miteinander verglichen werden. Nur so bestehe aber auch eine Chance, dass Alternativen breit akzeptiert wuerden. Brickwedde: "Dieses Projekt kann ein Meilenstein werden fuer die dringend notwendige Entwicklung schadstofffreier Schiffsanstriche und ihre Umsetzung in die Praxis. Es steht fuer den Leitgedanken des vorsorgenden Umweltschutzes, den unsere Stiftung konsequent verfolgt". Mit weiteren 2,4 Millionen Mark unterstuetzt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt die Entwicklung innovativer Beschichtungssysteme im Schiffsbau durch die Firma Sehestedter Farben (Schleswig-Holstein), die Universitaet Rostock und die Firma Bioplan aus Gross Stove in Mecklenburg-Vorpommern sowie die Firma Colloid in Wiesbaden (Hessen). Fuer Rueckfragen wenden Sie sich bitte an: WWF Fachbereich Meere und Kuesten Dr. Sabine Otto, Tel. 0421-6584615 Patricia Cameron, Tel 0421-6584616> Achtung Fotoredaktionen: Bilder von Schiffen mit giftfreiem Anstrich liegen in digitaler Form vor: Tel. 0421-6584618 Hintergrundinformation Verwendung und schaedliche Effekte von TBT: TBT wird in Schiffsfarben als Antifoulingwirkstoff verwandt, um ein Bewachsen des Rumpfes mit Muscheln, Seepocken und Algen zu verhindern. Aus den Anstrichen gelangt TBT in das Wasser und gelangt von dort in die Nahrungskette. Das hormonell wirksame TBT hat weltweit zu weitreichenden Schaedigungen von Meeresschnecken und Muscheln gesorgt. Derzeit sind bei etwa 140 Schneckenarten Schaedigungen durch TBT bekannt. Zudem beweisen die Berichte ueber das Vorkommen und die schaedlichen Effekte bei Seevoegeln, Fischen und Meeressaeugern, die sich zum Teil weitab der Kuesten ernaehren, die weitverzweigte Verbreitung in der marinen Nahrungskette. Auch in Menschen wird TBT gefunden und eine hormonelle Wirkung auf menschliche Zellkulturen wurde kuerzlich nachgewiesen. Seit 1989 ist der Gebrauch von TBT fuer Schiffe unter 25 m Laenge verboten. Wirkung der Alternativfarben: Die im Projekt angewandten biozidfreien Anstriche verhindern das Bewachsen der Schiffe auf physikalischen Weg. Die Mehrzahl der Anstriche basieren auf einer Antihaftwirkung: Die Oberflaechen sind aufgrund ihrer Struktur sehr glatt, so dass sich Bewuchs nicht dauerhaft ansiedeln kann. Eine andere Variante benutzt das Prinzip des Schaelens (sog. Selbstpolierende Anstriche): Hierbei loest sich der ungiftige Anstrich gezielt und anhaftender Bewuchs wird abgeworfen. Der sicherlich verblueffenste Ansatz imitiert ein Seehundsfell: Viele kurze Fasern sorgen durch die permanente Bewegung, die sie durch die Wasserbewegung vollfuehren, dafuer, dass Bewuchsorganismen sich nicht fest ansiedeln koennen. Fuer spezielle Einsatzgebiete soll getestet werden, ob ganz auf Antifoulinganstriche verzichtet werden kann. Schiffe fuer dieses Projekt werden von Hamburg-Sued, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, Rohden-See-Befrachtung, der Bundesmarine, dem Bundesamt fuer Seeschifffahrt und Hydrographie, dem Bundesamt fuer Ernaehrung und Landwirtschaft, den Laendern Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, der AG Norden-Frisia, der AG Ems, der Baltrum Linie und dem Fischereibetrieb Manfred Friedhoff bereitgestellt. Biozidfreie Anstriche liefern die Hersteller Akzonobel, Bayer AG, Colloid, Chugoku Marine Paints, Hempels Schiffsfarben, Lotréc, Sigma Coatings, SealCoat, Relius Coatings, Tenax Marine Paints, Witco und Wilckens Farben. Die wissenschaftlichen Untersuchungen werden vom Hamburger Labor fuer marine, limnische Forschung und vergleichende Pathologie (LimnoMar) und der Forschungsstelle Kueste des Niedersaechsischen Landesamtes fuer Oekologie durchgefuehrt. Weitere Informationen unter: www.wwf.de
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