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 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 06.12.2007
Umwelt- und Nord-Süd-Nachrichten, Dezember 2007
zusammengestellt von Norbert Suchanek
Stoppt Gentech-Biosprit

Studenten der Universität von Berkeley wollen nicht, dass der Energiekonzern BP in die Gentechnikforschung ihrer Uni zur Herstellung von "Gen-Ethanol" aus Zellulose investiert. Einige Forscher und Studenten fürchten um die sozialen und ökologischen Folgen, wenn gentechnisch veränderte Bakterien, Pilze und Gen-Pflanzen zur Agrartreibstoffherstellung der so genannten zweiten Generation verwendet werden. Die Website der "Stoppt-BP-Berkeley-Kampagne" heißt: www.stopbp-berkeley.org.<


Billige Schnitzel und Tierquälerei

Es ist nichts neues, was der Stern vor kurzem als "Neuigkeit" verkaufte: Die Schweinemastbetriebe werden global größer und größer. Schon gibt Ställe mit 65.000 Schweinen in Deutschland. "Doch im Weltmaßstab sind das nur Peanuts", so der Stern. In den USA haben Mäster bis zu 250.000 Tiere im Schweinestall. In der ersten Reihe der Schweinequälerei steht die US-Firma Smithfield, die schon vor Jahren in Mega-Mästereien in Polen und Rumänien investiert hat, worüber der Spatz und der Ecologist von vor einigen Jährchen berichteten. Schön, dass nun diese Infos nun auch beim Stern angelangt sind.<


Schweinereien und Brasilien

Der Stern schreibt im selben Artikel, dass in Brasilien, wo der Umweltschutz kleingeschrieben werde und Arbeitskräfte und Sojafutter billig seien, das Kilo Schweinefleisch sogar für nur 76 Cent produziert werden könne: eine Gefahr für die Schweinemäster der Industriestaaten, die mindestens 30 Prozent höhere Erzeugungskosten haben. Was der Stern leider nicht berichtete, ist, dass der Aufbau von riesigen Kapitalinvestiven Hühnerfarmen und Schweinemästereien in Brasilien mit der globalisierten Biodieselherstellung einhergeht: Sojaöl für Motoren und Sojaschrot für die Mäster. Und die bäuerlichen Betriebe haben überall, ob in Brasilien oder in Bayern das Nachsehen!<


Oxfam sagt: EU-Ziele sind Katastrophal für Arme

Bis zum Jahr 2020 sollen laut EU-Vorgabe in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union zehn Prozent der Kraftstoffe im Verkehrsbereich aus so genanntem Biosprit bestehen. Doch dies hält die britische Hilfsorganisation Oxfam für gefährlich und warnt: Die EU-Vorgabe werde einen Wettlauf um Biokraftstoffquellen in den Entwicklungsländern auslösen mit katastrophalen Folgen für die Ernährungssituation dort. Für Oxfam sei es deshalb völlig inakzeptabel, dass arme Menschen in Entwicklungsländern die sozialen und ökologischen Kosten für die Klimaschutzziele der Europäischen Union tragen sollen.<


Agrarsprit schürt Konflikte

Die beiden entwicklungspolitischen Autorinnen Martina Backes und Kirsten Bredenbeck schreiben in der Oktoberausgabe von "atom aktuell": "In Deutschland werben breit angelegte Kampagnen für das vermeintlich ökologischere Fahren mit dem Biodiesel." Die Befürworter von Biotreibstoffen führten auch entwicklungspolitische Argumente an: Anbau und Export der nachwachsenden Rohstoffe wie Palm- und Sojaöl schafften insbesondere für Entwicklungsländer eine dauerhafte Einnahmequelle. "Doch die Realität sieht anders aus", so Martina Backes und Kirsten Bredenbeck. "Der Anbau und Handel mit den neuen Treibstoffen sind entgegen den mit »Bio« assoziierten Vorstellungen umweltschädlich. Sie schüren die Konkurrenz um Land, Grundnahrungsmittelanbau und Wasser und sie gehen häufig mit Menschenrechtsverletzungen und sozialer Ausbeutung einher. Der hohe Kapitaleinsatz beim Anbau begünstigt große Agrarunternehmen und etabliert so Abhängigkeiten zwischen großen und kleinen Akteuren."
Infos: www.iz3w.org/
www.kooperation-brasilien.org/


Tremembé-Indianer bitten um Solidarität

Im brasilianischen Nordosten versucht seit einigen Jahren eine Investmentgruppe die Tremembé-Indianer von ihrem Land an der Küste bei Itapipoca zu vertreiben. Grund: Das Land der Tremembé ist eine traumhaft schöne Landschaft mit Stränden und Lagunen und ideal für ein gigantisches Ökotourismus-Ressort Namens "Nova Atlântida." Die ausführende Architektenfirma sitzt übrigens in der Schweiz und in Berlin. In einem offenen Brief bitten die Tremembé nun um internationale Hilfe für sich und für den Forscher von der Universität Ceará, Professor Dr. Jeovah Meireles, der sich seit Jahren für die Belange der indigenen Völker in Ceará einsetzt, aber nun von den Unternehmen wie "Nova Atlântida" unter Druck gesetzt wird.
Weitere Infos:
www.fairunterwegs.org/themen/finanz-handelspolitik/foerderung-megaprojekte]
www.cchla.ufrn.br/ppgas


Tödlicher Einsatz gegen Gentechnik

Der Einsatz gegen Gentechnikkonzerne kann in Brasilien tödlich enden. Dies zeigt der aktuelle Fall des Schweizer Konzerns Syngenta im südbrasilianischen Bundesstaat Paraná. Als Bauern und Mitglieder der Landlosenbewegung (MST) jüngst ein "illegales" Versuchsfeld für Gentechpflanzen von Syngenta in Brasilien besetzen wollten, wurden sie am dritten Oktobersonntag von der Privatmiliz des Konzerns angegriffen, und die Privatmiliz habe den Anführer von MST aus nächster Nähe erschossen, so der Bericht von Sergio Ferrari, übersetzt von Reto Sonderegger.


EU-Parlament fordert Verbot gefährlicher Pestizide

"Das EU-Parlament hat ein klares Verbot gefährlicher Pestizide gefordert", berichtete Ende Oktober der ORF. Erstmals sollen krebserregende, erbgut- und fortpflanzungsschädigende Pestizide nicht mehr zugelassen werden. Eine Premiere sei auch das Verbot von Wirkstoffen, die giftig für das Immun- oder Nervensystem sind und das Hormonsystem angreifen. Doch alles ist bislang nur ein Gesetzesentwurf, der vielleicht ab 2009 in Kraft treten könne. Frage an Radio Eriwan: Wieso erst 2009? Die Giftstoffe erzeugen doch bereits heute Krebs und schädigen bereits heute Kinder im Mutterleib?


Indigene Völker Amerikas wollen echte Autonomie

Wie das Neue Deutschland im Oktober berichtete, endete das Erste Treffen der indigenen Völker Amerikas im nordmexikanischen Bundesstaat Sonora mit einer Kampfansage an das kapitalistische System. Regierungen und Konzerne wurden kritisiert. Und die 500 Repräsentanten von 67 indigenen Völkern forderten eine echte Autonomie für Amerikas Ureinwohner. Yolanda Meza vom Volk der Kumiai aus dem nordmexikanischen Bundesstaat Baja California Norte, betonte gegenüber ND: "Wir wollen die Kräfte der indigenen Menschen von Amerika und auch der Welt in einer neuen Qualität bündeln. Wir haben festgestellt, dass wir alle sehr ähnliche Probleme haben. In Nord- und Südamerika sind wir massiv von Landraub, Repression und Diskriminierung betroffen. Das führt zu einer immensen Migration. Aber wir wollen nicht weiter abwandern, wir werden nun bleiben und unser Land verteidigen."


Nonsens Econsense

Die Gruppe namens "econsense" veröffentlichte Ende Oktober ihren ersten Band der Schriftenreihe zu Nachhaltigkeit und CSR. Titel: Klimafaktor Biokraftstoff: In diesem Band verbreiten Manager und Angestellte von chemischer Industrie und Autokonzernen ihre Ansichten zum Thema Biosprit. "Biokraftstoffe stehen hoch im Kurs. Sie gelten als zentraler Schlüssel für Klimaschutz und Energieversorgung. Biokraftstoffe können einen wichtigen Beitrag leisten, die Mobilität von morgen nachhaltig zu gestalten", heißt es im Vorwort des Bandes. Die Autoren sagen aber natürlich auch, dass man den Biotreibstoff und die nachwachsenden Rohstoffe "umweltfreundlich", "nachhaltig", "sozial verträglich" herstellen müsse, und die Firmen setzten sich ja auch deshalb für eine Zertifizierung der Agrartreibstoffe ein. Blablablabla... Hinter "econsense" steht das "Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft e. V." in Berlin. Mitglieder sind so tolle Firmen wie: Allianz, BASF, Bayer, BMW Group, Bosch, Daimler, Deutsche Bahn, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, EnBW, E.ON, Evonik, Evonik Degussa, HeidelbergCement, Linde, Lufthansa, RWE, SAP, Siemens, Tetra Pak, ThyssenKrupp, TUI, Verband der Chemischen Industrie (VCI), Volkswagen.


WWF: Straßen der Zerstörung

Der WWF informierte jüngst in Hamburg über seine Rettungsinitiative für den größten Regenwaldblock der Erde: Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre seien in Amazonien pro Minute mindestens 4,5 Fußballfelder Regenwald gerodet worden. Voraussetzung für diese Abholzung sei der Straßenbau. WWF: "Mehr als 80 Prozent der Regenwaldvernichtung finden im Umkreis von fünf Kilometern entlang von legalen und illegalen Straßen statt", was die WWF-Studie "Straßen der Zerstörung" belege. Alles schön und gut: Aber wo sind die WWF-Aktionen gegen den Straßenbau in Brasilien?
Stattdessen präsentiert sich der WWF selbst "als Partner des brasilianischen Regierungsprogramms ARPA (Amazon Region Protected Area)", um bis 2012, so der WWF, "ein riesiges Schutzgebietsmosaik in der Größe Spaniens" aufzubauen. Schade nur, dass damit keine einzige Straße weniger gebaut und kein einziger Baum weniger gefällt werden. Dieses staatliche Schutzgebietsmosaik (das in der Größenordnung Amazoniens winzig ist) dient nämlich der Regierung nur als Alibi für die voranschreitende Entwicklung Amazoniens mit noch mehr Straßen, Wasserkraftwerken und Bauxitminen - und führt umgekehrt leider auch zur Vertreibung von in den Gebieten lebenden lokalen Bevölkerungsgruppen.


Verdoppelung des Energieverbrauchs vorhergesagt

"Die fossilen Ressourcen Öl, Gas und Kohle sind begrenzt, zugleich steigt der globale Energieverbrauch stetig an. Die Prognosen gehen davon aus, dass bis 2020 über 30% Zuwachs zu erwarten sind und sich bis 2050 der globale Energieverbrauch sogar verdoppeln wird." Dies schreibt Dr. Wolfgang Gerhardt, von der BASF Aktiengesellschaft, für econsense. Außerdem: Mit hohen Wachstumsraten und einer rasch fortschreitenden Industrialisierung steige der Energie- und Ressourcenbedarf der Schwellenländer und verknappe wichtige Ressourcen, allen voran Öl und Gas. Diese Rohstoffe werden zwar vor allem im Energiesektor eingesetzt, sie bilden aber auch die wesentliche Grundlage der chemischen Industrie, und die langfristig mit "nachwachsenden Rohstoffen - Biosprit" ersetzt werden müssten. Dr. Wolfgang Gerhardt schreibt außerdem gleichzeitig, dass der Anbau nachwachsender Rohstoffe ein viel versprechender Wirtschaftszweig für ländliche Regionen gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern sei, und dass aber die Biomasse auf den Märkten einer fünffachen Nutzungskonkurrenz unterliege: "Neben ihrer primären Verwendung im Nahrungsmittelsektor wird sie zur Strom- und Wärmegewinnung, zur Verarbeitung in der chemischen Industrie sowie zur Herstellung von Biokraftstoffen verwandt."


Biokraftstoffe als Beitrag zur Sicherung zukünftiger Mobilität

Dr. Gerhard Prätorius, Volkswagen Aktiengesellschaft schreibt für econsense: "Mit Blick auf zukünftige Kraftstoff- und Antriebsstrategien können daher Biokraftstoffe einen wichtigen Beitrag leisten, um beiden Herausforderungen - Endlichkeit der fossilen Energieträger und Klimawandel - gerecht zu werden." Er setzt dabei vor allem auf die Biokraftstoffe der zweiten Generation: Gentechnik und Zellulosealkohol. Wobei natürlich alles "zertifiziert", sozial, ökologisch und nach Recht und Ordnung ablaufen müsse. Dr. Gerhard Prätorius: "Die Herkunft aus nicht nachhaltigem Anbau der Energiepflanzen ist mit Abschlägen bis zu völligem Verlust der Förderung zu sanktionieren, während der qualifizierte Herkunftsnachweis aus nachhaltigem Anbau entsprechende Zuschläge ermöglicht.


Die Nuclear-Free Future Award Preisträger von 2007

Der 1998 vom Münchner Claus Biegert mitgegründete Nuclear-Free Future Award ist laut TAZ der "weltweit wichtigste Anti-Atom-Preis". Der internationale Preis ehrt "Visionäre und Aktivisten, die sich beispielhaft für eine Welt ohne Atomwaffen und Atomenergie einsetzen." In diesem Jahr bekam in der Kategorie "Widerstand" Charmaine White Face den Anti-Atom-Preis. Die Aktivistin von der indianischen Nation der Oglala gründete die Organisation "Defenders of the Black Hills" im Kampf gegen das Wiederaufleben des Uranabbaus in den Black Hills und auf ihrem Heimatreservat Pine Ridge. Denn der Uranabbau bedeutet nicht nur die radioaktive Verseuchung von Boden und Grundwasser, sondern auch die Zerstörung der heiligen Orte ihres Volkes.
Weitere Infos: www.defendblackhills.org; www.nuclear-free.com


Atomenergie kann nicht christlich sein

Der deutsche Papst Benedikt hat sich vor einigen Monaten positiv zur angeblich "friedlichen" Atomenergienutzung geäußert. Kernwaffen dürfe man zwar nicht verwenden, doch gegen Kernkraftwerke sei nichts auszusetzen. Der Münchner Autor und einer der weltweit bekanntesten Gegner der Atomenergienutzung und des Uranbergbaus, Claus Biegert, nahm dies zum Anlass und trat aus der Kirche aus. In einem offenen Brief an "Euer Heiligkeit" schreibt er: "Rund um den Erdball hat unsere nukleare Gesellschaft eine Spur des Leids hinterlassen. Wo immer der Rohstoff Uran in den letzten Jahrzehnten abgebaut wurde, ist das Land meist unbewohnbar geworden und werden seine Bewohner bis heute von Siechtum heimgesucht. Die Leidtragenden sind in der Mehrzahl indigene Völker, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass ihnen ihr Land heilig ist." Verkürzt lasse sich sagen: "Atomenergie bedeutet Kulturzerstörung und Menschenopfer. Als Stellvertreter Gottes haben Sie beides abgesegnet."




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