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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 06.12.2007
Weihnachten - Familienfest statt Kommerz
Wenn jeder Mensch auf der Erde soviel konsumieren würde wie ein Europäer müsste es zehn Planeten Erde geben, um alle zu versorgen. Das fanden Studenten der Osnabrücker Fachhochschule heraus, die daraufhin 2006 einen "Kauf-Nix-Tag" ausgerufen haben. Nun, der Rat für Weihnachten nichts zu kaufen würde zu weit gehen, aber etwas weniger bzw. bewusster zu konsumieren würde uns auch zum Fest nicht schaden.

Billig um jeden Preis

Die Deutschen sind wahre Schnäppchenjäger. Es gibt alles noch ein wenig billiger, wenn man nur lange genug sucht. Diese Mentalität hat uns jüngst wieder einen Skandal beschert, der auch gut ins weihnachtliche Thema passt: Gift in Spielwaren aus China. Um billig produzieren zu können wurden dort verbotene Weichmacher eingesetzt und bleihaltige Farben verwendet. Weichmacher sind sehr gesundheitsgefährdend: Sie greifen in den Hormonhaushalt des Menschen ein und können damit Folgeprobleme auslösen. Internationale Expertenkommissionen sehen einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Weichmachern und der zunehmenden Probleme von Infertilität -Unfruchtbarkeit - beim Menschen. Weichmacher stehen außerdem in Verdacht, innere Organe wie Leber und Nieren zu schädigen. Blei dagegen scheint mitverantwortlich für das Zunehmen des ADHS, des Zappelphilipp-Syndroms. Eine in den USA durchgeführte Untersuchung an 4000 Kindern zeigte, dass diejenigen mit mehr als zwei Mikrogramm Blei pro 100 Milliliter Blut viermal häufiger an ADHS litten als Kinder mit knapp der halben Menge des Nervengiftes im Blut. Beide Werte liegen noch unterhalb der Menge, die die Weltgesundheitsorganisation WHO bisher als kritisch angesehen hat.

Diese Thesen werden durch einen Bericht der US-amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften untermauert. In ihm waren Wissenschaftler zu dem Schluss gekommen, dass drei Prozent aller Entwicklungsstörungen von Kindern auf giftige Chemikalien und andere Umwelteinflüsse zurückzuführen sind.

China hat zwar zwischenzeitlich rund 760 Unternehmen den Export ihrer Waren untersagt, aber was mangels Prüfung bisher in die Verkaufsregale gelangte bzw. dort noch zum Verkauf steht entzieht sich der Kenntnis. Für den Verbraucher heißt das, genau hinsehen woher die Ware kommt und im Zweifelsfall auch einfach mal liegen lassen, wenn Preis und angebliche Leistung nicht zusammenpassen. Sicher ist, dass qualitativ hochwertige Produkte nicht zu einem Schnäppchenpreis zu haben sind. Außerdem empfiehlt sich aus moralischen Gründen eine gewisse Kaufzurückhaltung, denn Waren aus Fernost sind nicht selten mit Hilfe von Kinderarbeit hergestellt. Spielwaren "Made in Germany" finden sich unter www.ja-zu-deutschland.de

Auch Weihnachtsbäume können mit einem unverträglichen Giftcocktail belastet sein. Düngemittel, Insektizide und Pestizide werden eingesetzt, um den Boden um die Bäume unkrautfrei zu halten, jeglichen Schädlingen den Garaus zu machen und letztlich ein sattes Tiefgrün der Nadeln zu erreichen. Derart behandelt können einem vor dem Weihnachtsbaum schon mal die Tränen kommen, jedoch nicht vor Rührung.

Doch welche Alternativen hat man?

Eine ganz Menge: Zum Beispiel ein Anruf beim Forstamt. Es gibt Forstämter, die zur Weihnachtszeit Bäumchen, die im Zuge der Waldpflege ohnehin gefällt würden, zur Selbstabholung frei geben, oder kurz vor Weihnachten bereits geschlagen anbieten. Mancher Bio-Bauer bietet natürlich gewachsene Weihnachtsbäume, auch Tannen, an. Übrigens, kurz vor dem Fest frisch aus dem Wald gekommene Fichten, die dann in einen Baumständer mit Wasser gestellt werden, nadeln kaum. Weiter finden sich auf den Internetseiten von Robin Wood www.robinwood.de Bezugsquellen für ökologisch zertifizierte oder mit dem FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) versehene Weihnachtsbäume. Diese Zertifikate erhalten nur Betriebe, die auf Kahlschläge, Düngungen, Entwässerungsmaßnahmen und Pestizide verzichten.

Beim Baumschmuck gilt ebenfalls: Natürlichem den Vorzug geben! Glaskugeln, Holzfiguren, Stroh- oder Spansterne, Schleifenbänder und Wachsmodel sind schöne wieder verwendbare Schmuckstücke, die man in schönen Ausfertigungen auf ländlichen Adventmärkten kaufen, oder mit der ganzen Familie selbst basteln kann. Glitzernde Plastikgirlanden und Lametta sind auf Dauer um ein Vielfaches teurer und füllen später nur den Mülleimer oder machen den Baum für die Weiterverwertung als Kompost unbrauchbar, wenn nicht alles akribisch abgehängt wird. Besonders unnötig und schädlich sind alle Arten von Sprays, vom künstlichen Schnee bis zur Goldbronze.

Weihnachtsbäckerei

Zu keinem Fest wird so viel gebacken wie zu Weihnachten: Feiner Stollen, süße Plätzchen und raffinierte Leckerein wie Kletzenbrot, um nur einiges zu nennen. Besonders Kinder sind da mit Begeisterung dabei. Teig ausrollen, verschiedene Figuren ausstechen und hin und wieder etwas naschen. Achten sollte man jedoch darauf, statt der vielen künstlichen Aromen, dem ernährungsphysiologisch wertlosen weißen Mehl und raffinierten Zucker natürliche Zutaten aus biologischer Erzeugung zu verwenden. Und vor allem statt Eiern aus dem Käfig, Bioeier von artgerecht gehaltenen Legehennen.

Besonders erwähnenswert sind noch die Nüsse, die in der Weihnachtsbäckerei ja eine große Rolle spielen. Konventionelle Nüsse werden im Gegensatz zu Nüssen aus dem Naturkostladen auf riesigen Flächen in Monokultur unter Einsatz von Herbiziden angepflanzt. Während der Reifezeit werden gegen Schädlinge Insektizide gespritzt, deren Brisanz auch darin liegt, dass sie in hohem Maße Schale und Pflanzenhaut durchdringen können. Eine Eigenschaft, die immer wieder zur Rückstandsbildung in Früchten und Samen führt. Nicht weniger bedenklich ist die Schwefelung der Nüsse zur Aufhellung der Schale, sowie die Begasung mit Methylbromid während der Lager- und Transportzeit, um die Nüsse vor Würmern, Insekten und Pilzen zu schützen.

Bevor man sich so einen Giftcocktail in die Backstube holt, geht man doch lieber in den Naturkostladen, oder man hält während der Herbstspaziergänge auf dem Lande die Augen offen. Auf so manchem Bauernhof werden Walnüsse vom eigenen unbehandelten Nussbaum zu günstigen Preisen angeboten.

Etikettenschwindel

Weihnachten muss viel Vieh Federn lassen, denn die Weihnachtsgans ist Tradition in Deutschland. Das kostet nicht nur vielen Tieren das Leben, sondern bedeutet auch viel Tierleid. Nur 20 Prozent der 25.000 Tonnen Gänsefleisch wird in Deutschland erzeugt. Der übrige Anteil wird aus dem Ausland importiert. Aus Polen oder Ungarn, aber auch aus Frankreich. Ländern in denen die Gans in der Regel ein qualvolles Leben in der Massentierhaltung durchlitten hat. Außerdem sind dort Lebendrupfen und Zwangsstopfen der Gänse erlaubt. Verbrauchern, die Gänsefleisch kaufen möchten, ist es nicht möglich, zu erkennen, ob sie Teile von Stopfgänsen kaufen. Denn diese dürfen laut EU-Vermarktungsnormen als Gans aus "bäuerlicher Freilandhaltung" vermarktet werden. So kann man unbewusst, selbst wenn man gezielt das Kaufen von Fettleberprodukten meidet, deren Produktionsformen unterstützen. Im Gegensatz dazu leben deutsche Gänse meist tierschutzgerecht in großen Herden mit ausreichend Auslauf auf Grünflächen bei relativ langen Mastzeiten.

Wer zur Weihnachtszeit nicht auf den Gänsebraten verzichten möchte, sollte daher unbedingt auf die Herkunft und damit Aufzucht der Tiere achten. Die Richtlinien der Bio-Verbände garantieren zum Beispiel eine artgerechte Geflügel-Haltung mit ausreichend Auslauf ins Grünland und Biofutter. Längere Mastzeiten und eine stressfreie Schlachtung ergeben darüber hinaus eine hohe Fleischqualität. Bio-Gänse sind allerdings keine Massenartikel und müssen in den meisten Fällen bei den Bauern oder im Naturkostladen vorbestellt werden. Und falls man für dieses Weihnachtsfest keine Gans mehr bekommt - eine Bio-Pute ist nicht nur eine feine Alternative, sondern auch ein durchaus zu Weihnachten passender Leckerbissen.

Kreativ verpacken

Geschenke machen Freude, besonders wenn sie hübsch verpackt sind. Dafür hat unsere moderne Konsumwelt eine Menge gut aussehender beschichteter Papiere, Verbundstoffe sowie Plastik- und Metallfolien. Alles glitzert und glänzt und alles ist für den Müll! Das muss nicht sein. Mit ein wenig Fantasie lassen sich einfallsreiche und umweltschonende Geschenkverpackungen aus Packpapier oder Umweltschutzpapier herstellen. Es eignen sich aber auch Halstücher, Schals, Küchenhandtücher, Stoffservietten, Socken, Einmachgläser, Waschlappen, Badetücher oder schöne Stoffbeutel. Bunte Bast- und Textilbänder geben den Paketen Halt ohne die Umwelt zu belasten.

Frohe Weihnachten

Weihnachten ist, ob mit oder ohne religiösen Hintergrund, ein wichtiges Familienfest. Dabei sollten nicht große Geschenke und opulente Menüs im Vordergrund stehen, sondern das familiäre Zusammensein. Und Kindern sollten wir statt der neuesten Spielkonsole sowieso lieber mehr Zeit schenken - und die gibt's kostenlos.

Elisabeth Schütze



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