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Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 27.11.2007
Nachhaltiger Hochwasserschutz für einen ganzen Fluss
Wasserbau nach Schauberger weckt akademisches Interesse der TU Graz
Große Tulln bei Altlengbach
Bruck/Mur (pte/27.11.2007/13:53) - Im Unterschied zu herkömmlichen Hochwasserschutz-Projekten wird in der Großen Tulln ein neues System zum nachhaltigen Hochwasserschutzes konzipiert, das nicht gegen, sondern mit der Fließenergie des Wassers arbeitet. Anstatt sich auf den Uferschutz alleine zu beschränken, werden zusätzlich im Fluss Veränderungen vorgenommen. Das Projekt ist eine praktische Umsetzung der Erkenntnisse des österreichischen Naturforschers Viktor Schauberger. Der rund 40 Kilometer lange Fluss ist durch niedere Niederwasser- und hohe Hochwasserstände charakterisiert.

"Ich habe in meiner langen Tätigkeit im Hochwasserschutz gelernt, dass man sich nie gegen das Wasser stellen darf, sondern die Energie dorthin lenken muss, wo sie nicht schädlich, sondern sogar nützlich ist", so Projektberater Otmar Grober von der Baubezirksleitung Bruck an der Mur gegenüber pressetext. Grober hat als Experte für die praktische Umsetzung der Erkenntnisse Schaubergers bereits mehrere Projekte wie etwa die Mürz bei Langenwang, die Salza, die Mur und die Url erfolgreich realisiert. "Das Besondere am Projekt Große Tulln ist, dass der gesamte Fluss in Betracht gezogen wird und dass erstmals mit dem Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der TU Graz auch eine Universität bei einem Modellversuch direkt eingebunden ist", so Grober.

"Ich übersetze Schaubergers Erkenntnisse in die heutige Zeit und habe den Vorteil, auf Bagger zurückgreifen und dadurch Naturmaterialien verwenden zu können, wo Schauberger noch mehr oder weniger gezwungenermaßen mit Beton arbeitete", erklärt Grober. Die Natur reagiere auf flussbauliche Maßnahmen unmittelbar. "So konnten wir feststellen, dass Weidenstecklinge um ein Vielfaches schneller wachsen als normal, der Fischbestand zunimmt und die Wasserqualität mit freiem Auge sichtbar besser wird." Infolge des Einwirkens auf Oberflächen- und Tiefenwässer komme es zu einer Gesamt-Qualitätsverbesserung des Flusses. Mit den Einbauten könne es sogar möglich werden, Reststoffe abzubauen, die von Kläranlagen nicht abgebaut werden können. Ziel sei es, dass der Fluss bei der Mündung eine ebenso gute Wasserqualität aufweise, wie am Oberlauf. "Um die Erkenntnisse Schaubergers zu verstehen, werden noch sehr viele wissenschaftliche Untersuchungen notwendig sein", erklärt der Wasserexperte.

Ein wesentlicher Teil des Projekts umfasst auch die Verringerung der Fließgeschwindigkeit des Flusses zur Minderung der Hochwassergefahr. "Bei früheren Flussbegradigungen mit Betoneinfassungen passierte genau das Gegenteil: Die Fließgeschwindigkeit wurde erhöht, die Folge davon waren verheerende Überschwemmungen." Gerade die Arbeiten nach der Lehre Viktor Schaubergers könnten eine neue sozial-ökologisch ausgewogene Zukunft bringen, die auch leistbar sei. "Vorraussetzung dabei ist aber das Erkennen, dass Landschaften vielfältige, zusammenhängende Organismen sind und die Gewässer diese nicht nur räumlich miteinander verbinden."

Ein Forscherteam des Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft TU Graz www.hydro.tugraz.at untersucht den Einbau einer Rampe, die zur Verringerung der Fließgeschwindigkeit dient, im Modellversuch. "Bei einer Pendelrampe fließt das Wasser durch den Einbau von Sohlgurten in einem geraden Flussabschnitt mäandrierend ab", erklärt die Projektassistentin des Modellversuchs Pendelrampe, Christine Sindelar, gegenüber pressetext. "Die Pendelrampe soll hinkünftig an mehreren Stellen an der Großen Tulln alte Gefällestufen ersetzen. Daher wurden für den Aufbau des Modells ein typisches Gefälle und ein typisches Querprofil herangezogen. So soll es möglich sein, die Ergebnisse des Modellversuchs auf mehrere Standorte zu übertragen." Die Grazer Wissenschaftler wollen auch klären, ob bzw. unter welchen geänderten Rahmenbedingungen sich die Ergebnisse verallgemeinern lassen. (Ende)


Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Wolfgang Weitlaner
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