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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Gesundheit    Datum: 25.02.2000
Die Deutschen sind Europas dickste
"Die Deutschen sind zu dick." Dies stellte nun das Robert Koch-Institut fest. Seine jüngste Bundesgesundheitsuntersuchung ergab: 20 Prozent der Männer und Frauenin Deutschland haben ein "starkes Übergewicht" mit einem sogenannten Body Mass Index BMI (siehe hierzu Ende des Artikels) von über 30. Hinzukommen 70 Prozent der erwachsenen Männer und etwa die Hälfte der Frauen mit "leichtem Übergewicht", was einem BMI von über 25 entspricht. Zwar können sich die Deutschen trösten: Die US-Amerikaner sind im Durchschnitt noch dicker. Dort sind zwanzigProzent der Männer und 25 Prozent der Frauen "klinisch Fettleibig". Doch dies ist nur ein schwacher Trost. Innerhalb Europas sind wir inzwischen die dicksten geworden. Das Land mit den wenigsten dicken Menschen in Europa ist übrigens Italien. Dort sind nur rund 7 Prozent der Männer und nur 6 Prozent der Frauen deutlich zu dick.

Ungesundes Übergewicht

"Das Übergewicht bleibt eines der Hauptprobleme der öffentlichen Gesundheit in Deutschland, da es eine ganze Reihe von Folgekrankheiten wie Bluthochdruck, Erwachsenendiabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Arthrose und Rückenleiden nach sich ziehen kann", sagen die Gesundheitshüter vom Robert Koch-Institut. Doch wie kommt Mann, Frau oderKind vom Gewicht runter, wenn zu viel "oben" ist? Nach Ansicht der Fachärzte sind die wichtigsten Maßnahmen, um Übergewicht abzubauen: Ausreichende körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, geringem Fettanteil und höchstens Moderatem, also geringem Alkoholkonsum.

Unabhängig von den Fachärzten locken pünktlich zum Frühjahr vor allem die diversen Frauenzeitschriften ihre Leserinnen (und Leser) mit immer neuen tollen Diäten und Frühjahrskuren. "Schlafen Sie sich schlank", "Essen Sie sich schlank", "Trinken Sie sich Schlank", "Die Apfel-Diät", "Die Reis-Diät", "Die Markert Diät", die "Haut-Diät"... Die Zeitschrift "Für Sie" propagiert aktuell "Die Fettknacker-Diät - 10 Pfund weg in 10 Tagen". "Für Sie" edelte ihren Diätvorschlag zusätzlich mit dem beliebten Kürzel "Bio". Doch diese angebliche "Bio-Diät" der Frauenzeitschrift enthält nicht den kleinsten Hinweis auf biologisch produzierte Nahrungsmittel, und mit dem deutschen Show-Master und Hobby-Koch Biolek genannt "Bio" hat sie auch nichts zu tun. "Für Sie" scheint es also mit dem Wörtchen "Bio" nicht so genau zu nehmen. Im übrigen ist diese Fettknacker-Diät auch nichts als kalter Kaffee - nur frisch umgerührt. Sie wiederholt im wesentlichen das, was die Fachmediziner schon seit langem raten: Viel Obst eben und mehr Gemüse essen, tierisches Fett vermeiden, statt dessen Mediterran mit Olivenöl kochen. Doch es muß nicht immer eine Frauenzeitschrift-Diät sein, die beim Abnehmen hilft, zumal ja die Männer genauso mit zu viel Gewicht zu kämpfen haben.

Yoga macht auch schlank

Manche Menschen verlieren allein schon dadurch Gewicht, indem sie konsequent jeden Lift und jede Rolltreppe vermeiden und stattdessen die altmodischen Treppen benutzen. Gewichtsabnahme ist ebenso garantiert, wenn das Auto in der Garage bleibt und stattdessen alle Wege und Besorgungen zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt werden. Das wichtigste Zauberwort zum Abnehmen heißt nämlich "Bewegung". Statt vor dem Fernseher zu sitzen, sollten Sie aufstehen undspazierengehen. Statt jemanden anzurufen oder im Internet zu "chatten" und dabeistundenlang die Telefonleitung zu blockieren, sollten Sie sich aufmachen und Ihre Freunde oder Bekannten persönlich besuchen: Dies sind nur kleine Tips, aber sie lassen konsequent angewandt die Pfunde purzeln und schonen die Umwelt.

Das erlernen von Yoga kann auch helfen. Nicht wenige werden dadurch nicht nur imAlltag ausgeglichener sondern verlieren gleichzeitig die überflüssigen Pfunde. Ein weiterer Aspekt ist die Kraft der Gefühle. Menschen mit zu viel Pfunden verwechseln gerne manche Gefühlsregungen mit Hunger. Sie essen, wenn sie traurig sind oder Angst empfinden, weil sie diese Gefühle fälschlich als Hunger wahrnehmen. Das Gegenmittel dazu heißt bewußter Leben, die Vorgänge des Körpers besser wahrnehmen, auf die alltäglichen Dinge achten, achtsamer werden. "Unser Inneres ist in ständiger Erregung, es lebt in Erinnerungen in der Vergangenheit oder mit Plänen in der Zukunft, aber selten in der reinen Gegenwart", sagt Jon Kabat-Zinn vom Massachusets Medical Center. Viele Essen die Nahrungsmittel einfach herunter und haben die Gedanken ganz woanders. Sie wissen gar nicht, wassie in den Mund schieben und schlucken. Mit dem Gedanken beim Essen sein, Essen genießen und nicht schlingen.

Wer im Alltag achtsam ist, ißt auch achtsamer und damit langsamer. Und wer langsamer ißt, ißt weniger, dies hat die Forschung jüngst erwiesen. Die Wissenschaftler stellten fest: Im Gehirn gibt es ein sogenanntes Hungerzentrum, das registriert wenn der Körper satt ist. Das Satt-Signal wird allerdings Zeit verzögert erst nach etwa 20 Minuten nach der Nahrungsaufnahme gesendet. Wer also zu schnell ist, verpaßt das Satt-Signal und ißt zwangsläufig zu viel.

Langsamkeit ist aber nicht nur beim Essen, sondern generell beim Abnehmen wichtig. Passen Sie auf, daß Sie nicht zu schnell, sondern "langsam aber sicher" abnehmen. Fachärzte raten: "Ein Pfund pro Woche ist genug." Wer zu schnell abnimmt, läuft nämlich Gefahr, Opfer des sogenannten Jo-Jo-Effekts zu werden: Schnell abnehmen, noch schneller wieder zunehmen, schnell abnehmen...

Frühjahrskuren entgiften

Wer auf seine Ernährung - während einer Frühjahrskur - achtet, verliert nicht nur Pfunde. Genauso wird der Körper von überflüssigen, die Gesundheit schädigenden Stoffen entgiftet. Die Leber erholt sich, wenn beispielsweise Alkohol und tierischer Fettkonsum reduziert wird. Die Haut wird gesünder, das Herz stärker. Doch warum soll es nur bei der Frühjahrskurbleiben? Am sinnvollsten für Körper, Geist und Seele ist es, wenn gesunde, ökologische Ernährung, Achtsamkeit im Leben und ausreichend Bewegung nicht nur in den Frühlingsmonaten, sondern während desganzen Jahres zum Alltag gehören: Abnehmen und Entgiften ist gut, gar nicht erst dick und vergiftet werden ist besser.<



Mehr Mc-Donalds - mehr Dicke

Ernährungsforscher sehen - in der Zeitschrift Time - einen direkten Zusammenhangvon Fettleibigkeit mit dem Angebot von Fast Food-Essen ala McDonald's, Burger King, "Mc Donuts" und steigendem Fernsehkonsum." Zwar soll McDonald's nur Fettarmes Fleisch verwenden, doch dafürfinden sich in den Fast-Food-Produkten jede Menge gehärtete Pflanzenfette - und die sind noch schädlicher als tierisches Fett.<

US-Frauen werden schwerer

1975 wogen die Frauen in den USA durchschnittlich 56 Kilogramm. Heute beträgt ihr Durchschnittsgewicht 61,5 Kilogramm. Ernährungsforscher schätzen, daß die US-Frauen bis zum Jahr 2025 im Schnitt noch mehr Pfunde zulegen und rechnen mit einem Durchschnittsgewicht von 71,5 Kilogramm.<

Deutsche Kinder werden dicker

Fettleibigkeit ist nicht nur ein Problem der Erwachsenen. Besonders in Deutschland nimmt die Zahl der viel zu dicken Kinder seit einiger Zeit drastisch zu. Eine Studie bei Schulkindern zeigte unlängst, daß sich die Fettleibigkeitsrate bei Kindern in den vergangenen zwanzig Jahren verdoppelt hat. Möglich, daß dies mit dem Fernseh- und Computerspiel-Konsum zusammenhängt, der sich im selben Zeitraum gleichfalls drastisch erhöht hat.<

Krankenkassen werden "ärmer"

1998 mußten die Krankenkassen in Deutschland rund 35 Milliarden Mark - 6 Prozentder gesamten Gesundheitsausgaben - für die Behandlung von Krankheiten ausgeben, die ihre Ursache in Fettleibigkeit haben, schätzt Medizinprofessor Alfred Wirth. In den USA wiederum sollen die gesamten Behandlungskosten der Folgerkrankungen von zu dicken Erwachsenen jährlich rund 400 Milliarden Mark betragen.<


Der Body Mass Index (BMI)

Ob und wie hoch das Übergewicht ist, wird nach dem sogenannten Body Mass Index (BMI) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) berechnet: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Meter zum Quadrat, zum Beispiel: 56 Kg / (1,7 Meter x 1,7 Meter) = BMI 19,38 = ideales Gewicht. Bei einem BMI von unter 25 ist alles in Ordnung. Ein BMI von 25 bis 30 bedeutet "leichtes Übergewicht". Ist der BMI 30 oder höher besteht "starkes Übergewicht". Ein BMI kleiner 18,5 bedeutet übrigens Untergewicht.<

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Tabelle:
Ländervergleich Klinische Fettleibigkeit
(Einwohner mit BMI >= 30)
MännerFrauen
USA20 %25 %
Deutschland20 %20 %
England17 %20 %
Schweden10 %12 %
Frankreich 10 %11 %
Dänemark10 %9 %
Holland8 %9 %
Italien 7 %6 %


Norbert Suchanek

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