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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 02.10.2007
Das Leben der Bienen
Emsig und fleißig - das sind die Charaktereigenschaften, die der Biene zugeschrieben werden. Darüber hinaus verfügt das Bienenvolk, das bis zu 60.000 Tiere umfassen kann, über eine straffe Organisation. Jede Biene hat ihren genauen Platz im Volk und ihre klar definierte Aufgabe. Von vielen Bienen bekommt der Mensch - es sei denn, er ist Imker - nichts mit. Denn nur die Sammelbienen summen um die Blüten und Blätter, auf der Suche nach Futter für das Volk.

Nach einer Larvenzeit von 21 Tagen putzt die junge Biene erst einmal frei gewordene Zellen, damit von der Königin erneut ein Ei darin abgelegt werden kann. Ihr Putzmittel ist Propolis - ein sehr wirksames Antiseptikum, das aus Pflanzenharzen gewonnen wird, die mit Bienensekret versetzt wurden. Daneben füttert sie als Ammenbiene die Larven mit Honig, Nektar und Pollen sowie die Königin mit Gelée Royale. Außerdem sorgt sie dafür, dass die Temperatur im Inneren des Bienenstocks - egal ob Sommer oder Winter - konstant 35 °C beträgt. Durch Fächeln der Flügel wird warme Luft nach außen ventiliert, zusätzlich hängen die Arbeiterinnen Wassertröpfchen an den Zellwänden auf, deren Verdunstung zur Abkühlung führt. Im Winter vibrieren die Bienen und erzeugen so durch die Bewegung und Reibung aneinander Wärme.

Nach diesem Lebensabschnitt wird die Arbeitsbiene zur Baumeisterin. Ihre Wachsdrüsen im hinteren Körperteil beginnen Wachsplättchen abzusondern. Die Arbeiterinnen bauen allerdings keine sechseckigen Waben, sondern sie bauen die Wachszellen rund. Spezialisierte Bienen erwärmen das Wachs auf 45 °C, wodurch sich die Waben zu der optimalen und bekannten Sechseck-Form verformen.

Erst in den letzten 14 Lebenstagen wird die Biene zur Sammelbiene. Auch dort gibt es verschiedene Aufgaben: Die einen sind Wasserholer, die anderen Bienen sammeln Propolis, die meisten jedoch sammeln Futter in Form von Nektar, zuckrigen Ausscheidungen von Insekten und Blättern, sowie Pollen.

Ihr gesamtes Wissen, was in den einzelnen Lebensabschnitten wie zu tun ist, "weiß" die Biene aus sich heraus. Sie wird nicht eingelernt. Durch die Schwänzeltänze der vom Beuteflug zurückgekehrten Bienen erfahren die Bienen, wo es im Moment den meisten Nektar zu sammeln gibt. Denn die Blüten produzieren je nach Tageszeit unterschiedlich viel Nektar. Und, wie alles im Bienenvolk, ist auch der Flug auf höchste Effizienz optimiert.

Sommerbienen werden nur etwa vier bis acht Wochen alt. Winterbienen bringen es schon auf bis zu acht Monate, nur die Bienenkönigin lebt vier bis fünf Jahre. Bienenköniginnen entstehen im Grunde aus den gleichen Eiern wie die anderen Bienen auch - nämlich den befruchteten. Allein die Größe der Zelle und deren leicht veränderte Ausrichtung zur Schwerkraft, sowie das besondere Futter, das die Larve erhält, lässt aus ihr eine neue Königin entstehen.

Die Jungkönigin wird von den Arbeitsbienen wenige Tage nach ihrem Schlupf aus dem Stock gezwickt und geschoben. Draußen warten schon einige Drohnen, die aus den etwa 1000 männlichen Bienen, die im Stock leben, auserwählt wurden. Diese Drohnen wurden vorab zusätzlich gefüttert, damit sie den Hochzeitsflug der Jungkönigin auch aushalten.

Die Jungkönigin fliegt nämlich in rasantem Flug bis auf eine Höhe von 2.000 Meter. Die Königin wird von etwa 15 - 18 Drohnen, die auch von anderen Völkern stammen können, begattet. Dabei sterben die Drohnen. Der Samen der Drohnen verbleibt in einer Samentasche bis kurz vor der Eiablage. Erst dann befruchtet die Königin die Eier für neue Arbeitsbienen beziehungsweise für neue Königinnen.

Die Königin ist nicht nur für die Vermehrung der Bienen und die ständige Erneuerung des Volkes verantwortlich. Sie scheidet auch kontinuierlich einen typischen Duftstoff (Pheromon) ab, der sich auf alle Bienen legt. So können die Wächterbienen am Eingang des Stocks erkennen, ob eine angeflogene Biene zum Volk gehört. Der Duftstoff führt auch dazu, dass das Bienenvolk zusammen bleibt.

Bienen leben in erster Linie vom Nektar der Blütenpflanzen, sowie von so genanntem "Honigtau". Dieser ist das zuckerhaltige Sekret von Insekten, die Blätter und Nadeln von Bäumen und Sträuchern ansaugen. Auch zuckrige Ausscheidungen von Blättern, die man z.B. auf dem Auto findet, wenn man zu bestimmten Jahreszeiten unter einer Akazie steht, werden von den Bienen gesammelt.

Die Pollen der Blütenpflanzen dienen als Eiweißnahrung und werden meist in separaten Pollenwaben fermentiert als Bienenbrot eingelagert. Die Sammelbienen geben den gesammelten Nektar an die Arbeitsbienen weiter, die diesen dann in das Innere des Bienenstockes bringen. Doch bis zur Einlagerung in die Honigwabe wird der Nektar viele Male an andere Bienen weitergegeben. Jede Biene entzieht dem Nektar Wasser und gibt Enzyme dazu, so dass am Ende der Kette aus dem Nektar Honig entstanden ist.

Honig besteht aus 80 % Zucker sowie maximal 18 % Wasser. Daneben enthält er wertvolle Enzyme und auch etwas Pollen der besuchten Blüten.
Diese Zusammensetzung macht Honig so wertvoll. Er wirkt antiseptisch, da der hohe Zuckergehalt Bakterien das Wasser entzieht und sie somit absterben.
Ein guter Honig wird nur kalt oder bienenwarm aus den Waben geschleudert, damit die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben.

Die im Honig enthaltenen Zucker gehen im menschlichen Körper sehr schnell in die Blutbahn über. Somit ist Honig ein schneller Energielieferant. Die weiteren Inhaltsstoffe haben vielfältige aufbauende und schützende Wirkungen im Körper.

Eine Besonderheit des Honigs ist Wabenhonig. Dies sind Teile einer Honigwabe. Man beißt nur hinein und kaut aus dem Wachs den Honig heraus. Beim Kauen werden aus dem Wachs ebenfalls wertvolle Stoffe frei und vom Körper aufgenommen. Die Wachsreste werden ausgespuckt. Es wird vermutet, dass die Wikinger durch das Kauen von Wabenhonig der gefürchteten Seefahrerkrankheit Skorbut zuvorgekommen sind.

Beim Sammeln von Nektar bleiben Pollen vor allem an den Hinterbeinen der Bienen hängen. Diese werden von der Sammelbiene abgestreift und mit Enzymen versetzt zu kleinen Kügelchen geformt, die im so genannten Pollenhöschen zum Stock gebracht werden. Dort werden die Kügelchen von den Stockbienen abgenommen, und bis zur Einlagerung weiter fermentiert. Das daraus entstandene Bienenbrot wird meist in separaten Pollenwaben eingelagert und dient den Bienen als Eiweißnahrung.
Produkte aus Blütenpollen werden positive Wirkungen auf den Blutkreislauf, den Stoffwechsel und auf das Immunsystem zugeschrieben.

Propolis zählt zu den ältesten Stoffen mit antibiotischer Wirkung. Das harzige Material, auch als Bienenkitt bezeichnet, wird von den Bienen speziell von Pflanzenknospen gesammelt. Damit werden undichte Stellen im Stock abgedichtet. Um eine hohe Stockhygiene zu gewährleisten, wird alles, was zu einer Keimbelastung führen könnte, mit Propolis eingehüllt.
Propolis wird wegen seiner Wirkung bei Entzündungen, Hauterkrankungen und zur Schmerzlinderung hoch geschätzt.

Das Königinnenfutter Gelee Royale besteht aus über 400 Stoffen. Völlig unklar ist bisher, wie die Bienen dieses Erzeugnis herstellen. Die Wirkung von Gelee Royale ist jedoch unübersehbar. So nehmen die Bienenlarven durch die Aufnahme dieses Elixiers innerhalb von sechs Tagen um das 500-fache zu.
Auch die Langlebigkeit und Leistungsfähigkeit der Bienenkönigin wird auf die Fütterung mit Gelee Royale zurückgeführt.

So werden Produkte aus Gelee Royale vor allem zur Stärkung des Organismus und zur Behandlung von Durchblutungsstörungen bei Sklerose eingesetzt.

Rein aus Genuss kann man sich mit Honigwein, von den Germanen Met genannt, gleichzeitig laben und stärken. Met schmeckt je nach Honiggrundlage immer wieder anders. Schon die Ägypter wussten den köstlichen Honigwein zu schätzen.

Das Wachs der Bienenwaben wird seit jeher als wertvoll angesehen. Heute findet man Bienenwachs nicht nur in Kerzen, auch als Imprägniermittel für Leder und in der Kosmetik findet es gerne Verwendung.

Wertvolle Leistungen der Biene im Ökosystem

Die Bestäubungsleistung der Bienen wird allein in den USA auf etwa 18 Milliarden Dollar geschätzt. Die gesamte Artenvielfalt im Eurasischen Raum ist sicherlich auch ein Werk der fleißigen Bestäubungsarbeit der Bienen.

Durch die ständig intensivierte Landnutzung seitens der Landwirtschaft werden allerdings die Nahrungsgrundlagen der Bienen weltweit stetig verringert. Während im Frühjahr noch ein hohes Nahrungsangebot besteht, bricht dieses in aller Regel im Juni weitgehend ab. Darüber hinaus wirkt sich auch der Einsatz von Agrarchemie schädlich auf Bienen aus. Auch elektromagnetische Strahlungen haben einen störenden Einfluss auf den Orientierungssinn der Bienen. Der Verbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen stehen viele Imker ebenfalls äußerst kritisch gegenüber. Zum einen geht deren Pollen unverändert in den Honig über, zum anderen deuten Untersuchungen darauf hin, dass GVO-Pollen die Verdauung der Bienen schädigen. Diese vielen Faktoren führen zu Stress für den Organismus der Bienen und sie werden anfälliger für Parasiten, wie für die gefürchtete Varoa-Milbe. In Nordamerika starben im Frühjahr 2007 60 - 80 % der Völker. Die Sammelbienen flogen aus und kehrten nicht wieder in ihre Stöcke zurück. Die genauen Ursachen für dieses Massensterben sind noch unbekannt.

Um zumindest die Futterversorgung über das ganze Jahr hinweg sicher zu stellen, bemühen sich verschiedene Institutionen um die Aussaat von so genannten "Bienenweiden". Sie bestehen aus Pflanzenmischungen, die im Garten oder Ackerrand ausgesät werden können und den Bienen mit ihren Blüten über einen längeren Zeitraum hinweg als Nahrungsquelle dienen. Sehr engagiert ist bei der Verbreitung der Bienenweiden der Verein "Blühende Landschaften". Allein durch den Verzicht von Agrochemikalien leistet auch der ökologische Landbau einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Bienen.

Um die Bienen zu erhalten und zu schützen kann jeder Verbraucher als erstes beim Kauf von Honig darauf achten, dass der Honig aus dem Inland stammt. Damit werden die heimische Imkerei und der Erhalt von Bienenvölkern in der Region unterstützt. Achtet man beim Einkauf von Lebensmitteln darauf, dass diese aus ökologischem Landbau stammen, hilft man ein größeres Nahrungsangebot zu erhalten und die Ausbringung von Giftstoffen in der Landschaft zu vermeiden. Noch etwas aktiver ist, gemeinsam mit einem Landwirt eine Bienenweide anzulegen. Und wer richtig durchstarten will, wird Hobby-Imker. Zahlreiche Kurse werden dazu von kompetenter Seite angeboten.

Auch wenn man nicht gleich Imker wird, die Welt der Bienen ist faszinierend, ihre Erzeugnisse sind eine Wohltat und die Erforschung der Leistungen der kleinen behaarten Flugkünstler wird mit Sicherheit noch für manche Überraschung sorgen.

Ronal Wesner, Dipl.-Agrar-Ing.(FH)

Weiterführende Links
www.berufsimker.de
www.mellifera.de
www.bluehende-landschaften.de



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