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Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Energie & Technik    Datum: 15.07.2007
Deutsche AKW haben schwere Sicherheitsdefizite
Gefährliche Fehlkonstruktion in deutschen Atomkraftwerken Brände können zum Super-GAU führen.
Nach Angaben der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW gibt es in deutschen Atomkraftwerken mehrere Hundert "schwerwiegende Sicherheitsdefizite". Die Organisation widerspricht damit FDP-Generalsekretär Dirk Niebel, der am Montag der Chemnitzer "Freien Presse" gesagt hat, wenn der frühere Bundesumweltminister, Jürgen Trittin, auch nur ein einziges unsicheres Atomkraftwerk entdeckt hätte, wäre es mit Sicherheit in seiner Amtszeit abgeschaltet worden. Niebel äußerte im Umkehrschluss die Vermutung, dass es gegen die zurzeit in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke "offenbar keine ernsthaften Sicherheitsbedenken" gebe.

"Diese Schlussfolgerung des Generalsekretärs ist schlichtweg falsch", sagte der Atomexperte der IPPNW, Henrik Paulitz. "Wir wissen das sehr genau, weil wir seit Jahren sicherheitstechnische Gutachten zum Atomkraftwerk Biblis B auswerten, um die Stilllegung durch eine Klage vor Gericht zu erreichen. Wir können für Biblis B schon jetzt mehr als 150 schwerwiegende Sicherheitslücken zweifelsfrei nachweisen."

Die IPPNW beruft sich hierbei nicht auf eigene Einschätzungen, sondern auf offizielle Bewertungen u.a. der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), der Reaktorsicherheitskommission des Bundes (RSK), des TÜV Süd und des Atomkraftwerksherstellers Siemens. "Dabei haben wir noch nicht einmal alle uns verfügbaren Unterlagen ausgewertet", so Paulitz. "Außerdem hat die Hessische Atomaufsicht der IPPNW seit Juni den Zugang zu weiteren Sicherheitsgutachten im Umfang von mehreren Tausend Seiten verweigert. Man kann aufgrund der Erfahrungen mit den verfügbaren Unterlagen davon ausgehen, dass es in Biblis B mehrere hundert gefährliche Sicherheitslücken gibt."

Ein anderer Kritikpunkt des FDP-Generalsekretärs ist nach Auffassung der IPPNW allerdings zutreffend. Niebel hat den Grünen vorgeworfen, es gehe ihnen längst nicht mehr um eine seriöse Sicherheitsdebatte, sondern um billige Stimmungsmache. Paulitz: "Auch wenn grüne oder rote Minister an der Spitze der Atomaufsicht des Bundes oder der Länder stehen, wird die Bevölkerung nur sehr unzureichend über die Sicherheitsdefizite der deutschen Atomkraftwerke informiert, obwohl diese Informationen in den Ministerien großteils verfügbar sind." Die Bevölkerung hat aber nach Auffassung der IPPNW ein Recht darauf, konkret über die sicherheitstechnischen Schwachstellen der deutschen Atomkraftwerke in Kenntnis gesetzt zu werden.

"Wir haben den Eindruck, dass sich die Politiker nicht wirklich für die Sicherheitsdefizite interessieren", so Paulitz. "Das mag daran liegen, dass sie die Atomkraftwerke stilllegen müssten, wenn sie die große Zahl von Sicherheitslücken offen eingestehen würden. Denn das Atomgesetz sieht den Widerruf der Betriebsgenehmigungen vor, wenn der Sicherheitsstandard nicht mehr dem 'aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik' genügt. Der Sofortausstieg aus der Atomenergie ist insofern nicht nur eine berechtigte Forderung der Anti-Atom-Bewegung, sondern darüber hinaus auch atomrechtlich zwingend geboten."

Die IPPNW bietet Niebel und Politikern anderer Parteien Gespräche an, damit sich die Politiker am Beispiel der Sicherheitslücken von Biblis B einen "realen Eindruck" von den Gefahren der Atomenergie verschaffen und eine "seriöse Sicherheitsdebatte" führen können.
Quelle:
IPPNW 2007
Henrik Paulitz, Fachreferent Atomenergie
Tel. 0171-53 888 22



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