Ein Service von
www.ECO-World.de
 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Umweltinstitut München e.V., D-80336 München
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 20.03.2007
Seehofer soll Konsequenzen aus Ungereimtheiten um die Genbank ziehen:
Stopp für alle Genversuche in Gatersleben
Umweltinstitut München fordert sofortiges Ende der Experimente und personelle Veränderungen

München, 20. März - Das Umweltinstitut München kritisiert die Überlegungen zur Evakuierung der Genbank in Gatersleben (Sachsen-Anhalt). Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat, wie erst jetzt bekannt wurde, im vergangenen November das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) aufgefordert, die von ihm betriebene Genbank zu verlagern. Zeitgleich hatte die Behörde jedoch einen Versuch mit genmanipuliertem Weizen in unmittelbarer Nähe genehmigt. Das Umweltinstitut München fordert Landwirtschaftsminister Horst Seehofer deshalb auf, endlich personelle Konsequenzen zu ziehen sowie eine für April geplante Freisetzung von genmanipulierten Pharma-Erbsen in Gatersleben zu unterbinden.

Andreas Bauer, Agrarwissenschaftler und Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München, findet die Politik der Genehmigungsbehörde nicht nachvollziehbar: "Auf der einen Seite winkt das BVL den Versuch mit Gen-Weizen durch, zum anderen fordert es im selben Atemzug, die Genbank zu verlagern. Ähnlich absurd wäre es, den Bau eines Atomkraftwerks auf dem Alexanderplatz erst zu genehmigen und danach den regierenden Bürgermeister aufzufordern, Berlin doch lieber zu evakuieren."

Die Genbank Gatersleben beherbergt mit insgesamt fast 150.000 traditionellen Sorten aus aller Welt eine der größten Sammlungen verschiedenster Kulturpflanzen. Jährlich werden Tausende Sorten zu Erhaltungszwecken im Freiland angebaut. Das IPK führt jedoch auf diesem Gelände auch den riskanten Freisetzungsversuch mit genmanipuliertem Weizen durch, gegen den das Umweltinstitut München 30.000 Einwendungen gesammelt hatte. Bei der Genehmigung hatte das BVL dem IPK einen Freibrief für die Verunreinigung der Genbank Bestände durch transgene Konstrukte ausgestellt. Das IPK als Eigentümer könne mit der Sache nach Belieben verfahren. Unmittelbar nach dieser umstrittenen Entscheidung hatte das Umweltinstitut München Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Leitung der Gentechnik Abteilung des BVL wegen des Verdachts der Befangenheit eingereicht. Eine Antwort von Minister Seehofer steht bis heute aus.

Ein sofortiger Stopp für alle Versuche mit genmanipulierten Pflanzen in Gatersleben sowie ein personeller Wechsel in der Abteilung Gentechnik sind nach Meinung des Umweltinstituts München die einzig mögliche Konsequenz aus der Politik des BVL. Dem IPK, das sich als Stiftung des öffentlichen Rechts fast vollständig aus Steuermitteln finanziert, müssten zudem die Gelder für die Erhaltung der Genbank entzogen werden, findet Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München. Sie sollten einem geeigneten und qualifizierten Betreiber zur Verfügung gestellt werden. Denn beim IPK halte man unbeirrt an Freisetzungen von Genpflanzen fest.

Erst Mitte März hatte das Umweltinstitut München dem BVL 75.000 Einwendungen gegen die von der Gentechnikfirma Novoplant beantragte Freisetzung von Pharma-Erbsen in Gatersleben übergeben. Die Pflanzen enthalten Mäuse-Gene und sollen ein Medikament gegen Durchfallerkrankungen von Schweinen produzieren. "Hier ist Gefahr im Verzug", sagt Nestler. "Die Zukunft der unschätzbar wertvollen Pflanzensorten der Genbank steht auf dem Spiel."

3165 Zeichen (mit Leerzeichen)

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an das:
Umweltinstitut München e.V.
Andreas Bauer
Tel. (089) 30 77 49-14
ab@umweltinstitut.org


Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln.