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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Haus & Garten    Datum: 28.02.2007
Das ökologische Haus
Der jüngste Klimagipfel ist gerade zu Ende gegangen, ohne dass die großen Klimaveränderer ein Einsehen gezeigt hätten. Wie so oft, bleibt da nur eine Konsequenz: als Verbraucher das eigene Leben klimaschonend zu gestalten. Und dazu bietet der Hausbau jede Menge Möglichkeiten. Der Ausstoß an Kohlendioxid beträgt allein bei den Hausheizungen mit 114 Millionen Tonnen je Jahr immerhin ca. vierzehn Prozent der gesamten CO2-Emission in Deutschland.

Als Optimal-Lösung kann man die 25 Grundregeln des Instituts für Baubiologie in Neubeuern bezeichnen: Hier findet der interessierte Bauherr zu den Themen Baustoffe und Schallschutz, Wohnklima, Umwelt, Energie, Wasser, Raumgestaltung, Beleuchtung sowie Bauplatz klare Kriterien für die ökologische Gestaltung seines zukünftigen Heimes.

Auf der Materialliste eines solchen Hauses findet man vor allem natürlich vorkommende Baustoffe. Dazu zählen in erster Linie Holz, Lehm, Stroh und Naturfasern zur Wärmedämmung. Das klingt für einen modernen Menschen sehr nach selbstgestricktem Norwegerpulli und Wollsocken. Denn "in" sind bei Neubauten Beton, Stahl, Glas und Holz als wärmender Ausgleich mit "Öko-touch".

Dabei bestechen die mit natürlichen Materialien erbauten Häuser durch ein gutes Wohn- und Wohlfühlklima. Lehmwände halten zum Beispiel durch ihre atmungsaktiven Eigenschaften die relative Luftfeuchte eines Raumes zwischen 50 und 55 Prozent. Diese Eigenschaft ist gerade in der Heizperiode von großer Bedeutung. Energieaufwendige Lüftungsanlagen lassen sich bei solchen Wänden auf ein Minimum reduzieren oder werden ganz überflüssig. Lehmwände verhindern darüber hinaus elektrostatische Aufladungen und sorgen für eine natürliche Abschirmung gegen elektromagnetische Strahlungen.

In der Kombination einer modernen Holzständerbauweise mit Lehmsteinfüllungen lässt sich auch unter rationellen Gesichtspunkten ein Neubau sinnvoll erstellen. Ein Einfamilienhaus kann auf diese Art und Weise ab Fertigstellung des Kellers in etwa 2-3 Monaten gebaut werden. Die Trockung der Wände erfolgt schon während der Bauzeit, so dass das Haus mit Abschluss der Baumaßnahmen auch bezugsfertig ist. Ein mit Ziegelsteinen gemauertes Haus ist in einem ähnlichen Zeitraum bezugsfertig.

Holz ist seit jeher der Stoff, aus dem viele Traumhäuser gebaut wurden. Nicht jeder steht auf urige Blockhaus-Atmosphäre, doch Holz wird heute in einer derartigen Vielzahl von Verarbeitungsvarianten angeboten, dass dieser Werkstoff nahezu jedem Geschmack gerecht wird. So strahlen Vollholz-Häuser verschiedener Hersteller eine große Klarheit und Leichtigkeit aus. Die den alten Fachwerkhäusern abgeschaute und in vielen Neubauten realisierte Holzständerbauweise wurde durch den Holzrahmenbau noch weiter entwickelt. Dieser kommt bei gleichen Dämmwerten und statischen Eigenschaften mit bis zu fünfzig Prozent weniger Holz aus, als ein üblicher Holzständerbau. Preisgünstig wird diese Methode dadurch, dass auch schwächeres Holz verarbeitet werden kann und die Herstellung der einzelnen Bauteile des Hauses auf sehr rationelle Art erfolgt. Wird das Holz bei abnehmendem Mond im Winter geschlagen und zusätzlich erst im Frühjahr entastet, kann die sonst energieaufwendige Trocknung auf natürlichem Weg erfolgen. Eine Fichte hat bis zu ihrer Erntereife mit 80 Jahren etwa eine Tonne Kohlendioxid der Atmosphäre entzogen und in ihrem Holz eingebunden. Kaum ein anderer Baustoff hilft bei seiner Entstehung in derartigem Umfang die Umwelt zu entlasten.

In Punkto CO2-Bilanz sind auch Dämmstoffe vor allem aus pflanzlichem Ursprung unübertroffen: in Flachs- und Hanffasern werden bereits bei ihrer Entstehung auf dem Acker Kohlendioxid gebunden. Ihre Weiterverarbeitung zu Dämmplatten ist darüber hinaus weniger energieaufwendig als die Herstellung von heute üblichen Dämmstoffen. Die Kriterien für Niedrig-Energie-Häuser lassen sich mit natürlichen Dämmstoffen problemlos erfüllen. Der Bauherr kann somit von zwei Fördertöpfen profitieren: zum einen von dem für die Erstellung eines Niedrig-Energie-Hauses, zum anderen für die Verarbeitung natürlicher Dämmstoffe. Detaillierte Auskünfte zu den aktuellen Fördermaßnahmen und -bedingungen erteilt die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Manch eine Hausbank fördert durch zusätzliche Anreize ökologische Teilaspekte beim Hausbau.

Oft beziehen sich diese regionalen Zusatztöpfe auf den Einbau einer Solar-Wärmeanlage, oder auf alternative Heizungen (siehe auch Spatz September 2006). Derartige Ausstattungen, sowie gute Wärmedämmwerte sollten heute eigentlich Standard bei jedem Neubau sein.

Integriert man eine Regenwasserzisterne in das Hauskonzept, so verbessert man zusätzlich die persönliche Ökobilanz. Denn für die etwa 90 Liter, die ein deutscher Durchschnittsbürger täglich für Toilettenspülung, Wäschewaschen, Garten- oder Blumengießen verwendet, ist Regenwasser im Vergleich zum aufwendig aufbereiteten Trinkwasser die geeignetere Alternative.

Bei der Planung eines Hauses, das ökologische Kriterien weitgehend erfüllen soll, ist es sinnvoll darauf zu achten, dass sowohl Architekt, als auch das beauftragte Bauunternehmen entsprechende Erfahrungen mit natürlichen Baustoffen nachweisen können. Denn die eine oder andere Besonderheit in der Verarbeitung am Haus bekommt man nur durch häufigen Umgang mit diesen Materialien heraus. Und welcher Bauherr möchte schon gerne das Lehrgeld für seine Auftragnehmer bezahlen?

Die Kosten eines 100%-Öko-Hauses betragen zwischen 1.600,- und 1.800,- Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Häuser, die lediglich auf die Einhaltung des Niedrig-Energie-Standards hin konzipiert sind, können bereits ab 1.150,- Euro gekauft werden. So stellt sich auch beim Hausbau - wie im richtigen Leben - die Frage nach den persönlichen Prioritäten und die der finanziellen Machbarkeit.
Bei der Kostenfrage bringt das Institut für Baubiologie einen interessanten Aspekt mit ins Spiel: ein echtes Öko-Haus ist nicht teurer, sondern beinhaltet die Kosten, die bei einem heute üblichen Haus auf Umwelt und Allgemeinheit (z.B. Krankenkassen) abgewälzt werden. Diese müssen wir Verbraucher letztendlich dann doch über höhere Abgaben oder Steuern tragen. Und der Wohlfühlfaktor, der einem Öko-Haus innewohnt ist nur schwer in Zahlen zu fassen.

So gesehen geht es im Öko-Haus nicht nur den Bewohnern, sondern auch deren Geldbeutel einfach gut.

Ronald Wesner, Dipl.Agrar-Ing.(FH)



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