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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 28.02.2007
Hanf - der verdrängte Alleskönner
Aus welchem Stoff wurde die erste Jeans der Welt genäht? Der Bayer Levis Strauss verwendete das Anfang des 19. Jahrhunderts unverwüstlichste Material: Hanfgewebe. Und wer erinnert sich noch daran, dass Haschisch-Tinktur noch in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts als Mittel gegen Hornhaut, Warzen und Hühneraugen beworben wurde?

Hanf war bis vor wenigen Jahrzehnten über Jahrtausende hinweg ein alltäglicher, natürlicher Begleiter des Menschen. Schon 2800 v. Chr. wurden in China die ersten Seile aus Hanf in der Schifffahrt eingesetzt. Weitere Quellen deuten auf einen intensiven Hanfanbau in China und Vorderasien um 12000 v. Chr. hin. Aus Hanf wurden nicht nur Seile und Stoffe, sondern auch Papier (Gutenberg-Bibel, Amerikanische Unabhängigkeitserklärung), Öle, Tees und Gebäck hergestellt sowie Teile von ihm zu medizinischen Zwecken verwendet.

Der Niedergang des Hanf und seiner hochwertigen Produkte ist ein Beispiel für gelungene Lobby- und Propagandaarbeit. In den 30er Jahren wurde von der US-amerikanischen Rauschgift- und Drogenbehörde ein erbitterter Kampf gegen den Hanf geführt. Ziel der Kampagne war, Hanfprodukte zurückzudrängen, damit Baumwolle mit höherem Pestizidbedarf, Kunstfasern aus Erdölprodukten und die Papierherstellung auf Holzbasis sich durchsetzen können. Dabei wurde das noch heute dem Hanf anhängende, anrüchige Image von staatlicher Seite her aufgebaut.

Neuere Studien widerlegen die damals von der US-Behörde größtenteils frei erfundenen Argumente. Die Wahrscheinlichkeit, von dem im Hanf enthaltenen THC, das zu rauschähnlichen Zuständen führen kann, in Abhängigkeit zu geraten, beziffert das "Institute of Medicine" in einer 1999 veröffentlichten Studie auf neun Prozent. Das Abhängigkeitspotenzial von Nikotin dagegen liegt laut dieser Studie bei 32 Prozent. Auch das deutsche Ärzteblatt schreibt im Jahr 2000, dass das Cannabis-Verbot nicht durch medizinische Argumente gestützt werden könne.

Zeit also, dem Hanf wieder die Wertschätzung entgegen zu bringen, die er verdient. Sucht man im Internet nach Hanfprodukten, so stößt man rasch auf eine Vielzahl von seriösen Unternehmen, die verschiedenartigste Hanfprodukte anbieten. Abnehmer dieser Produkte sind unter anderem die deutsche Automobilindustrie, die knapp zehn Prozent ihres Faserbedarfes durch Hanffasern abdeckt, sowie die Waschmittelhersteller, die aus Hanfsamen die in allen Waschmitteln enthaltenen biologisch abbaubaren Tenside herstellen. Hanf ist also schon längst in unser alltägliches Leben wieder zurückgekehrt.

Die im Hanf schlummernden Ressourcen sind aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. So präsentierte 1941 Henry Ford sein "Hempcar", ein Auto, das zu erheblichen Teilen aus Hanffasern bestand und mit Methanol aus Hanfsamen fuhr. Diverse Erdöl-Magnaten zwangen Ford mit seinem Hanfprojekt durch einen Preiskrieg in die Knie. (Dies zum Thema freie Marktwirtschaft und deren Preisbildungsmechanismen.)

Hanf - ein urgesundes Lebensmittel

Nicht nur dem Deutschen liebstes Kind, dem Auto, bekommt die intensive Nutzung von Hanf gut. Auch unser Körper kann die hochwertigen Hanfprodukte bestens verwerten. So erhält der Hanfsamen, der botanisch gesehen eine Nuss ist, einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten und essenziellen Fettsäuren. Insbesondere die Fülle an Alpha-Linolensäure spielt für den Wert in der menschlichen Ernährung eine besondere Rolle. Sie ist eine essenzielle Fettsäure, das heißt, sie kann vom menschlichen Körper nicht selbst erzeugt werden, muss also über die Nahrung zugeführt werden. Die Alpha-Linolensäure wird von unserem Organismus in Gewebehormone umgewandelt, die zur Erweiterung der Blutgefäße beitragen (viele Zivilisationskrankheiten beruhen auf der Verengung der Gefäße), die das Blut verdünnen, die den Blutdruck senken und Entzündungshemmend wirken. Der Genuss von Hanfsamen unterstützt auch, dass chronisch aktivierte Immunsysteme, wie z.B. bei Allergien oder Asthma, sich wieder auf ein Normalmaß einpendeln können.

Darüber hinaus enthält der Hanfsamen verschiedene höhere Fettsäuren, die der Körper sich bei Mangel in der Nahrung mit Energieaufwand selbst erzeugen müsste. Hier sei vor allem die Gamma-Linolensäure erwähnt. Deren Einsatz hat bei Menschen, die an Neurodermitis erkrankt sind, zu Linderung der Symptome Juckreiz und trockener Haut geführt. Dabei wurden Mengen, die etwa 20 ml Hanföl pro Tag entsprechen, in einer zwölfwöchigen Kur über die Nahrung aufgenommen, sowie Salben verwendet, die Gamma-Linolensäure enthielten.

Begleitend enthalten die kleinen Kapseln mittlere bis hohe Konzentrationen des Vitamin E-Komplexes, ein wichtiges Antioxidationsmittel. Dieses hilft unserem Körper freie Radikale zu bändigen, die, unter anderem hervorgerufen durch Stress, Abgase und unvollständige Verdauung, unsere Zellen angreifen und zu frühzeitigen Alterungserscheinungen führen sowie schwere Krankheiten auslösen können.

Neben den hochwertigen Fettsäuren bestehen die Hanfnüsschen zu einem Drittel aus Proteinen. Darin sind neun essenzielle Aminosäuren und für pflanzliche Produkte untypisch - ein hoher Gehalt an den schwefelhaltigen Aminsosäuren Methionin und Cystein enthalten. Im Gegensatz zu Soja-, Molke- oder Erdnussprotein sind gegen Hanfproteine keine Allergien bekannt.

Auch Zunge und Gaumen finden Gefallen an den vielfältigen Lebensmitteln aus Hanf. Morgens Hanfsamen im Müsli, mittags ein Kartoffel-Hanf-Gratin, dazu Salat, angemacht mit Hanföl, am Nachmittag zum (Hanf-) Kaffee / Tee Hanfgebäck und abends zur Entspannung Knabberhanf. Dazwischen erfrischende Hanflimo, oder abends ein gemütliches Hanfbier. Eine Vielzahl leckerer Rezepte bietet "Das neue Hanf-Kochbuch" von Veronika Ramsauer, das der Spatz in dieser Ausgabe verlost.

Hanf-Kosmetik - Streicheleinheiten für die Haut

Nur wenige Hautpflegeprodukte können mit Hanföl mithalten. Es dringt tief in die Haut ein, sorgt nicht für Irritationen weil es in seiner Zusammensetzung dem Fett- und Aminosäuremuster der Haut ähnelt. Durch den hohen Anteil an Vitamin E-haltigen Antioxidantien werden freie Radikale gebunden und damit der Alterungsprozess der Haut verzögert. Vor allem die schon erwähnte Gamma-Linolensäure wirkt beruhigend auf die Haut ein und führt zu einer natürlichen Rückfettung des größten Körperorganes. Dadurch wird die Schutzfunktion der Haut gegenüber Umwelteinflüssen wieder hergestellt. In Verbindung mit anderen natürlichen Ölen ist Hanfkosmetik ein angenehm duftender Hautschmeichler und gerade im Winter eine Wohltat für die oft durch Heizungsluft ausgetrocknete Haut.

Hanf - als Baustoff natürlich und regional

Dämmplatten aus Hanf zeichnen sich dadurch aus, dass sie atmungsaktiv, staubarm bei der Verarbeitung, brand- und schimmelsicher sind. Durch die Beimengung von natürlichen Stützfasern sind Dämmplatten, oder -matten auch kompostierbar und somit zu 100 % recyclebar. Anbau, Aufbereitung bis hin zur Herstellung der Dämmstoffe erfolgt im Inland, so dass mit dem Einsatz von Hanfdämmstoffen regionale Wirtschaftskreisläufe und der Erhalt inländischer Arbeitsplätze aktiv unterstützt werden.

Hanf - auch als Kleidung attraktiv

Hanf ist eine der robustesten Feldfrüchte. Beim Anbau wird auch in der nicht-ökologischen Landwirtschaft auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet. Somit sind auch Textilien, die aus Hanffasern hergestellt werden frei von Pflanzenschutz-Rückständen. Dafür ist Hanfkleidung atmungsaktiv, kann die Körperfeuchte gut aufnehmen, ist dreimal reißfester als Baumwolle und kann bei 95 °C gewaschen werden. Farbecht ist Hanfkleidung bis 370 °C (durch Versuche in China getestet) und kann bei entsprechender Verarbeitung weicher als Baumwolle sein. Verschiedene Hersteller bieten robuste bis sehr elegante Modelle für Sie, Ihn und Kinder an. Was will man mehr von seiner Kleidung erwarten?

Hanf - vielseitig einsetzbar

Hanf ist als Rohstoff nahezu unübertroffen. Über 50.000 Produkte werden aus dieser einen Pflanze hergestellt. Hanf-Matratzen bestechen durch ihre atmungsaktiven Eigenschaften und die Fähigkeit Feuchtigkeit aufzunehmen. Hanf-Papier schont Wälder und hilft, den Regenwald zu erhalten, da aus einem Hektar (Fläche von 10.000 qm) Hanf die drei bis vierfache Menge an Papier gewonnen werden kann als aus Papierholz. Darüber hinaus ist Hanfpapier reißfester und langlebiger. Wichtige Dokumente werden auch heute noch auf Hanfpapier festgehalten.
Darüber hinaus helfen uns kompostierbares Besteck, kompostierbare Blumentöpfe und viele andere Produkte, uns langsam aber sicher aus dem Erdölzeitalter zu verabschieden. Hanf - diese vielseitige Pflanze - hat ein kraftvolles Comeback verdient!

Ronald Wesner, Dipl.Agrar-Ing.(FH)




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