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Rubrik:Energie & Technik    Datum: 22.11.2006
WM-Umweltbilanz "Green Goal":
Klimaschutz im Abseits
UMKEHR e.V. - Informations- und Beratungsbüro für Verkehr und Umwelt
Pressemitteilung vom 22. November 2006


(22.11.2006) Ende November präsentierte Bundesumweltminister Gabriel in Köln die ökologische Bilanz der Fußball-WM. Neben den unbestreitbaren Erfolgen, die durch die Umsetzung des Konzepts "Green Goal" erreicht wurden, hat die Bilanz jedoch auch Lücken aufzuweisen: Die Klima-Auswirkungen, die die Fans aus dem
Ausland bei ihren Flügen und beim Mehrverkehr durch die Fahrten zu Public
Viewing-Stätten verursachten, wurden nicht berücksichtigt.

"Was auf den ersten Blick wie eine Nebensächlichkeit erscheint", so Stefan Lieb, Sprecher des Informationsbüros für Verkehr und Umwelt UMKEHR, "ist jedoch
eigentlich das Hauptproblem!" Ein Vergleich der Kohlendioxid-Mengen zeigt das:
Das Organisations-Komitee der WM geht von rund 90.000 zusätzlichen Tonnen CO2
aus. Sie sollen durch CO2-reduzierende Projekte in Entwicklungsländern
ausgeglichen werden, um die WM als "klimaneutral" bezeichnen zu können. Unsere
Berechnungen ergaben, dass durch den Fern-Flugverkehr mindestens 2,1 Millionen
Tonnen CO2 zusätzlich ausgestoßen wurden.

"Wer stolz ist, wenn er nur fünf Prozent eines Schadens wieder gutgemacht hat,
sollte noch mal in sich gehen", so Stefan Lieb weiter, "Deutschland ist also auch kein Öko-Weltmeister geworden." Jedoch sollte der Blick jetzt nach vorn
gerichtet werden. Mit Südafrika sei in vier Jahren ein Land WM-Gastgeber, das
angesichts seiner geografischen Lage noch viel mehr und viel längere Flüge
verursachen wird.

Die FIFA sollte daher Südafrika umgehend logistische und finanzielle Hilfe zur
Erfüllung des Ziels "Klimaneutralität" anbieten. Bei allen zukünftigen
Weltmeisterschaften muss der Welt-Fußballverband den Fern-Flugverkehr und die
Public-Viewing-Veranstaltungen in ein erweitertes Green-Goal-Konzept aufnehmen.
Sonst, so Stefan Lieb von UMKEHR, werde aus Green Goal ein "Own Goal" (dt.:
"Eigentor") für den Klimaschutz.

Das Problem der Verkehrserzeugung durch Public Viewing sollte man auch nicht
unterschätzen: Laut Angaben der ARD haben bis zu 17 Millionen Fußball-Fans
Spitzenspiele "außer Haus" - aber nicht in den Stadien - gesehen. Rund die
Hälfte ging zu Public Viewing-Stätten, der Rest fuhr zum Fernsehen zu Freunden.


Hintergrundinformation:

Der Verkehrssektor von "Green Goal" umfasst den Flugverkehr aus dem Ausland
sowie den inländischen Verkehr, der durch die Besuche der "Public Viewing"-
Stätten verursacht wurde, nicht. Während man vor rund vier Jahren, als man Green Goal konzipierte, noch nicht ahnen konnte, dass der Verkehr zu den
Großbildleinwänden denjenigen zu den Stadien weit übertreffen würde, hat man
offensichtlich beim Flugverkehr, dem Klimakiller Nr. 1, nicht so genau
hinschauen wollen.

Unsere Berechnung der Treibhausgasemissionen ist extrem konservativ, die
angegebene Zahl ist als das absolute Minimum an zusätzlichen CO2-Emissionen zu
verstehen. Wir haben bei der Berechnung nur ausländische Gäste erfasst, die
(mindestens eine Nacht) in einem Beherbergungsbetrieb bzw. auf einem
Campingplatz untergebracht waren. Privatunterkünfte wurden also vernachlässigt.
Annahme war, dass die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zusätzlichen
ausländischen Gäste im Juni-Juli 2006 durch die WM "angelockt" wurden.
Schließlich nahmen wir auch an, dass Fans aus einigen Nachbarländern gar nicht
flogen und dass aus etwas weiter entfernten Staaten die Hälfte der Besucher mit
Pkw, Bus oder Bahn kamen.


Links:
- Anzahl der Übernachtungen:
Statistisches Bundesamt: www.destatis.de/themen/d/thm_binnen.php

- Bei der Berechnung des CO2-Ausstoßes pro Kopf nutzten wir den
Emissionsrechner von "atmosfair". Dessen Daten stammen vom Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Berechnungsmethode wurde vom
Umweltbundesamt überprüft.
www.atmosfair.de/fileadmin/user_upload/image4/PDF_Dokumentation_deutsch.pdf

- UMKEHR-Berechnungen der zusätzlichen CO2-Emissionen durch den Fern-
Flugverkehr als PDF-Download:
www.fuss-ev.de/download/WM-CO2-Emissionen-Fern-Flugverkehr.pdf


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