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Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 16.09.2006
Erster Baum genetisch sequenziert
Genetische Veränderung geplant - Ökologen warnen vor Gentech-Pflanzen
Das erste Genom eines Baumes wurde nach Angaben des Wissenschaftsmagazins Science www.sciencemag.org nun fertig entschlüsselt. Es handelt sich um die Pyramidenpappel (Populus trichocarpa), einen Baum, der insbesondere für die Erneuerbaren Energien von großer Bedeutung ist. Nun haben auch schon Forscher Interesse daran gezeigt, mit Hilfe von genetischen Veränderungen die Pappel noch lukrativer für die Energiegewinnung zu machen.

"Die ideale Energiepflanze sieht ganz anders aus, als all jene, die derzeit zur Energiegewinnung verwendet werden", meint Toby Bradshaw, Experte für Pflanzenevolution der University of Washington in Seattle. Die biochemischen Pfade der Bäume sollen nun erstmals gezielt verändert, und damit soll das Potenzial zur Ethanol-Herstellung immens vergrößert werden. Tatsächlich kommt es nicht von ungefähr, dass gerade die Pyramidenpappel als erster Baum zur Gensequenzierung herangezogen wurde. Einerseits wussten die Forscher, dass das US-Department of Energy, das für die wissenschaftliche Arbeit bezahlte, große Hoffnungen in diese Bäume setzte. Andererseits nahmen die Forscher an, dass das Genom der Pappel relativ klein ist. Die Pyramidenpappel ist nach der Ackerschmalwand Arabidopsis und der Sojabohne erst die dritte Pflanze, deren Genom vollständig entschlüsselt wurde.

Geht es nach den Vorstellungen der US-Regierung, sollte die Energiequelle der Zukunft nicht mehr bei den fossilen Brennstoffen liegen. Die energetische Ausbeute aus den Pflanzen war bisher ökonomisch nicht ertragreich: Zu große Flächen wurden benötigt, zudem war der Ethanolgehalt zu gering. Das soll sich nun mit der Genomentschlüsselung rasch ändern, wie Studienautor Gerald Tuskan vom Oak Ridge National Laboratory in Tennessee feststellt. Konkret sollen die Pappeln noch schneller wachsen, dicker werden, und kleinere Kronen haben, so dass sich mehrere Bäume auf engem Raum pflanzen lassen. Zentraler Punkt ist jedoch die Vergrößerung des Lignin- und Zelluloseanteils in den Pflanzen, denn daraus wird Zucker gewonnen, der dann zu Alkohol umgewandelt wird. Die ersten Resultate werden aber erst in etwa 15 Jahren erwartet, so Tuskan.

Begeistert von der Gentechnologie sind Umweltschützer und Ökologen aber keineswegs. "Synthetische Gene kommen in keinem einzigen Organismus der Erde vor und sind neu für das Ökosystem und das Immunsystem", so Werner Müller von Global2000 www.global2000.at im pressetext-Interview. "Biofuel-Nutzpflanzen, die häufig im Gespräch sind wie Raps und Pappeln, haben zahlreiche verwandte Wildarten und geben ihre synthetischen menschengemachte Gene auch an Wildpflanzen weiter. Wie lange die synthetischen Gene in den Wildpflanzen bleiben werden ist unbekannt", erklärt der Gentechnik-Experte. Man müsse aber mit evolutionären Zeiträumen, das sind mehrere zehntausend Jahre, rechnen. "Von den Wildpflanzen können diese synthetischen Gene aber nicht mehr zurückgeholt werden. Somit ist dies eine Straße ohne Wiederkehr."

"Die synthetische Chemie hat in der Vergangenheit deutlich gezeigt, dass die Ausbreitung der Chemikalien nicht zu verhindern ist. So findet man heute Chemikalien im Blut des Menschen, an den Polen, in Walen und Delfinen und in Waldböden", erklärt Müller. Das gleiche treffe dann auch für die synthetischen Gene aus Gentech-Pflanzen zu. "Kann man bei der Chemie die Produktion beenden und so warten, bis die Chemikalien langsam aus den Ökosystem verschwinden, so hilft bei genetisch veränderten Organismen ein Produktionsstopp nicht." Synthetische Gene, die in Wildpflanzen eingekreuzt sind, entziehen sich der Kontrolle des Menschen und stellen so eine Belastung für die kommenden Generationen dar. "Die Lösung der Energiekrise liegt nicht im Anbau von GVOs, sondern in einem Überdenken der Energiekonsum-Muster und der Förderung nachhaltiger Alternativer Energiesysteme. Transgene Pflanzen gehören da sicher nicht dazu", erklärt Müller abschließend.

Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Wolfgang Weitlaner
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