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Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 18.09.2006
Rekordzahl an Einwendungen: 27.000 gegen Gen-Weizen
Umweltinstitut München fordert Stopp für hochriskanten Freisetzungsversuch in Sachsen Anhalt.

Das Umweltinstitut München hat dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heute mehr als 27.000 Einwendungen gegen einen geplanten Freisetzungsversuch mit genmanipuliertem Weizen in Gatersleben (Sachsen-Anhalt) überstellt. Das BVL als zuständige Genehmigungsbehörde wird dringend aufgefordert, den entsprechenden Antrag des Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben abzulehnen. Nie zuvor hat das BVL mehr Einwendungen gegen einen Freisetzungsversuch erhalten.

Die manipulierten Weizenpflanzen verfügen angeblich über einen erhöhten Protein-Gehalt. Sie sind zusätzlich resistent gegen ein Totalherbizid des Bayer-Konzerns und die Antibiotika Ampicillin und Streptomycin. Der Versuchsacker des mit Steuergeldern finanzierten IPK liegt in weniger als 500 Meter Entfernung zu den Anbauflächen einer der weltgrößten Getreide-Genbanken, die ebenfalls auf dem Institutsgelände angesiedelt ist. Dort lagern Tausende alter Weizensorten und -arten, die zu ihrer Erhaltung regelmäßig im Freiland angebaut werden müssen. Saatgut der Genbank wird unter anderem von Züchtern zur Einkreuzung wichtiger neuer Eigenschaften verwendet. Kontaminierte Weizenpflanzen könnten auf diese Weise in alle Welt verbreitet werden. "Das ist ein Rezept für ein Desaster", kritisiert Andreas Bauer, Agrarwissenschaftler und Gentechnikreferent beim Umweltinstitut München. "Schon eine einmalige Auskreuzung könnte genügen, um eine schleichende Kontamination der fast 65.000 Getreidesorten und -arten der Genbank einzuleiten. Genmanipulierte Pflanzen auf dem Gelände der Genbank sind ein leichtfertiges Spiel mit der Ernährungssicherheit zukünftiger Generationen."

Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, warnt: "Die aktuelle großflächige Kontamination der US-Reisindustrie durch manipulierten Reis zeigt, welche ökonomische Katastrophen die Agro-Gentechnik auslösen kann. Die Verunreinigung von Weizenbeständen durch den Versuch in Gatersleben wäre für heimische Lebensmittelunternehmen verheerend." Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass offenbar weite Teile der US-Reisernte mit Gen-Reis aus einem Freisetzungsexperiment des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer verunreinigt sind. Die transgene Reislinie LL601 war letztmals im Jahr 2001 angebaut worden und ist in keinem Land der Welt zugelassen. Sie enthält dasselbe Herbizidresistenz Gen wie der Gaterslebener Gen-Weizen. Der Export von Reis aus den USA ist seit Bekanntgabe des Kontaminationsskandals eingebrochen. Die betroffenen Landwirte werden diesen Schaden von Bayer einklagen.

Nestler zeigt sich mit dem Rekordergebnis der Einwendungskampagne sehr zufrieden und dankte allen Unterstützern für ihr Engagement. "Erneut wollen die Gentechnik-Lobbyisten Fakten schaffen: Einerseits soll offenbar vorsätzlich eine Kontamination der Genbank stattfinden. Wie sonst lässt sich die Wahl des Standorts interpretieren? Andererseits wird ausgerechnet im Herzen Europas ein neuer Gentechnik-Vorstoß bei der ökonomisch so bedeutsamen Pflanze Weizen unternommen. Und dies, nachdem sogar in Nordamerika die Kommerzialisierung von Gen-Weizen am Widerstand der Bauern gescheitert ist." Die breite Ablehnung des Versuchs zeige erneut, dass die gesellschaftliche Diskussion über die Agro-Gentechnik längst abgeschlossen ist, so Nestler weiter. "Die Bürgerinnen und Bürger wollen keine Gentechnikpflanzen auf dem Acker. Politik und Forschung sollten dies endlich zur Kenntnis nehmen."


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