Ein Service von![]() | |||||||||||||||||||||
Auch Hassas Begründung, es sei falsch, Atomkraftwerke abzuschalten, die "preiswert Elektrizität liefern", könne angesichts der jüngsten Preiserhöhungen für Privat- und Gewerbekunden in Berlin und Hamburg zum 1. Mai 2006 "nur mit Kopfschütteln quittiert" werden. "Vattenfall und die anderen Atomkraftbetreiber produzieren den Strom in ihren abgeschriebenen Meilern zwar preiswert, aber sie verkaufen ihn teuer". Auch das sei ein Grund, warum viele Deutsche von der Dominanz der Atomkonzerne genug hätten, erklärte Baake. Unwahr ist auch Hassas Erklärung, das Atomkraftwerk Brunsbüttel laufe seit der Wiederinbetriebnahme im März 2003 "unbeanstandet". Diese Behauptung "ist nicht einmal die halbe Wahrheit", sagte Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Öffentlichkeitsarbeit der DUH. Erst im März 2006 hatte die schleswig-holsteinische Landesregierung in der Antwort auf eine Anfrage im Landtag erklärt, in "über 200 Prüfberichten" von Sachverständigen seien "über 650 offene Fragen mit unterschiedlichen Inhalten ausgewiesen". Der Öffentlichkeit wurden diese Sicherheitsdefizite bis heute nicht zugänglich gemacht. Hassa verschweigt auch einen Kabelbrand in der Strom-Eigenbedarfsversorgung des Kraftwerks, der am 23. August 2004 zu einer Reaktorschnellabschaltung und einem erneuten Stillstand der Anlage von 63 Tagen führte. Wegen "Alterungseffekten an Kabeln und PVC-Isolierungen", die als Auslöser des Brandes galten, mussten anschließend alle vergleichbaren Kabel ausgewechselt werden. Dem Jahresbericht 2004 über "Meldepflichtige Ereignisse" in deutschen Atomanlagen (nachzulesen im Internet-Auftritt des Bundesamts für Strahlenschutz, BfS) ist zu entnehmen, dass der Kabelbrand als "Eilmeldung" der Stufe 1 der INES-Skala (International Nuclear Event Scale) eingestuft wurde. Das Feuer war damit eines der beiden kritischsten Ereignisse in einer deutschen Atomanlage im Jahr 2004 (von 154 Ereignissen insgesamt). Zum Vergleich: Der dramatische Forsmark-Unfall wird bisher als INES-Stufe 2 eingestuft. Baake erinnerte daran, dass der Reaktor in Brunsbüttel im Dezember 2001 Schauplatz eines der schwersten Unfälle in einem deutschen Atomkraftwerk war, als eine Wasserstoffexplosion in unmittelbarer Nachbarschaft des Reaktorbehälters ein Rohr zerfetzte. Damals hatte der später von Vattenfall übernommene Betreiber HEW den Reaktor noch zwei Monate weiterbetrieben, bevor eine von den Atomaufsichtsbehörden erzwungene Begehung des Sicherheitsbehälters das ganze Ausmaß der Explosion offenbarte. Der Kraftwerksdirektor musste gehen. Nur Monate später offenbarten Störfallsimulationen mit einem neuen Simulator, dass das Notstromsystem des Kraftwerks Brunsbüttel eine ganze Reihe von Störfällen nicht wie vorgesehen beherrschen würde. Die Planungs- und Umsetzungsfehler waren zuvor seit der Inbetriebnahme 1976 niemandem aufgefallen. Auch nach der nachträglichen Herstellung des Zustandes, auf der die Betriebsgenehmigung aus den achtziger Jahren basierte, bescheinigte die Reaktorsicherheitskommission (RSK) der Bundesregierung dem Notstromsystem in Brunsbüttel massive Defizite. Anlässlich einer Sondersitzung stellte die RSK im März 2003 fest, dass selbst mit dem Austausch des defizitären Sicherheitsleitsystems gegen ein hochmodernes System "kein Sicherheitsgewinn verbunden ist, da dies die Defizite im Anlagenkonzept hinsichtlich des Aufbaus der Notstromversorgung nicht ausgleicht." Auch das Atomkraftwerk Forsmark, das Ende Juni nur knapp einer Katastrophe entging, wies massive Sicherheitsprobleme im Notstromsystem auf. Betreiber wie in Brunsbüttel: Vattenfall. Bei der Überprüfung der deutschen Kraftwerke in der Folge des Forsmark-Unfalls hatte der Meiler in Brunsbüttel mit Abstand die größten Probleme nachzuweisen, dass Vergleichbares wie in Forsmark an der Elbe nicht geschehen könnte. Der Konzern verbreitete zwei Wochen lang objektive Falschinformationen über das Notstromsystem, korrigierte sich dann, erklärte den Reaktor gleichwohl für sicher und bot der Atomaufsicht schließlich einen Umbau des Notstromsystems an. Dazu jetzt Hassa gegenüber der FR: "Eigentlich nicht nötig, bringt aber noch mehr Beruhigung." Baake: "Dieses Unternehmen kommt voraussichtlich erst zur Besinnung, wenn ein katastrophaler Unfall geschieht. Soweit darf es nicht kommen. Dieser Reaktor ist erst sicher, wenn er endgültig abgeschaltet ist." Für Rückfragen Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: Mobil.: 0151 55 01 69 43, E-Mail: baake@duh.de Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Öffentlichkeitsarbeit, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 258986-0, Fax.: 030 258986-19, Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de
| |||||||||||||||||||||
Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln. |