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Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Mobilität & Reisen    Datum: 03.09.2006
Bürgerbahn statt Börsenwahn
Große deutsche Umweltverbände machen mobil gegen den geplanten Börsengang der Deutschen Bahn
Große deutsche Umweltverbände (BUND, Naturfreunde Deutschlands, Umkehr e.V., Robin Wood und Attac machen mobil gegen den im Herbst geplanten Börsengang der Deutschen Bahn.

Ihr Motto: Bundesbahn - Börsenbahn - Keine Bahn.

Die zentralen Argumente gegen den Bahnverkauf
  • Der Verkauf der Bahn wäre ein miserables Geschäft: Mit den erhofften einmaligen Einnahmen von etwa zehn Milliarden Euro wird die Bahn weit unter ihrem eigentlichen Wert von über einhundert Milliarden Euro verschleudert. Zudem sehen alle Verkaufspläne vor, dass der Staat auch nach dem Verkauf den Schienenverkehr in gleicher Höhe wie bisher bezuschussen muss. Im Klartext heißt das: Die Steuerzahler bezahlen die Gewinne der Investoren - und das auf Jahre hinaus.
  • Und auch sonst spricht alles gegen eine Börsenbahn. Denn ein privater Investor hat vor allem seine Dividende im Sinn. Nur eine Bahn, die mehr als zehn Prozent Rendite einfährt, ist für ihn profitabel. Dafür muss er die Kosten senken - und an allen Ecken und Enden sparen. Und er wird die Preise kräftig erhöhen. Wie das aussieht, zeigen die letzten sechs Jahre Bahnpolitik mit dem Ziel, die Bahn "fit für die Börse'' zu machen.



  1. Tarif- und Fahrplanwirrwarr:
    Mit dem neu eingeführten Preissystem weiß jetzt schon keiner mehr, ob er wirklich die preiswerteste und schnellste Verbindung gefunden hat.

  2. 5 300 Kilometer Schiene sind zwischen 1994 und 2005 stillgelegt worden. Denn eine Börsenbahn betreibt nur die profitabelsten Routen. Mobilität für alle bleibt dabei auf der Strecke.

  3. Zahl der Arbeitsplätze im freien Fall: Seit der Reform hat die Bahn ihre Jobs von 390.000 auf 180.000 gesenkt. Dabei zahlen vor allem die Fahrgäste drauf: Tausende Schalter und 550 Bahnhöfe wurden bisher geschlossen.
    Sicherheit und Zuverlässigkeit: Die Anzahl der Verspätungen aufgrund technischer Mängel befindet sich auf einem viel zu hohen Niveau.

  4. Preiserhöhungen an der Tagesordnung: Stetig steigt der Fahrpreis, besonders für beliebte Angebote wie BahnCard und Wochenendticket.

  5. Dividende garantiert: Da die Gesellschaft ein vitales Interesse an einem funktionierenden öffentlichen Personenverkehr hat, sichert die Bundesregierung durch jährliche Subventionen in Höhe von 12 Milliarden Euro auch nach der Privatisierung den Bestand der Bahn - und die Dividende der Investoren.

Und das ist erst ein Vorgeschmack. In anderen Teilen der Welt ist die Börsenbahn bereits bittere Realität.



Die Börsenbahn-Kritiker verweisen auf zwei Negativbeispiele (Argentinien und England) und ein Positivbeispiel:


Bahnstrecken in Argentinien: links vor der Privatisierung 1989, rechts 2001 nach dem Verkauf der ehemals staatlichen argentinischen Eisenbahnlinien. © bahn-fuer-alle.de

Per Anhalter durch Argentinien
Keine Alternative mehr zur Straße

Nach der Privatisierung der argentinischen Bahn wurde nahezu das gesamte Streckennetz stillgelegt. Daher jetzt neu im Angebot: Mit dem Autobus durch die Pampa. Schaukeln Sie mit uns durch das entgleiste Patagonien! Und für den schmalen Geldbeutel: Einfach Daumen hoch und los geht's! (Siehe Grafik links)


Horrortrip Großbritannien
Jetzt noch schlechtere Bahn zum höheren Preis

England nach der Privatisierung: Die Bahnreise garantiert unvergesslichen Nervenkitzel. Züge sind ständig verspätet. Es fehlt ein einheitliches Fahrkartensystem. Fahrpläne sind nicht aufeinander abgestimmt und manchmal falsch. Die Tickets werden immer teurer. Und immer wieder kommt es zu tragischen Unfällen mit Toten und Verletzten. Inzwischen hat die britische Eisenbahnbehörde dem Betreiber Connex - hierzulande der größte Wettbewerber der Bahn - auf einigen Strecken die Lizenz entzogen.

Begründung: Grobe Qualitätsmängel und rasant wachsender Bedarf an staatlichen Zuschüssen. Reisen Sie mit dem Zug durch Großbritannien und erleben Sie am eigenen Leib, wohin der Ausverkauf öffentlicher Bahnen führt.


Vorbild Schweiz
Moderne Bahn im öffentlichen Besitz

Eine moderne Bahn in öffentlichem Eigentum kann pünktlich, sicher, bürgernah und überall unterwegs sein - zu einem vernünftigen Preis. In der Schweiz gehört die Bahn dem Staat und den Kantonen. Damit haben die Eidgenossen die volle Kontrolle über die Bahn.

Das zahlt sich aus. In der Schweiz fahren die Menschen pro Kopf doppelt so viel Zug wie wir. Die Bahnen kommen mit dem niedrigsten öffentlichen Zuschuss in ganz Europa aus - und das bei weit ungünstigeren Bedingungen: Trotz enormer Höhenunterschiede und weit höherer Minusgrade im Winter gilt in der Schweiz noch das Sprichwort "Pünktlich wie die Eisenbahn".

Unser Kurztripp durch die Schweiz zeigt: Es geht auch anders! Privatisierung ist nicht der Königsweg zur Bahn für alle.


Auch von Ihnen hängt es ab, ob die Bahn vor dem Ausverkauf gerettet werden kann!
Ihr Reiseplan zeigt:
Eine Privatisierung der Bahn ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Aber: Wo sich deutlicher Widerstand in der Bevölkerung regt, nehmen Privatisierungsbefürworter Abstand von ihren Plänen.

Entscheidend ist, dass viele Leute sich zu Wort melden: Fahrgäste und Bahnbeschäftigte, die seit Jahren die Zerstörung der Bahn am eigenen Leibe erleben. Umweltbewusste und Menschen mit gesellschaftlichem Verantwortungsgefühl. Alle, die dem Ausverkauf von über Generationen aufgebautem Volksvermögen nicht einfach zuschauen wollen.

"Stoppt den Ausverkauf der Bahn. Die Bahn ist öffentliches Gut!" Protestaktion des Bündnisses Bahn für Alle im Rahmen der Attac-Aktionsakademie im Juni 2006 in Offenbach.

Unterstützung der bundesweiten Kampagne
Quelle:
Bahn für Alle 2006
Attac 2006



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