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Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 11.07.2006
Bessere Luft für Beijing
Jülicher Forscher sind in China der Luftverschmutzung auf der Spur
Jülicher Atmosphärenforscher sind Ende Juni nach China aufgebrochen, um dort in diesem Sommer gleich zwei große Messkampagnen zur Luftqualität durchzuführen. Gemeinsam mit chinesischen Kollegen und Wissenschaftlerteams aus aller Welt untersuchen sie, welches die wichtigsten Ursachen für die Luftverschmutzung in den Ballungsräumen um Beijing und im Pearl River Delta sind. Ein wichtiges Ziel: Bessere Luft für die olympischen Spiele 2008 in Beijing.

Die Wirtschaft boomt in den Ballungsräumen Chinas, Industrialisierung und Verkehr nehmen rasch zu. Unerwünschter Nebeneffekt: die Luftverschmutzung steigt ebenfalls dramatisch an. So ist die untere Schicht der Atmosphäre, die Troposphäre über China 2002 mit Stickstoffdioxid um 50 Prozent stärker belastet als 1996. "Die Chinesen sind brennend daran interessiert zu erfahren, welche Schadstoffe im Einzelnen in der Atmosphäre vorhanden sind, und welche photochemischen Prozesse stattfinden", erklärt Prof. Andreas Wahner, Direktor am Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre des Forschungszentrums Jülich kurz vor seiner Abreise nach China.

Unter dem Einfluss des Sonnenlichts können aus Auto- und Industrieabgasen stark belastende Substanzen entstehen - wie das Ozon, das hierzulande als "Sommersmog" von sich Reden macht. Andererseits ist die Konzentration sogenannter Hydoxyl-Radikale interessant, die viele Schadgase abbauen und daher auch als "Waschmittel der Atmosphäre" bezeichnet werden.

Die Forscher der Peking Universität, welche die Untersuchungen leiten, greifen gern auf die Expertise der Jülicher Wissenschaftler zurück. "Dabei spielt zum einen eine Rolle, dass das Forschungszentrum Jülich seit Jahren intensive Beziehungen zu chinesischen Universitäten pflegt", sagt Wahner. So sind bei den Messkampagnen auch drei Doktoranden der Peking Universität und der Jiatong Universität in Shanghai dabei, die einen Großteil ihrer Doktorarbeiten in Jülich anfertigten und nun in ihrer Heimat das erworbene Know-how umsetzen. "Zum anderen gibt es kaum ein anderes Institut, das in der Lage ist, so umfassend verschiedenen Spurengase in der Atmosphäre zu messen. Vor allem bei der Bestimmung der freien Radikale ist das Forschungszentrum Jülich weltweit Vorreiter."

Die Jülicher Wissenschaftler erfassen im Pearl River Delta vom 3. bis 30. Juli beispielsweise verschiedene Aldehyde, bestimmen, wie stark Spurengase photochemisch zersetzt werden und messen die Konzentration kurzlebiger freier Radikale. Die Ergebnisse könnten weit über China hinaus bedeutsam sein: "Es gibt Hinweise darauf, dass sich aufgrund des enormen und zunehmenden Ausstoßes von Luftschadstoffen in China die photochemischen Folgeprodukte wie Ozon und Aerosole auf das Klima und die Luftqualität der gesamten nördlichen Hemisphäre auswirken. Damit könnte auch in Europa beispielsweise die Ozonkonzentration zunehmen", hebt Andreas Wahner hervor.

Eine zweite Messkampagne im Großraum Beijing ist für Mitte August bis Mitte September geplant. Hier geht es darum, die vorhandene Luftverschmutzung genau zu erfassen, Schadstoffquellen zu identifizieren und zu messen, wie verschiedene Schadstoffe - seien es Feinstäube oder Stickoxide - in der Atmosphäre transportiert werden. "Es handle sich um ein sehr praxisbezogenes Projekt", erläutert Wahner. "Die Ergebnisse dienen unmittelbar der Politikberatung. Denn es besteht auf chinesischer Seite ein großes Interesse daran, bis zu den Olympischen Spielen 2008 die Luftqualität entscheidend zu verbessern."

Gleichzeitig tragen die Messungen in China dazu bei, das Verhalten von Luftschadstoffen in der Atmosphäre auch theoretisch immer besser zu verstehen. Anhand der Messwerte werden die Jülicher Forscher die Bedingungen über Beijing oder im Pearl River Delta in der Jülicher Atmosphärensimulationskammer SAPHIR genau nachstellen. Dann wird sich zeigen, ob bisherige Theorien über das Verhalten von Luftschadstoffen zutreffen, oder ob sie modifiziert werden müssen. Je besser aber diese Modelle sind, desto genauer können sie vorhersagen, welche regionalen und globalen Klimaauswirkungen zu erwarten sind und welche Maßnahmen notwendig und sinnvoll sind, damit die Luft wieder sauberer wird.
Quelle:
Forschungszentrum Jülich 2006



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