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Presse-Stelle:  Bündnis 90/ Die Grünen Bundesvorstand, D-10115 Berlin
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 22.06.2006
Agro-Gentechnik - Wenig Zukunftspotenzial, große Risiken
Anhörung "Zukunftspotenziale der Grünen Gentechnik" im Forschungsausschuss
Zu der Anhörung "Zukunftspotenziale der Grünen Gentechnik" im Forschungsausschuss erklärt Hans-Josef Fell, Berichterstatter für Technikfolgenabschätzung:

Zu den wesentlichen Ergebnissen des TAB-Berichts über transgene Pflanzen der 2. und 3. Generation gehören: Das Potenzial, mittels Gentechnik Pflanzen als Wirkstofflieferanten für den Pharma- oder Industriesektor zu entwickeln ist klein - und die Risiken sind groß.

Die Natur stellt uns genügend und vielfältige Rohstoffe zur Verfügung. Wir brauchen dafür nicht neue gentechnisch veränderte Pflanzen. Sie lösen weder die alten Probleme der hochindustriellen Agrarwirtschaft, noch bieten sie marktwirtschaftliche Vorteile. Andere biotechnologische und züchterische Konzepte können sich schneller und effizienter etablieren. Das Rohstofflager der Natur ist ausreichend, um genügend nachwachsende Rohstoffe für Biotreibstoffe und Biochemie bereit zu stellen. So ist zum Beispiel der Anbau von gentechnisch veränderten Energiepflanzen mit unkalkulierbaren Risiken verbunden und angesichts vorhandener, naturverträglicher und ökonomischer Alternativen vollkommen überflüssig.

Statt die angeblichen Zukunftspotenziale der Gentechnik für die Landwirtschaft immer wieder neu zu beschwören, sollte endlich eine Überprüfung stattfinden, ob die öffentliche Förderung der Agro-Gentechnologie sich überhaupt rechnet. Es werden kaum Arbeitsplätze geschaffen, während gleichzeitig höhere Kosten durch die Sicherung der Wahlfreiheit der Verbraucher, der gentechnikfreien Produktion und zum Schutz der Umwelt anfallen.

Gerade bei transgenen Pflanzen der 2. und 3. Generation sind zusätzliche Umweltprobleme zu befürchten. Denn anders als die 1. Generation für den Lebensmittel- und Futtermittelsektor produzierten Pflanzen werden diese Pflanzen gentechnisch mit dem Ziel verändert, sehr hohe Wirkstoffkonzentrationen für die pharmazeutische oder chemische Industrie zu enthalten. Die Freisetzung derartiger Pflanzen in die Umwelt führt über die bereits bekannten Risiken der Agro-Gentechnik zu neuen Fragestellungen bei der Risiko- und Vorsorgebewertung. Für derartige hochkomplexe Umweltprobleme ist das derzeitige Zulassungsverfahren der Europäischen Union nicht geeignet. Schon heute mangelt es hier unter anderem an der Einbindung von Wissenschaftlern mit ökologischem Sachverstand bei den Verfahren.

Statt weiterhin - wie leider auch im 7. Forschungsrahmenprogramm vorgesehen - einseitig auf die Agro-Gentechnik zu setzen, sollte nach Ansätzen gesucht werden, mit denen Probleme gelöst und nicht neue geschaffen werden. Dazu gehört auch, die Vielfalt der Natur zu nutzen - aber dies geht auch ohne den Einsatz der Gentechnik. Es fehlen ausreichende Mittel in den unumstrittenen Bereichen der Biotechnologie wie der industriellen Nutzung in geschlossenen Systemen (Weiße Biotechnologie) oder der Bioenergie. Die in die Agro-Gentechnik gesteckten Gelder wären hier sicherlich sinnvoller investiert.


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