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Presse-Stelle:  Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt, D-14193 Berlin
Rubrik:Haus & Garten    Datum: 04.04.2006
Schädlingsbekämpfung - Ausgleich zwischen Umwelt- und Gesundheitsschutz finden
"Wieviel Biozid braucht der Mensch?" - Fachtagung des Umweltbundesamtes in Berlin
Mit dem Wirksamwerden neuer europäischer Regelungen für Schädlingsbekämpfungsmittel (Biozide) dürfen schädliche Produkte nicht mehr auf den Markt. Das bedeutet zwar weniger Belastung für Umwelt und Verbraucher, birgt aber gleichzeitig auch ein Risiko für den Gesundheitsschutz. Viele Schädlinge - wie etwa Mücken und Schaben - können Krankheiten übertragen. Für ihre Bekämpfung braucht man wirksame Mittel. Wird dies in Zukunft noch befriedigend möglich sein? Welche Auswirkungen hat es, wenn es künftig weniger Wirkstoffe für die Schädlingsbekämpfung außerhalb der landwirtschaftlichen Anwendungsbereiche gibt? Auf einer vom Umweltbundesamt (UBA) veranstalteten Fachtagung am 16. und 17. März 2006 in Berlin berieten etwa 200 Fachleute aus Wissenschaft, Industrie, Bekämpfungsgewerbe, Behörden sowie Umwelt- und Verbraucherverbänden, wie diese Fragen zu lösen sind. Die Fachleute wollen gemeinsam Risiken identifizieren, um frühzeitig gezielt reagieren zu können.

Biozide sollen Schadorganismen töten oder deren Zahl eindämmen. Wegen dieser Zweckbestimmung bergen sie von vornherein Risiken für die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt. Zudem gelangen viele Biozidprodukte selbst bei bestimmungsgemäßer Anwendung in die Umwelt oder werden im Nahbereich des Menschen eingesetzt. Die EU verabschiedete deshalb im Jahr 1998 die Europäische Biozid-Richtlinie, die ein strenges Zulassungsverfahren für solche Produkte festlegt. Sie wurde mittlerweile im deutschen Chemikalienrecht umgesetzt. Erklärtes Ziel dieser Richtlinie ist, den Gesundheits- und Umweltschutz zu verbessern und solche Wirkstoffe und Mittel, die ein unannehmbares Risiko für Mensch und Umwelt darstellen, vom Markt und aus unserer Umwelt zu verbannen - mit der Konsequenz, dass viele Biozide vom Markt verschwinden werden. Es ist damit zu rechnen, dass die Hälfte der etwa 14.000 Biozid-Produkte auf dem europäischen Markt wahrscheinlich bis zum Jahr 2010 nicht mehr gehandelt werden darf.

Aber können wir vor diesem Hintergrund immer noch altbekannte oder neu auftretende Seuchen und ihre tierischen Überträger unter Kontrolle halten? Was ist mit der Vorsorge gegen eine mögliche Ausbreitung so genannter 'Newly Emerging Diseases' - neu auftretender Krankheiten - wie dem West-Nil- oder Dengue-Fieber? Sind oder bleiben wir hierfür ausreichend gewappnet? Können eventuell Lücken bei den Bekämpfungsmöglichkeiten entstehen? Diese Möglichkeit besteht; vor allem in Bereichen, die eine sehr schnelle Wirkung der Bekämpfungsmittel erfordern.

Fachleute sind sich einig, dass es nicht ausreicht, nur eine Wirkstoffgruppe - also ein einziges Wirkprinzip - gegen einzelne Schädlinge zur Verfügung zu haben, da sonst die Zieltiere relativ schnell gegen die Wirkung des Mittels resistent - das heißt immun - werden können. Um solche Wirkstoffgruppen weiterhin anwendbar zu halten, ist es nötig, die Resistenzentwicklung zu beobachten (Resistenzmonitoring). Nur so ist ein Management möglicher Resistenzen durchführbar. Wer aber soll diese Aufgaben übernehmen? Analog zum Pflanzenschutzbereich wäre es Aufgabe der Industrie, über Monitoringprogramme die Empfindlichkeit der Zieltiere gegen den eingesetzten Wirkstoff zu überprüfen. Für Insekten- und Nagerbekämpfungsmittel hat die Industrie bereits derartige Aktionskomitees gegründet. Um die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Behörden, Herstellern und Anwendern bei der weiteren Erarbeitung von Lösungen zu fördern, ist - so das Fazit der Fachtagung - beabsichtigt, verschiedene Möglichkeiten des Informationsaustausches, beispielsweise Internetplattformen, zu prüfen.

Eine Zusammenfassung der Tagungsergebnisse steht unter www.umweltbundesamt.de/biozide zum Download bereit.

Dessau, 4.4.2006


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