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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 10.03.2006
Gentechnikfrei putzen
Künstliche Enzyme für den Frühjahrsputz - oder doch lieber Kernseife und Seifenkraut?
Das Frühjahr kommt, und Hausmann oder Hausfrau packt das Putzfieber. Das ist für marktbeherrschende Firmen wie Procter & Gamble oder Unilever ein Riesengeschäft, weshalb immer neue Produkte oder Marken auf den Markt werfen. Laut Umweltbundesamt (UBA) wurden beispielsweise im Jahr 2000 "in Deutschland über 5.600 neue Wasch- und Reinigungsmittel oder neue Zusammensetzungen bestehender Marken in Verkehr gebracht." Insgesamt können wir unseren - leider häufig - übertriebenen Putzfimmel mit über 50.000 verschiedenen Wasch- und Reinigungsmitteln ausleben.

Beim Reinigen wird dann oft mehr Putzmittel verwendet als nötig. "Rund eine Milliarde Euro geben die Deutschen jährlich für Hausputzmittel aus, den größten Teil davon für Spülmittel", so die Zahlen der Naturschutzorganisation BUND, der generell zu einer sparsamer Dosierung rät. Beim Reinigen werde nämlich oft mehr Putzmittel verwendet als nötig - was immer zu Lasten der Umwelt und des Geldbeutels geht.

"Mit viel Putzmittel schäumt und duftet es zwar mehr, aber sauberer wird es nicht. Im Gegenteil, die Wirkung kann sogar nachlassen, wenn das Spül- oder Putzwasser zu stark schäumt, da sich das Putzmittel dann an der Oberfläche sammelt und die Fettlösekraft vermindert wird", so die Fachleute des BUND. "Das Reinigungsmittel sollte immer erst am Ende zugegeben und die Dosierungsanleitung der Hersteller beachtet werden." Reinigungsmittel der Bio-Hersteller aus dem Naturkosthandel sind in der Regel umweltfreundlicher als konventionelle Produkte.

Desinfektionsmittel oder Reinigungsmittel, die solche Substanzen beinhalten, haben generell nichts beim Frühjahrsputz verloren. Desinfektionsmittel enthalten laut BUND oft ganze Cocktails an Substanzen, die Allergien und Hautreizungen auslösen können. Besonders problematisch sind so genannte Biozide, die zu Antibiotikaresistenzen führen können. Wissenschaftler warnen schon seit Jahren vor der "Hetzjagd auf Keime in der Küche". Klinische Sauberkeit im Haushalt ist genau das, was Mensch um gesunde Umwelt am wenigsten brauchen. Denn die Anwendung von Desinfektionsmitteln oder Bioziden im Haushalt führt letztendlich zu nichts anderem als zu extrem gefährlichen Krankheitskeimen.

"An Putzmitteln lernen Bazillen, wie sie sich vor Antibiotika schützen können", schrieben die Experten von Spektrum der Wissenschaft im Jahr 2000. "Resistenzen gegen so genannte Biozide in Haushaltsreinigungsmitteln entstehen auf die gleiche Weise, wie die bereits bekannten Schutzmechanismen der Mikroorganismen gegen Antibiotika: Je häufiger antibakterielle Mittel auf die unsichtbaren Feinde der Hausfrauen losgelassen werden, desto schneller entwickeln die Angreifer geeignete Schutzschilde." Mehr noch. Diese im Haushalt gegen antibakterielle Putzmittel resistenten Keime können dadurch auch gegen wichtige medizinische Antibiotika resistent werden. So entdeckten Wissenschaftler der Colorado State University, dass gefährliche Pseudomonas-Bakterien Resistenzen gegen bestimmte antibiotische Medikamente entwickelten, nachdem sie mit Trichlosan, einer Substanz, die etwa Seifen zugesetzt wird, behandelt wurden.

Fazit: "Generell gilt: Je spezieller das Reinigungsmittel, desto schädlicher ist es", so der BUND." Ein Allzweckreiniger, möglichst unparfümiert und ohne Konservierungsstoffe, und ein Essig- oder Zitronenreiniger reichen meist aus und können auch schädliche WC-Reiniger ersetzen. Zum Scheuern empfiehlt sich Haushaltssoda." Außerdem lasse sich mit mechanischen Mitteln wie Drahtschwamm, Bürste und Saugglocke sich viel Chemie einsparen.

Seit einigen Jahren kommen immer häufiger so genannte Enzyme bei konventionellen und manchen alternativen Wasch- und Spülmitteln zum Einsatz. "Enzyme sind Proteine oder Eiweißkörper, die durch katalytische Wirkung chemische Stoffe umzuwandeln vermögen", erläutert das Umweltbundesamt. Die eingesetzten Enzyme heißen Amylasen, Cellulasen und Lipasen. Am meisten verwenden die Firmen aber die Proteasen. Sie sind auf die Spaltung von proteinhaltigen Verschmutzungen wie Blut, Milch, Ei, Kakao oder Gras spezialisiert. Der Siegeszug der Enzyme hat einen entscheidenden Grund. Ihre Herstellung hat sich in den vergangenen zehn Jahren aufgrund gentechnischer Verfahren extrem verbilligt. Es gibt deshalb faktisch nur wenige Waschmittel, die nicht den Aufdruck "aus gentechnischer Herstellung" verdient hätten - nur eine Deklarationspflicht dafür besteht nicht.

Ob mit oder ohne Enzym: Ein Dauerproblem mancher 100 Prozent biologisch abbaubarer Waschmittel ist der darin enthaltene Anteil von Fetten. Nicht selten wird dafür billiges Palmöl aus den Tropen verwendet, für dessen Anbau Regenwald abgeholzt oder Kleinbauern sowie Ureinwohner um Land und Existenz gebracht wurden. Der britische Umweltjournalist George Monbiot hält Palmöl "für das weltweit ökologisch schlimmsten Exportprodukt." Die Palmölindustrie sei einer der Hauptzerstörer der asiatischen Regenwälder. Für Ölpalmplantagen, so Friends of the Earth, seien bereits vier Millionen Hektar Regenwald auf Sumatra und Borneo vernichtet worden. Weitere 6 Millionen Hektar sollen jetzt in Malaysia und 16,5 Millionen Hektar in Indonesien dem Palmöl-Boom - auch zur Biodiesel-Herstellung - geopfert werden.

Waschmittel selbst gemacht

Für Haushalte, die viel Zeit und Muße für Waschexperimente haben, hier noch ein Tipp: Ähnlich wie die Waschnuss in Südasien gibt es bei uns eine traditionelle Waschpflanze - das Seifenkraut. Sie ist zum einen eine alt bekannte Heilpflanze, die schleimlösend bei Bronchitis, dazu harn- und schweißtreibend wirkt und bei Hautleiden hilft. Zum anderen besitzt sie aber ebenso einen von Natur aus hohen Gehalt an den waschaktiven Saponinen. Früher hat man deshalb mit Seifenkraut auch gewaschen.

Kernseife selbst gemacht

Eine traditionelles Universal-Wasch- und Putzmittel ist die Kernseife. Zu ihrer Herstellung braucht man nicht viel: Irgendein Fett - früher nahm man Reste aus der Küche, zum Beispiel Schweineschmalz oder Rindertalg. Dazu Natronlauge, auch als Ätznatron bekannt. Wasser und Kochsalz. Wie der Herstellungsprozeß genau abläuft ist auf der informativen Website www.seifen.at nachzulesen.

Norbert Suchanek


Eine Liste mit gentechnikfreien Waschmitteln steht im Internet unter:
www.gene.ch/wasch.html

Weiter Informationen zu Waschmittel gibt es auch beim
Umweltbundesamt
www.umweltbundesamt.de



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