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Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 07.02.2006
Streit um Gentechnik-Pflanzen eskaliert
Schwachstellen der amtlichen Risikobewertung
Wien (pte/07.02.2006/16:03) - Von dem für heute erwarteten WTO-Schiedsspruch zur Gentechnik erwartet die österreichische Umweltorganisation GLOBAL 2000 www.global2000.at keine konkreten Auswirkungen für Österreich. Die Gründe dafür sieht Gentechnik-Experte Jens Karg dem Entsprechen der bestehenden Importverbote nach europäischem und internationalem Recht. Die Klage richte sich gegen das europäische Gentech-Moratorium, das mittlerweile Geschichte sei, so Karg. Da die EU-Kommission ohnehin seit 2004 einige Gentech-Pflanzen zugelassen hat, sei der Schiedsspruch quasi bedeutungslos, so Karg.

Die Umweltorganisation kritisiert allerdings heftig, dass die WTO als nicht demokratisches Gremium nicht dazu befugt sei, über nationale Importverbote von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) zu urteilen. "Das UN-Protokoll zur biologischen Sicherheit gibt jedem betroffenen Staat das Recht, die Einfuhr von GVO zu verbieten, wenn begründete Zweifel an der Sicherheit für die Umwelt, die biologische Vielfalt und die menschliche Gesundheit bestehen", so Karg.

Kritik gibt es an den Äußerungen der Molekularbiologen Josef Glössl, Karl Kuchler und Hans Tuppy in der jüngsten Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Profil" www.profil.at zum Thema Gentechnologie. "Die Molekularbiologie-Experten argumentieren einseitig für die Sicherheit von GVO, obwohl sie keine Experten im Bereich der Toxikologie und der Ökologie sind", so Werner Müller, Gentechnikexperte bei GLOBAL 2000, im pressetext-Interview. In Österreich wird die Risikoforschung im Bereich der Gentechnik vernachlässigt. "Es gibt zwar mehr als 30 österreichische Universitätsinstitute, die sich mit der Entwicklung der Gentechnik beschäftigen, aber keines, dass sich mit den Risiken der Gentechnik auseinander setzt", so Müller. "Ich sehe einen Interessenskonflikt, wenn sich die gleichen Wissenschaftler, die die gentechnischen Methoden entwickeln, gleichzeitig als objektive Risikoabschätzer im Bereich Gentechnik äußern."

Die Schwachstellen in der Gentechnikdebatte sieht Müller vor allem in der amtlichen Risikobewertung und im Fehlen eines dokumentierten Langzeitversuchs (über 24 Monate). "Das bedeutet einerseits, dass im Rahmen der amtlichen Prüfungen durch die Behörden nur die Studienberichte gesichtet werden. Diese stammen aber von den Gentech-Unternehmen selbst. In der amtlichen Risikobewertung wurden bisher nur Studien vorgelegt, die sich höchstens über einen Zeitraum von 90 Tagen erstrecken. Damit werden chronische Risiken aber nicht erfasst", argumentiert Müller. Darüber hinaus zitiert Profil die australischen Wissenschaftler mit den Worten, dass die Wirksamkeit des Sicherheitsbewertungskonzepts bewiesen sei. Dabei wird aber vergessen, dass weder in den USA noch in Europa solche Tests zur amtlichen Überprüfung gentechnisch veränderter Pflanzen durchgeführt worden seien. GLOBAL2000 hat mehrfach auf die Schwachstellen der Sicherheitsbewertung hingewiesen und gefordert, dass die in der australischen Studie verwendeten Methoden dringend in die amtliche Risikobewertung Eingang finden müssten
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Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Wolfgang Weitlaner
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