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Presse-Stelle:  Umweltstiftung WWF - Deutschland, D-60591 Frankfurt
Rubrik:Essen u. Trinken    Datum: 24.01.2000
TBT in Fischkonserven
WWF fordert sofortiges Produktionsverbot fuer TBT
Bremen 24.01.2000 Die hochgiftige Chemikalie Tributylzinn (TBT) ist jetzt auch in Fischkonservenm nachgewiesen wurden. Dies berichtet die Zeitschrift "Oekotest" in ihrer heutigen Ausgabe. In allen 16 untersuchten Konserven von Heringen, Makrelen oder Tunfischen in Tomatensauce wurde TBT gefunden, bis hin zu maximalen Konzentrationen von 27 Mikrogramm pro Kilogramm. Mit dieser Menge nimmt ein Mensch beim einmaligen Verzehr einer 200-g-Packung immerhin 36% des von der Weltgesundheitsorganisation
aufgestellten Grenzwertes einer angeblich zulaessigen taeglichen TBT-Aufnahme zu sich.

"Dass TBT in so hohen Konzentrationen in Lebensmitteln gefunden wurde, wo es wegen seiner Giftigkeit sogar als Antibewuchsmittel in der Sportschifffahrt seit ueber 10 Jahren verboten ist, ist ein Skandal!"
kritisierte Patricia Cameron, Chemieexpertin des WWF. Der WWF fordert die sofortige Offenlegung der
Produktions- und Anwendungsdaten von TBT durch die Chemieindustrie, ein sofortiges Anwendungsverbot fuer alle Konsumgueter sowie ein generelles Produktionsverbot fuer die deutschen Organozinnhersteller, die ueber 2/3 des Weltmarktes innehaben.

Der Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation fuer die Aufnahme von TBT durch die Nahrung
beruecksichtigt ausschliesslich dessen Effekte auf das Immunsystem, nicht jedoch seine hormonelle Wirksamkeit, die bereits in 1000-fach geringeren Konzentrationen erfolgt. Auch bezieht sich der Grenzwert auf einen
gesunden 60 kg schweren Menschen und beruecksichtigt weder geschwaechte Menschen noch Schwangere und Kinder. Bei den Letzteren ist die Gefahr besonders gross, da hormonelle Schadstoffe wie TBT bereits in geringsten Konzentrationen in das Hormonsystem von Ungeborenen und Kleinkindern eingreifen und schwere Entwicklungsstoerungen des Wachstums, des Zentralnervensystems und damit des spaeteren
Verhaltens und der Fortpflanzungsfaehigkeit hervorrufen koennen. Weitere moegliche Effekte beim Menschen bestehen in der Vermaennlichung von Frauen (z.B. anormale Koerperbehaarung, vertiefte Stimmlage, ausbleibende Menstruation) bis hin zur Unfruchtbarkeit sowie in der nachlassenden Spermienqualitaet bei
Maennern. Auch die Funktion der Immunzellen zur Bekaempfung von Infektionen kann gestoert werden.

Da Organozinnverbindungen wie TBT als Antibewuchsmittel auf Schiffsruempfen eingesetzt werden, koennen sie in das Wasser entweichen. Dort werden sie von Kleinstlebewesen aufgenommen und gelangen schliesslich ueber die Nahrungskette bis hin zum Speisefisch, wobei sich aufgrund seiner schweren
Abbaubarkeit der TBT-Gehalt staendig erhoeht. Werte im Muskelfleisch von Speisefischen aus deutschen
Kuesten-Gewaessern reichen von 29 Mikrogramm TBT pro Kilogramm bei Flundern bis zu 760 Mikrogramm TBT pro Kilogramm bei Aalen. Auch Nordsee-Heringe waren hoch belastet. Somit wuerde bereits beim Verzehr von einem Pfund Flunder der Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation erreicht. Nordseemuscheln
enthielten bis zu 24 Mikrogramm TBT pro Kilogramm.

Neben der Belastung von Fischen und Muscheln findet TBT auch in Pflanzen- und Holzschutzmitteln sowie als Hitzestabilisator in Kunststoffen Verwendung. So gelangt TBT in diverse Konsumgueter und
Industrie-Produkte, wie z.B. Sporttextilien, Outdoor-Artikel, oder Teppiche, die Naesse von innen und aussen
ausgesetzt sind aber auch in unterschiedlichste Plastikprodukte.

Fuer weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
WWF-Fachbereich Meere und Kuesten,
Patricia Cameron, Tel. 0421-658 46 16
Dr. Sabine Otto, Tel. 0421-658 46 15

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