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Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Energie & Technik    Datum: 17.11.2005
Aus Gülle Gold?
Aus ihr wird - über Blockheizkraft-Technologie - Strom und Wärme produziert
Die 1500 Rinder des "Hof Pfaffendorf" in Sachsen-Anhalt produzieren jeden Tag 18.000 Liter Milch - und 100 Kubikmeter Müll. Steffen Schleicher, technischer Leiter des Hofes weiß, dass sich aus Gülle Gold machen lässt - ein alter Alchimisten-Traum wird Wirklichkeit! Schleicher ist für die Biogasanlage zuständig.

Aus ihr wird - über Blockheizkraft-Technologie - Strom und Wärme produziert. Der Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist und die Wärme im Hof benutzt. Das erneuerbare Energiengesetz macht diese Biogasanlage nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell rentabel. "Hof Pfaffendorf" erhält pro Kilowattstunde 10,4 Cent.

Das Grundprinzip einer Biogasanlage ist einfach: Die zu vergärenden Stoffe werden in einen beheizten und wärmegedämmten Stahlbetonbehälter (Fermenter) gepumpt, wo sie bei Temperaturen zwischen 35° und 38°C unter Luftabschluss gären. Die notwendige Prozessenergie bilden sie selbst. Bakterien zersetzen die Biomasse und erzeugen ein methanhaltiges Gas. Mit diesem Biogas wird ein Blockheizkraftwerk (BHKW) betrieben, das Energie erzeugt. Die Reststoffe werden automatisch in einen Speicher geleitet. "Eigentlich kann man so aus nahezu allen natürlichen Stoffen Energie gewinnen", sagt Schleicher. Einzig die Qualität der Ausgangsstoffe müsse gewährleistet sein. Die Anlage sei so empfindlich "wie ein Kuhmagen". Würde man beispielsweise fauliges Obst vergären wollen, würde man damit die Bakterien überfordern und töten. Kontrolle ist deshalb ganz wichtig. Alle zwei Monate werden Proben aus den Fermentern entnommen und in einem Labor auf etwa 20 Werte überprüft, unter anderem auf pH-Wert und den Gehalt von Ammonium, Trockensubstanz und Schwermetallen. Schleicher muss die zu vergärenden Stoffe außerdem aufbereiten, bevor sie in die Fermenter fließen. "Hier werden die Fettabscheiderinhalte hygienisiert", erzählt er und deutet dabei auf drei große, silbern glänzende Behälter. In ihnen wird das Fett auf 70°C erhitzt. Damit werden alle schädlichen Keime abgetötet.

"Die Technik ist in etwa so empfindlich wie ein Kuhmagen", Steffen Schleicher.
Anschließend kommen Gülle und Fett in einem Verhältnis von zwei zu eins in einen Mischbehälter. Gut durchgerührt wird das Gemisch von dort jede Stunde in die beiden Fermenter gepumpt. Dabei werden täglich 150 Kubikmeter durchgesetzt. Die Rezeptur muss genau eingehalten werden. "Eine Änderung um 10 Prozent - egal ob im Mischverhältnis oder in den Stoffen - braucht sieben Tage Zeit", erklärt Schleicher. Die frischen Kofermente werden dem Fermenter von unten zugeführt, oben läuft die vergorene Gülle in einen weiteren Behälter ab. 32 Tage dauert es, bis die zugeführten Stoffe wieder aus dem Fermenter heraus fließen. "Diese Verweilzeit gewährleistet den vollständigen Abbau durch die Bakterien", erklärt er weiter. Das bei diesem Vorgang produzierte Biogas wird über Leitungen in das Kraftwerk abgeführt. Dort entsteht dann die Energie. Schleicher schwärmt: "Die Abwärme, die beim Verbrennen in einem Motor entsteht, reicht aus, um den kompletten Prozess selbst zu beheizen."

Biomasse ist die vielseitigste aller erneuerbarer Energien. Aus den Resten der zu Strom und Wärme genutzten Biomasse lässt sich bester Dünger gewinnen. Der Naturkreislauf ist perfekt geschlossen.
Quelle:
Franz Alt 2005
REGJO Leipzig/Halle



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