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| ECO-News - die grüne Presseagentur |
Presse-Stelle: | Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt, D-14193 Berlin |
Rubrik: | Energie Datum: 12.01.2000 |
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Für die umweltfreundliche Fernwärme zahlen Nutzer oft unnötig hohe Preise |
Wer seine Anschlussleistung optimal anpasst,kann die Kosten halbieren |
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Die als Abfallprodukt bei der Stromerzeugung anfallende, umweltfreundliche Fernwärme ist in Deutschland vielerorts teurer als notwendig. Der Grund: Viele Nutzer versäumen es, die Anschlussleistung an ihren tatsächlichen Bedarf anzupassen. Sie bestellen eine zu hohe Leistung, die sie selbst an den kältesten Tagen des Jahres nicht benötigen. Dadurch ist in manchen Fällen der Preis pro Wärmeeinheit mehr als doppelt so hoch wie notwendig. Dies ergab ein stichprobenartiger Vergleich der Fernwärmepreise in mehreren deutschen Städten, den das Umweltbundesamt veranlasst hat. Besonders gravierend wirkt es sich aus, wenn nach Sanierungen weniger Energie gebraucht wird, die Anschlussleistung aber nicht entsprechend dem verringerten Bedarf gesenkt wird. Dadurch erscheinen Investitionen in energiesparende Maßnahmen häufig unrentabel. Das Umweltbundesamt rät den Nutzern von Fernwärme, ihren Wärmebedarf zu überprüfen und die Anschlussleistung optimal an die Bedürfnisse anzupassen. Darüber hinaus appelliert es an die Unternehmen der Wärmeversorgung, lineare Fernwärmetarife ohne Leistungskomponente einzuführen. Der Kunde würde dann nur die Wärme bezahlen, die er tatsächlich verbraucht.
Der Fernwärmepreis wird als Mischpreis aus einer verbrauchs- und einer leistungsabhängigen Komponente gebildet. Während der Verbrauch über Wärmemengenzähler erfasst wird, muss die notwendige Leistung für ein Gebäude vom Eigentümer geschätzt und beim Wärmeversorgungsunternehmen bestellt werden. Dabei ist die Leistung so zu wählen, dass auch an kalten Wintertagen genügend Heizwärme zur Verfügung steht, zusätzlich eines gewissen Sicherheitszuschlags. Wie die Untersuchung des Umweltbundesamts ergeben hat, bestellen viele Hauseigentümer jedoch eine unangemessen hohe Leistung. Das verteuert den Gesamtpreis für die Wärme unnötig, da die Nutzer eine Leistung bezahlen müssen, die sie gar nicht in Anspruch nehmen.
Besonders gravierend wirkt sich dieser Umstand aus, wenn nach der energetischen Sanierung eines Gebäudes, zum Beispiel durch eine verbesserte Wärmedämmung, der Energiebedarf sinkt, ohne dass die bestellte Leistung an den verringerten Bedarf angepasst wird. In diesen Fällen werden die Mieter durch die Umlage der Sanierungskosten, also eine Erhöhung der Kaltmiete, belastet, profitieren jedoch
nicht entsprechend von sinkenden Heizkosten. Dadurch erscheint die Sanierung in vielen Fällen nicht rentabel und unterbleibt. "Das ist aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes äußerst ärgerlich", sagt Professor Dr. Andreas Troge, der Präsident des Umweltbundesamts. "Gerade im Bereich der Gebäudeheizung gibt es ein erhebliches Einsparpotenzial für das Treibhausgas Kohlendioxid. Wenn sich aber Sanierungsmaßnahmen nicht in einer entsprechend verringerten Heizkostenrechnung niederschlagen, dann will sie auch keiner bezahlen." Deshalb empfiehlt das Umweltbundesamt den Besitzern fernwärmebeheizter Gebäude, ihre Anschlussleistung zu überprüfen und optimal an den Bedarf anzupassen. Außerdem sollten die Anbieter von Fernwärme über die Abschaffung der Leistungskomponente und die Einführung von linearen Tarifen nachdenken.
Spreizung zwischen "optimalen" und "sehr hohen" Heizenergiepreisen in ausgewählten Städten,
Fernwärme ohne zentrale Warmwasserbereitung |
Ort |
Optimal |
Durchschnitt |
Sehr hoch |
Spreizung(1) |
|
DM/MWh |
DM/MWh |
DM/MWh |
% |
Berlin |
98,96 |
120,56 |
152,36 |
44,29 |
Dortmund |
89,96 |
107,65 |
125,24 |
32,77 |
Dresden |
95,96 |
112,99 |
138,80 |
37,91 |
Hamburg |
84,61 |
110,89 |
149,68 |
58,68 |
Ingolstadt |
78,32 |
91,24 |
107,12 |
31,57 |
Kiel |
77,96 |
86,51 |
89,60 |
13,46 |
Köln |
65,96 |
108,17 |
140,24 |
68,67 |
Leipzig |
95,84 |
120,10 |
150,08 |
45,16 |
München |
66,32 |
86,68 |
100,16 |
39,04 |
Stuttgart |
68,42 |
102,14 |
171,39 |
100,81 |
(1) Bezogen auf den durchschnittlichen Fernwärmepreis |
MWh = Megawattstunde
Berlin, den 29.12.1999 |