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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 02.03.2005
Abholzung und Hunger durch Soja-Anbau in Argentinien
Über die Folgen des Gen-Soja-Booms in Argentinien
Der Ort war gut gewählt: Die Grüne Woche in Berlin. Parallel zu dieser internationalen Leistungsschau großer und kleiner Nahrungsmittelproduzenten trafen sich Vertreter von über 100 Gentechnikfreien Regionen in Europa zu einer gemeinsamen Konferenz. Die Delegierten aus 30 Ländern appellierten an die Institutionen und Politiker der Europäischen Union, die Rechte der Regionen und der Bevölkerungen auf eine gentechnikfreie Nahrung und Landschaft zu stärken. Zur selben Zeit veröffentlichte Greenpeace eine Studie über die Folgen des Gen-Soja-Booms in Argentinien, an dem die konventionelle Landwirtschaft Europas und ebenso unsere Verbraucherschutzministerin eine klare Mitschuld trägt - vor allem durch den von ihr erlaubten Betrug an den Verbrauchern, in dem Eier, Fleisch, Milch, Molke oder Käse, die mit Hilfe genetisch veränderter Futtermittel erzeugt wurden, nicht als "Gen-Food" gekennzeichnet werden müssen.

Ich kenne die Diskussion um den Soja-Anbau für den Export, um Devisen für den internationalen Schuldendienst zu erwirtschaften, nun schon seit über zwanzig Jahren. Doch quasi nichts hat sich seitdem geändert. Einziger "kleiner" Unterschied ist, dass jetzt auch noch die Umwelt Südamerikas großflächig mit Gen-Soja aus dem Hause Monsanto und den dazugehörenden Pestiziden"verseucht" wird. Der weiter große Soja-Hunger der konventionellen Massentierhaltung Europas ist immer noch Treibstoff für Abholzung und Hunger in Südamerika.

Die Greenpeace-Studie "Rust, Resistance, Rund Down Soils, and Rising Costs - Problems Facing Soybean Producers in Argentina" des renommierte US-Agrarwissenschaftler Dr. Charles Benbrook zeigt nun wiedereinmal deutlich: Die Ausweitung der argentinischen Sojaproduktion für den Export sorgt nicht nur dafür, dass Argentiniens Wälder dafür sterben, auch die Selbstversorgung des Landes mit Lebensmitteln wird dadurch verringert. Die Soja-Anbaufläche des Landes hat sich im Zeitraum von 1996 bis 2004 von 6,7 auf 14,2 Millionen Hektar mehr als verdoppelt. Seit 1996 wurden 2,37 Millionen Hektar tropische Wälder und artenreichen Savannen für Sojaanbau gerodet. In den Wäldern und Savannen lebende Ureinwohner wurden und werden vertrieben, die Tier- und Pflanzenwelt der Gebiete ausgerottet. Auf den anderen Flächen, die dem Soja-Exportboom geopfert wurden, produzierten meist Kleinbauern Lebensmittel für die Region und das Land. Nun fehle Argentinien Grundnahrungsmittel wie Milch, Fleisch, Kartoffeln, Erbsen, Linsen und Bohnen. Von 1996 bis 2002 habe die Zahl der Argentinier, die sich keine Grundnahrungsmittel mehr leisten können, von 3,7 auf 8,7 Millionen zugenommen. "Mit der zunehmenden Abhängigkeit vom Soja-Export verliert das Land seine Nahrungsmittelsouveränität", so Carmen Ulmen, Gentechniksprecherin von Greenpeace. Doch die argentinische Regierung will den Soja-Anbau um weitere vier Millionen Hektar Land ausweiten.

Schon heute stammt rund die Hälfte des nach Europa importierten Sojaschrots aus Argentinien und wird hier als Tierfutter in der konventionellen Milch-, Fleisch- und Eierproduktion verwendet. Weder Futtermittelindustrie und Bauernverbände noch unsere, nach außen hin Gentechnik feindliche Verbrauchschutzministerin scheint es zu stören, dass es sich dabei in erster Linie um Gen-Soja handelt, denn die genmanipulierten Sorten wachsen bereits auf 99 Prozent der Soja-Anbauflächen Argentiniens. Als direkte Folge davon stieg die Umweltbelastung mit Herbiziden stark an. Laut Greenpeace-Studie habe sich die Gesamtmenge des Herbizids Glyphosat, die in Argentinien für Sojabohnen eingesetzt werde, sich von 1996/97 bis 2003/04 ver-56-facht. "Zum einen, weil sich Anbaufläche für Gen-Soja in diesen acht Jahren ver-35-fachte; zum anderen, weil auch pro Hektar 58 Prozent mehr Glyphosat zum Einsatz kam."

Greenpeace fordert deshalb zum einen ein Importverbot der EU von RoundupReady Soja. Außerdem müsse die EU endlich ihren Bürgern ermöglichen, GMO (Genmanipulierte Organismen) in der Nahrungsproduktion zurück zu weisen. Greenpeace fordert dazu die längst fällige Kennzeichnungspflicht für tierische Produkte wie Fleisch, Milch und Eier, wenn die Tiere genmanipulierte Futterpflanzen zu fressen bekommen.

Norbert Suchanek

Info:

Greenpeace e.V., Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg
www.greenpeace.org/multimedia/download/0/714177/0/Benbrook-StudieEng
www.greenpeace.org/multimedia/download/0/714179/0/FS_Gen-SojaArgentinien

GENET and Foundation on Future Farming
Marienstr.19-20, D-10117 Berlin
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