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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Haus & Garten    Datum: 02.03.2005
Biomasse statt Erdöl
Stroh und Pellets oder Weizen zum Heizen?
Draußen ist es kalt, und Drinnen soll es warm und behaglich sein. Doch je länger der Winter dauert, desto weniger traut man sich in den Heizöltank zu schauen. Und so manch ein Hausbesitzer schickt ein Stoßgebet gen Himmel: Hoffentlich reicht das Öl noch wenigstens bis April, wenn die Heizölpreise wieder runter gehen - hoffentlich!

Egal wie man es dreht oder wendet: Erdöl und Erdgas sind endliche Energieträger. Spätestens im nächsten Jahrhundert werden ihre Vorräte in der Erdkruste am Ende sein. Und schon jetzt ist diese Endlichkeit in Geldbeutel und Weltpolitik spürbar. Die Preise für Heizöl steigen - auch ohne Ökosteuer - fast schon kontinuierlich, und der Kampf um die restlichen Erdöl- und Erdgasvorräte wird immer heftiger ausgetragen. Der weiterhin blutige Irakkrieg ist hier nur eines der herausragenden Ereignisse. Genauso wird um die Energieressourcen der indonesischen Provinz Aceh gekämpft, wo die Bevölkerung nun zusätzlich noch unter der Flutkatastrophe zu leiden hat. Auch in den mehr oder weniger heftigen Gemetzeln in Kolumbien spielen Erdölquellen als Treibstoff eine entscheidende Rolle. Die Liste ließe sich fortsetzen. Es ist also höchste Zeit für eine andere Heizung oder zumindest für einen anderen Energieträger. Zumal keine wissenschaftlichen Zweifel mehr darüber bestehen, dass die fossilen Brennstoffe zudem noch das globale wie regionale Klima anheizen und durcheinander bringen. Stürme, Flutkatastrophen, Trockenheit und Hochwasser, und am Ende droht uns West- und Mitteleuropäern noch eine neue Eiszeit. Nein! Mit Erdöl oder Erdgas als Energieträger sollte man niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken können. Angesagt sind nachwachsende, ökologische und langfristig preiswerte Rohstoffe wie Holz, Biogas oder Stroh.

Wärme und Strom aus Stroh

"Normalerweise gibt es ja bei uns Stroh ohne Ende", sagt der Schleswig-Holsteiner Volker Pries und macht damit das große Nutzungspotential dieses in der Getreideernte als Reststoff anfallenden Energieträgers deutlich. Meist nutzen die Bauern das Stroh überhaupt nicht, lassen ihn als Dünger auf dem Feld liegen oder verwenden ihn als Einstreu in den Ställen. Pries ist Geflügelzüchter und gleichzeitig in Deutschland ein "Pionier" beim Bau von Strohheizwerken zur Nahwärmeversorgung. Fünf Strohballen entsprächen in etwa dem Heizwert von 1.000 Liter Heizöl, rechnet er vor. Jeder Ballen aus der Region koste etwa zwanzig Euro, womit Stroh bereits bei den heutigen Ölpreisen von 40 Cent je Liter deutlich billiger als Heizöl wäre. 100 Euro gegenüber 400 Euro bei gleichem Heizwert. Kein Wunder, dass unser Nachbarland Dänemark längst Strohheizkraftwerke fördert. Bereits einige Tausend sind dort in Betrieb. Neueste Techniken sorgen dafür, dass die Strohheizkraftwerke die strengen Grenzwerte der neuen Technischen Anleitung (TA) Luft einhalten. Allein in Deutschland könnten solche Kraftwerke rund 30 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr liefern, schätzt das Biomasse-Informationszentrum (BIZ) in Stuttgart. Doch während auch in Österreich bereits elf mit Stroh befeuerte Heizwerke mit einer installierten Gesamtleistung von mehr als 20 MW in Betrieb sind, liegt das Potenzial bei uns noch weitestgehend brach.

Energiereiche Pellets aus Restholz

Als Ersatz für die Ölheizung auch kleinerer Häuser eignet sich Stroh aber eher weniger. Hier bietet sich die Pelletsheizung an. Ihr Rohstoff kommt aus heimischen Wäldern. Waldrestholz fällt als Rückstand der Stammholz- und Industriegewinnung bei der Endnutzung und bei Durchforstungsmaßnahmen in großen Mengen an. Zusammen mit den unbehandelten Resten aus den Sägewerken ist es das Grundmaterial für die Holzpellets: Aus den Holzresten gepresste, 10 bis 30 Millimeter lange Röllchen mit einem Durchmesser von 6-8 Millimeter.

Ausgehend von Österreich erfreuen sich die Pelletsheizungen nun auch bei uns steigender Beliebtheit. Im vergangenen Jahr gingen in Deutschland rund 30.000 solcher Heizungen in Betrieb, schätzt der Deutsche Energie-Pellet-Verband (DEPV). Die meisten verkauften Anlagen sind Wasser führende Heizsysteme, in denen die Pellets automatisch in den Brennraum gelangen so wie bei den Gas- oder Ölheizungen. Die Biomasseforscher vom BIZ haben errechnet, dass das Heizen mit Pellets nur etwa 60 Prozent der Kosten verursacht, die für Erdgas anfallen, und nur 78 Prozent der Heizölkosten ausmacht. Lediglich der Anschaffungspreis für Pelletskessel und -brenner mit Fördersystem (etwa 7.000 Euro bis 13.000 Euro) ist derzeit noch höher als eine Heizöl- oder Erdgasanlage. Doch den Umstieg auf die umweltfreundlichen Pellets erleichtern verschiedene Förderprogramme von Bund und Land. So fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Pelletsheizungen, die an eine Zentralheizung angeschlossen sind, mit 55 Euro je Kilowatt installierter Nennwärmeleistung.

Bisher ist Österreich noch der Hauptlieferant von Holzpellets in Europa. Aber Deutschland holt auch bei der Produktion dieser kleinen Röllchen auf. So entsteht im Süd-Schwarzwald gerade Deutschlands größtes Pelletwerk in Buchenbach. Rohstofflieferant sind die ortsansässigen Holzwerke, wo jährlich bis zu 460.000 Kubikmeter Restholz anfallen. Daraus ließen sich 66.000 Tonnen Pellets im Jahr herstellen. Doch zunächst will man an diesem Standort nur kleinere Brötchen backen und beschränkt sich auf eine angestrebte Produktionsmenge von 50.000 Tonnen Pellets jährlich, was 25.000 Tonnen Heizöl entspricht.

Holzmengen bis zum Mond

Holz ist überdies nicht nur in Österreich oder im Schwarzwald ausreichend vorhanden. Mit 3,4 Milliarden Kubikmetern hat Deutschland insgesamt sogar die größten nutzbaren Holzvorräte in ganz Europa - mehr als die klassischen Holzländer in Skandinavien wie Schweden und Finnland, hat erst kürzlich die Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft berechnet. Mit diesen Vorräten ließe sich gar ein massiver Holzturm von drei mal drei Metern Grundfläche bis zum Mond bauen.

Heizen mit Weizen führt in die falsche Richtung

Womit auch klar ist, wie die neue, gerade von der Agroindustrie forcierte Idee "Heizen mit Weizen" zu bewerten ist: Überflüssig, weil es andere, deutlich ökologischere Energieträger wie Pellets oder Stroh oder das in diesem Artikel noch gar nicht erwähnte Biogas aus organischen Abfällen gibt, das gleichfalls enormes Potential hat. Unethisch, weil Millionen von Menschen aus Mangel an Getreide verhungern, während wir hier die Getreideüberschüsse für eine warme Stube verfeuern sollen. Unsinnig, weil "Heizen mit Weizen" auf eine Energie intensive, auf Agrochemie setzende Landwirtschaft angewiesen ist. Und dies steht dem nachhaltigen, ökologischen Ansatz, nämlich die umweltschonende Bio-Landwirtschaft langfristig auf möglichst alle landwirtschaftlich nutzbaren Flächen auszuweiten, diametral entgegen.

Ohne Wärmedämmung geht es nicht

Auch die beste Solar- oder Öko-Heizung nutzt allerdings wenig, wenn Haus und Wohnung nicht wärmegedämmt sind. In einem gesunden Bio-Haus haben aber Dämmmaterialien aus Erdöl wie Styropor oder Mineralwolle nichts zu suchen. Ersatz gibt es auch längst genug und wird darüber hinaus noch staatlich nach der Förderrichtlinie "Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen" gefördert. Bisher stammen bundesweite aber immer noch lediglich etwa fünf Prozent der jährlich 30 Millionen Kubikmeter eingebauten Dämmstoffe aus nachwachsenden Quellen, wie Flachs, Hanf, Stroh, Schilf oder Wolle. Dabei gibt es nun - ob für die Altbausanierung oder Neubau - einen Zuschuss zwischen 30 und 40 Euro pro Kubikmeter "natürlichem" Dämmmaterial.

Hanf aus heimischen Feldern

Immer beliebter ist Hanf, genauer gesagt Thermo-Hanf als Dämmstoff. Thermo-Hanf besteht zu 85 Prozent aus Hanffasern und zu 15 Prozent aus einer Polyester-Stützfaser und wird in der Regel in Mattenform geliefert und eignet sich für die Dämmung von Dach, Wand und Boden. Nach Angaben deutscher Hersteller erfolge der Hanfanbau ohne jeglichen Pestizid- und Fungizideinsatz. Er passe in jede Fruchtfolge und sei als nachwachsender Rohstoff eine Alternative zum Marktfruchtanbau. Neben den Hanffasern werden natürlich auch die Samen geerntet und vermarktet. "Iso-Hemp" heißt ein reiner Hanf-Wärmedämmstoff aus Österreich. Er wird aus kontrolliert biologisch angebautem Hanf hergestellt und ist quasi ein Abfallprodukt aus der Bio-Hanföl-Erzeugung.

Bäuerlicher Dämmstoff Stroh

Kaum in seiner Öko-Bilanz zu überbieten ist der uralte und regional kostengünstig verfügbare Dämmstoff Stroh - vor allem, wenn er aus der Bio-Getreideproduktion stammt. Besonders in Österreich kommt Stroh immer häufiger zum Einsatz. Dort wurden auch in einem angewandten Forschungsprojekt - es gehört zum Projekt "Fabrik der Zukunft" - Bauteile und ein Verfahren zur Produktion der Strohdämmstoffe für den Holz-Fertigbau entwickelt. Tests des österreichischen Ökologie-Instituts für angewandte Umweltforschung in Wien ergaben: "Stroh steht in seinen Eigenschaften als Dämmstoff den konventionellen Produkten wie Mineralwolle keineswegs nach - es hat eine hohe Wärmedämmqualität und ist daher gut geeignet für moderne Passivhausarchitektur." Der Aufwand für den Einbau bei der vorgefertigten Bauweise sei mit konventionellen Dämmstoffen vergleichbar. Wobei das Einbringen der Strohdämmung im Vergleich zu Glaswolle sogar angenehmer für die Arbeitskräfte sei, da keinerlei Hautirritationen durch das Stroh auftreten. Auch bei den Aspekten Schimmelbildung und Brandverhalten überzeugte Stroh die Wissenschaftler. "Schimmelbildung ist", so die Bewertung des Instituts für Baubiologie und Ökologie, "bei der verwendeten und untersuchten Konstruktion nachweislich nicht gegeben. Das Brandverhalten und die Setzung im Bauteil ist mit anderen Dämmstoffen vergleichbar."

Norbert Suchanek


Info:

- Dämmstoffe allgemein

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Hofplatz 1
18276 Gülzow
E-Mail: info@fnr.de
Internet: www.fnr.de
www.naturdaemmstoffe.info

- Stroh

Österreichisches Ökologie-Institut für angewandte Umweltforschung
Seidengasse 13, 1070 Wien
E-Mail: adensam@ecology.at
www.ecology.at
www.architektur-online.com/archiv/Heft0204/Stroh/Stroh.html

- Hanf

Hock Vertriebs GmbH & Co KG
Helmholtzstrasse 14
D-76297 Stutensee
www.thermo-hanf.de


BAFA Badische Naturfaseraufbereitung GmbH
Stefanstr. 2
76316 Malsch
www.bafa-gmbh.de

Iso-Hemp
Familie Riegler-Nurscher
Straß 1, A-3243 St. Leonhard am Forst
www.hanf.co.at/

- Heizen

Strohheizwerk Seedorf
Am Markt 11
23823 Seedorf
Tel. 04555/719898
Fax 04555/719899
vertrieb@vp-biotherm.de
www.vp-biotherm.de

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR)
Hofplatz 1
18276 Gülzow
www.bio-energie.de/

www.solar-server.de/wissen/pellets.html

www.nachwachsende-rohstoffe.info


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